Die Europäische Kommission gibt Hinweise, wie der Zugang zur gesundheitlichen Versorgung in Europa verbessert werden kann.

UM – 04/2021

Die Gesundheitssysteme in Europa sind unterschiedlich. Das gilt für ihre Organisation, ihre finanzielle Ausstattung, die Leistungskataloge sowie den Umfang der Zahlungen, die aus „der eigenen Tasche“ zu leisten sind. Diese Unterschiede bestehen, denn die Ausgestaltung der Gesundheitssysteme ist Sache der Mitgliedstaaten. In Österreich und Dänemark ist beispielsweise der Anteil der staatlichen Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt mit etwa 8,2 Prozent vergleichsweise hoch, in Zypern oder Litauen mit gut vier Prozent niedrig (Quelle: Eurostat).

Patientenbedürfnisse sollen zählen

Dennoch sind Überlegungen erlaubt, im Rahmen der nationalen Gegebenheiten nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen und Potentiale zu heben. Die Kommission hat dazu am 15. April 2021 den Bericht einer EU-Sachverständigengruppe für die Leistungsbewertung von Gesundheitssystemen (HSPA) veröffentlicht. Ansatz der Expertinnen und Experten ist, einen oft und gern formulierten Anspruch – nämlich die Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt zu stellen – tatsächlich ernst zu nehmen. Dafür werden konkrete Vorschläge gemacht. 

Datengrundlagen verbessern

Ein gutes Gesundheitssystem richtet sich auf die Patienten aus. Da sind belastbare Informationen zu den Bedürfnissen, Belastungen, ungedeckten Bedarfen und Hemmnissen in der Versorgung unerlässlich. An solchen Daten mangelt es. Es fehlt  an den notwendigen Erhebungen und Messungen. Um diese Situation zu verbessern,

  • werden Werkzeuge beschrieben, um in heterogenen nationalen Gesellschaften Gerechtigkeitsfragen bei der Verteilung von Gesundheitsleistungen zu messen, 
     
  • werden Methoden vorgestellt, wie der Zugang zu den Gesundheitsleistungen gemessen werden kann und
     
  • Ideen aufgezeigt, wie mittels vernetzter Datenquellen passgerechte Ansätze für Patientinnen und Patienten mit besonderen Gesundheitsanliegen entwickelt werden können.
     

Darüber hinaus werden erste Ergebnisse der Pilotstudie zur „Patienten-Vignette“ vorgestellt, in deren Modellrahmen theoretische Ansätze zur Messung der Patientenperspektive praktisch erprobt werden.

Bessere Gesundheitschancen für sozial Benachteiligte

Die HSPA reklamiert,  dass mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, um geeignete Werkzeuge zur Messung eines patientengerechten Zugangs zu entwickeln und zwar auf europäischer wie auf Ebene der Mitgliedstaaten. Entscheidend komme es darauf an, diejenigen die in der Versorgung schlechter gestellt sind, schneller zu erreichen. Der Zugang zu Gesundheitsleistungen habe schließlich eine starke soziale Komponente. Durch die COVID-19-Pandemie seien die Herausforderungen, die aus schlechter Gesundheit und sozialer Benachteiligung erwachsen, deutlich gewachsen.