Soziale Sicherung bietet wirksame Lösungen, um den Ursachen von Flucht und Vertreibung entgegenzuwirken.

SW – 06/2018

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie “Soziale Sicherung als Alternative zur Migration? Eine Bewertung der Rolle von sozialer Sicherheit bei der Minderung auslösender Faktoren für Migration in unterschiedlichen Länderkontexten“.  

 

Die Ergebnisse der Studie wurden am 19. Juni 2018 in Brüssel vorgestellt. Frau Professor Esther Schüring, Mitautorin der Studie und Leiterin des Internationalen Masterstudiengangs "Analyse und Gestaltung von Sozialschutzsystemen" der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, erläuterte an Hand von Fallstudien für die Länder Pakistan, Irak, Nigeria und Albanien die Zusammenhänge zwischen Sozialer Sicherung, gesellschaftlicher Entwicklung und Migration. Soziale Sicherung könne Migration sowohl fördern als auch hemmen. Wie Soziale Sicherung Migrationsentscheidungen beeinflussen könne, hänge von den jeweiligen Rahmenbedingungen in den Herkunftsländern ab, wobei für die individuelle Entscheidung Angemessenheit, Häufigkeit und Verlässlichkeit der Ansprüche eine Rolle spiele.  

Die Frage, welche Handlungsempfehlungen sich für die Politik hieraus ableiten lassen, wurde in der anschließenden Podiumsdiskussion vertieft, an der Henriette Geiger, Direktorin in der Generaldirektion Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung, der Europäischen Kommission, Eugenio Ambrosi, Regionaldirektor der Internationalen Organisation für Migration für den Europäischen Wirtschaftsraum, die EU und die NATO, Assane Diop, Berater des Präsidenten der Republik Senegal und Präsident des Koungheul County Council, Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der DGUV und Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e.V. (GVG) sowie Professor Esther Schüring teilnahmen. 

 

In der Diskussion zeigte sich, dass soziale Sicherung ein wichtiger Faktor ist, um die Lebensbedingungen von Menschen in ihren Herkunftsländern zu verbessern. Dabei solle soziale Sicherung nicht als Kostenfaktor begriffen werden, es handele sich vielmehr um ein Grundrecht, dass es zu sichern und umzusetzen gelte.  

 

Das Engagement der Europäischen Union zur Unterstützung nachhaltiger Strategien, einschließlich der Unterstützung von Projekten der Sozialen Sicherung, wurden von allen Diskussionsteilnehmern begrüßt. Wichtig sei hierbei, dass es nicht darum gehe, europäische Systeme zu „exportieren“. Ziel sei es, mit den jeweiligen Regierungen in einen Austausch zu treten und bei der Umsetzung der von diesen selbst entwickelten Systeme zu unterstützen.  

Die Studie fordert einen migrationspolitischen Ansatz, der kurz-, mittel- und langfristige Ziele verbindet. In den Ergebnissen der Studie sieht Dr. Joachim Breuer, einen Beleg, „dass es notwendig ist, Soziale Sicherung stärker als einen bedeutenden Sektor zu begreifen, der eigene Lösungen bietet, den Ursachen von Flucht und Migration entgegenzuwirken“. Soziale Sicherung solle strategisch als ein Kernbereich möglicher Maßnahmen in die Entwicklungspolitik eingebunden werden.  

Hintergrund

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) hat die Untersuchung in Auftrag gegeben, die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg hat sie zusammen mit dem Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn durchgeführt. Erschienen ist die Studie in der Schriftenreihe der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e.V. (GVG). 

 

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie können Sie hier nachlesen.