Mit dem Hera-Inkubator soll Virusmutationen zu Leibe gerückt werden.

UM – 03/2021

Die gute Nachricht vorweg: Mit der bedingten Zulassung einer Vakzine gegen das Virus SARS-CoV-2 der Firma Janssen, einer niederländischen Tochter des amerikanischen Konzerns Johnson & Johnson am 11. März, steht in absehbarer Zeit ein weiterer Impfstoff gegen Covid-19 in Europa zur Verfügung.

Vorfahrt Amerika

Die schlechte Nachricht: Unklar ist, wann und in welchen Mengen die Vakzine für die Europäerinnen und Europäer tatsächlich verfügbar sein wird. Zwar hat die Europäische Kommission gleich 200 Millionen Dosen geordert und weitere 200 Millionen optioniert. Frühestens Mitte April sei mit einer Lieferung zu rechnen; gegebenenfalls auch später. Bevor das Serum nach Europa ausgeliefert wird, sollen amerikanische Verträge erfüllt werden. Auch wenn in Europa produziert wird – in den USA wird der neue Impfstoff abgefüllt. Und unter dem neuen Präsidenten Joe Biden soll dort das Impf-Tempo deutlich erhöht werden.

Sichere Lieferketten werden gebraucht

Dies zeigt, dass es wichtig ist, die Entwicklung von Impfstoffen weiterhin zu forcieren und die Lieferketten abzusichern. Die Europäische Union (EU) will deshalb – so Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Erklärung - die Zulassungsverfahren für die Zulassung von Impfstoffen und die Zertifizierung neuer Herstellungsstrukuren durch Anpassung der entsprechenden Rechtsrahmen beschleunigen sowie die Produktionskapazitäten in Europa zu erweitern und die Massenproduktion zu fördern.

Virusvarianten in den Blick nehmen

Besondere Aufmerksamkeit soll auch auf die Virusmutationen gelegt werden, an die die schützenden Seren im Zweifel angepasst werden müssen. Hier schnell zu handeln, ist das zentrale Ziel des „HERA-Inkubators“ – ein Vorsorge-Plan gegen biologische Gefahren, mit dessen Hilfe öffentlich-private Kooperationen zwischen Wissenschaft, Biotechnologieunternehmen, Herstellern sowie Behörden und Regulierungsstellen geschmiedet werden soll. Konkret sollen


  • neue Varianten durch eine intensivierte Sequenzierung schneller erkannt werden, dazu sollen mehr Proben als bisher (fünf Prozent statt einem Prozent) sequenziert werden.
     
  • Daneben soll die Erforschung von Impfstoffen für Virus-Varianten gefördert sowie klinische Impfstoffstudien über ein europäisches Netz besser koordiniert werden. Hierzu wurde mit dem HERA-Inkubator auch das Netzwerk VACCELERATE aus der Taufe gehoben, an dem 21 Staaten beteiligt sind.
     

Die Europäische Kommission stellt zunächst zusätzlich 225 Millionen Euro bereit; 75 Millionen Euro zur Unterstützung der Genomsequenzierung in den Mitgliedstaaten und zur Entwicklung neuer standardisierter Tests für Varianten und 150 Millionen Euro für die Anpassung bereits zugelassener Impfstoffe an Virusmutationen.

Mutationen erfordern rasches Handeln

Wie der Name verät – die Maßnahmen des „Inkubators“ sollen für den Aufbau der künftigen EU-Krisenbehörde HERA (siehe News Februar 2021) eine Grundlage liefern, mittels derer die EU künftige Pandemien frühzeitig erkennen und bekämpfen können will. Ende 2021 will die Europäische Kommission hierzu einen Legislativvorschlag vorlegen. Wegen der schon vorhandenen und der zu erwartenden weiteren Virusmutationen wollte man solange nicht warten.