Digitale Dekade
Der digitale Wandel in der EU verlangt mehr Anstrengungen.
UM – 07/2024
Am 2. Juli hat die Europäische Kommission den zweiten Bericht über den Stand des Politikprogramms für die digitale Dekade vorgelegt. Der
zwanzig Seiten starke Text (nur auf Englisch) zeichnet ein eher nüchternes Bild
über die Fortschritte des 2021 vorgeschlagenen Programms. Auf ihrem Weg
in die digitale Dekade bleiben die gemeinsamen Anstrengungen der
Mitgliedstaaten zur Verwirklichung der bis zum Jahr 2030 vereinbarten Digitalziele
und -vorgaben hinter den Zielvorgaben der Europäischen Union (EU) zurück.
Digitalisierung läuft schleppend
Defizite gäbe es nahezu überall: Bei der
digitalen Infra- und Netzstruktur, in der Wirtschaft, bei öffentlichen
Dienstleistungen und bei den digitalen Kompetenzen. So würden leistungsfähige
Glasfasernetze nur 64 Prozent der Haushalte anbinden. 5G-Netze erreichen knapp die
Hälfte des EU-Gebiets; bei unbefriedigender Leistungsfähigkeit. Auch bei den Wirtschaftsunternehmen
läge die Nutzung von KI, Big Data oder Cloudtechnologien deutlich unter der
Zielmarke von 75 Prozent. Und nur etwa 55 Prozent der Menschen in der EU
verfügen über grundlegende digitale Kompetenzen.
Fortschritte bei öffentlichen Diensten
Der Bericht verweist auch explizit auf den
öffentlichen Sektor. Die Mitgliedstaaten würden zwar Fortschritte machen,
wichtige öffentlichen Dienste und elektronische Patientenakten online
zugänglich zu machen. Eine europäische digitale Identifizierungsmöglichkeit
(eID) stünde immerhin schon für mehr als 90 Prozent der EU-Bevölkerung zur
Verfügung. Dass aber alle öffentlichen Dienste bis 2030 digital nutzbar sind –
dahinter müsse man aber ein großes Fragezeichen setzen.
Mehr Investitionen nötig
Den Mitgliedstaaten käme eine wichtige Rolle bei der
Umsetzung des Programms zu. Sie müssten mehr investieren, um den künftigen
wirtschaftlichen Wohlstand und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der EU zu
sichern. Für die weitere Digitalisierung der Unternehmen müsse mit geeigneten
Anreizen gearbeitet und private Investitionen mobilisiert werden. Um die EU insgesamt
wettbewerbsfähig und widerstandsfähig zu halten, müsse auch auf die zunehmende
Bedrohung der Cybersicherheit in den Fokus genommen werden. Diese machten
robuste Sicherheitsmaßnahmen erforderlich.
Länderspezifische Analysen
Um den Mitgliedstaaten hier gezielte Hilfe anzubieten, hat
die Europäische Kommission die länderspezifischen und bereichsübergreifenden
Empfehlungen für jeden Mitgliedstaat aktualisiert. In dem Länderbericht für Deutschland für das Jahr 2024 werden positive
Entwicklungen bei der Abdeckung mit der fünften Mobilfunkgeneration (5G) und
Fortschritte bei der Vermittlung grundlegender digitaler Fertigkeiten
attestiert. Beim Ausbau des Glasfasernetzes nehme die größte Volkswirtschaft
der EU aber den zweitletzten Platz ein. Bei der Digitalisierung der
öffentlichen Dienste hinke Deutschland ebenfalls hinterher.