Europäisches Semester
Soziale Aspekte der länderspezifischen Empfehlungen gebilligt.
VS – 07/2024
Der Rat „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und
Verbraucherfragen“ (EPSCO) hat am 16. Juli die sozial- und
beschäftigungspolitischen Aspekte der länderspezifischen
Empfehlungen als auch die beschäftigungspolitischen
Leitlinien gebilligt. Der sozialpolitische Schwerpunkt lag in diesem Jahr
auf der sozialen Aufwärtskonvergenz – einem
Kernelement der europäischen Säule sozialer Rechte (ESSR). Weiterhin hat der
Rat eine gemeinsame Stellungnahme von beschäftigungspolitischem Ausschuss (EMCO) und Sozialschutzausschuss (SPC)
gebilligt. Darin werden die Herausforderungen der sozialen Aufwärtskonvergenz
benannt. Daneben wurde eine erste Bewertung eines s Pilotprojekts zur
länderbezogenen Analyse der Konvergenzentwicklung vorgenommen. Die beiden
Ausschüsse befürworten, solche Analysen stetig in die multilaterale Monitoringmechanismen
aufzunehmen.
Europäisches Semester
Das Europäische Semester bildet den Rahmen für die
Koordinierung und Überwachung der Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Europäischen
Union (EU). Der Zyklus beginnt im November, wenn die Kommission die Prioritäten
für das kommende Jahr festlegt. Er endet im Oktober des folgenden Jahres, wenn
die nationalen Regierungen ihre Haushaltsentwürfe vorlegen.
Der gemeinsame
Beschäftigungsbericht des Europäischen Semesters 2024 enthält erstmals eine
neue länderspezifische Analyse zur sozialen Aufwärtskonvergenz, die im Rahmen
des Pilotprojekts erstellt worden ist. Die Grundlage hierfür bildete der
gemeinsam von Europäischer Kommission und Rat vereinbarte Analyserahmen.
Danach wurden in einem ersten Schritt Risiken für die Konvergenz nach oben für
alle 27 Mitgliedstaaten identifiziert sowie die Länder benannt, für die eine
vertiefende Analyse notwendig ist. Bei diesen handelt es sich um Bulgarien,
Estland, Ungarn, Italien, Litauen, Rumänien und Spanien. Ergebnisse dieser
Analyse sind in die länderspezifischen Empfehlungen der sieben Länder
eingeflossen.
Ergebnisse der Analyse
Geschlecht, Alter, sozioökonomischer Hintergrund,
Staatsangehörigkeit und ethnische Herkunft bestimmen oft den Zugang zu Bildungs-
und Weiterbildungsmöglichkeiten, zu fairen Arbeitsbedingungen sowie zu hochwertigen
Sozial-, Pflege- und Gesundheitsdiensten. Dies gilt insbesondere für die
Länder, die einer vertiefenden Analyse unterzogen wurden. Die genannten
Faktoren stellen aber auch für die restlichen Mitgliedstaaten große Barrieren
für sozial- und beschäftigungspolitische Fortschritte dar. SPC und EMCO betonen
in ihrer Stellungnahme, dass die Resilienz der Mitgliedstaaten gegenüber zukünftigen,
aber auch gegenwärtigen Herausforderungen davon abhängt, dass die Sozial- und
Beschäftigungspolitik alle erreicht.
Beschäftigungspolitische Leitlinien
Teil des Frühjahrpakets ist auch die Verabschiedung der beschäftigungspolitischen
Leitlinien. Diese wurden in diesem Jahr um Aspekte der allgemeinen und
beruflichen Bildung, neue Technologien, künstliche Intelligenz und
algorithmisches Management ergänzt. Zudem sind die jüngsten politischen
Initiativen wie beispielsweise zur Plattformarbeit, zu erschwinglichem Wohnraum
und zur Bekämpfung von Arbeits- und Qualifikationsdefiziten in die Leitlinien
einbezogen worden.
Länderspezifische Empfehlungen für Deutschland
In den länderspezifischen
Empfehlungen für Deutschland wird empfohlen, in den Jahren 2024 und 2025
Maßnahmen zu ergreifen, um die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung
zu reformieren. So verringere der projizierte zukünftige Anstieg der
Alterssicherungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt den finanzpolitischen Spielraum. Der über Steuermittel finanzierte Anteil der
Rentenausgaben sei mittlerweile auf über 100 Milliarden Euro angestiegen. Auch
die Einführung des Generationenkapitals ermögliche hier keine substanzielle
Entlastung, da der Kapitalaufbau über öffentliche Schulden finanziert werde.
Gleichzeitig stagniere die Verbreitung der privaten und betrieblichen
Alterssicherung.
Wie geht es weiter?
SPC und EMCO werden in der zweiten Jahreshälfte eine weitergehende
Bewertung des Piloten zur sozialen Aufwärtskonvergenz vornehmen.