Inwiefern werden Frauen mit Behinderungen schlechtergestellt? Ist deren Zugang zu Beschäftigungsmöglichkeiten eingeschränkt?

ST/SW – 09/2017

Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine Studie, die dem EU-Parlament vorliegt. Ziel der Studie war es, vorhandene Daten und Informationen auszuwerten, um herausfinden, wie eine mehrfache Diskriminierung von Frauen mit Behinderungen sich auf deren Teilhabe am Arbeitsleben auswirkt. Zudem wurde aufgezeigt, ob und auf welche Weise diesen Benachteiligungen im Rahmen rechtlicher und politischer Leitlinien auf europäischer und nationaler Ebene begegnet wird. Die Studie enthält auch Hinweise auf Durchführungs- und Überwachungsmechanismen. 

Ergebnisse der Studie

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Beeinträchtigung von Frauen mit Behinderungen im Berufsleben zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, sowohl von der Politik als auch von Frauenrechts- und Behindertenorganisationen. In der Vergangenheit wurden entweder Maßnahmen ergriffen, um behinderte Menschen oder Frauen zu fördern. Es wurden jedoch keine Aktionen in beiden Feldern gleichzeitig ergriffen. Dies führte zwar zu einer Verbesserung der Lage von Frauen mit Behinderungen, aber zielgerichtete Maßnahmen, die beide Faktoren mit einbeziehen, könnten noch weitreichendere Fortschritte bewirken. 

 

Auf nationaler Ebene zeigen Fallstudien, dass das Konzept der Mehrfachdiskriminierung im Wesentlichen außerhalb der öffentlichen und politischen Diskussion liegt und eher ein Bereich für die Forschung und die wissenschaftliche Debatte ist. Lediglich in einigen der betrachteten Länder (z. B. Spanien, Italien und Deutschland) verändert die Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderungen langsam den legislativen und politischen Rahmen und wird ausdrücklich unter den Zielsetzungen der Politik erwähnt. Auch Verbände nehmen sich zunehmend des Themas an sowie Netzwerke, wie z.B. das 2007 in Berlin gegründete Europäische Netzwerk von Frauen mit Behinderungen. 

Politikempfehlungen

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen, obwohl die mehrfache Diskriminierung von Frauen mit Behinderungen zunehmend in der Debatte und in der Politik anerkannt werden. Darüber hinaus sei zu befürchten, dass Sparmaßnahmen die weitere Entwicklung zusätzlich behindern. Es sei daher wichtig, dass das Thema von Frauen- und Behindertenverbänden sowie in der Forschung aufgenommen werde, um das soziale und politische Bewusstsein für die Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderungen und die Notwendigkeit gezielter Maßnahmen zu erhöhen.  

 

Es wird vorgeschlagen, sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene zielgerichtete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Frauen mit Behinderungen zu ergreifen, dies gelte vor allem für den Zugang zum Arbeitsmarkt und Gesundheitsleistungen sowie der sozialen Sicherung, der Bildung und der Rechtssicherheit.  

 

Der Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten im Europäischen Parlament (EMPL) hat inzwischen über seinen Berichtsentwurf über die Umsetzung der Europäischen Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen beraten.