Migration von Fachkräften erreicht neuen Höchststand.

VS – 11/2024

Die „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD) hat in ihrem jährlichen Migrationsbericht die jüngsten Entwicklungen der Migrationsbewegungen und der Arbeitsmarktintegration von Zuwandernden in den OECD-Ländern analysiert. Danach erreichte die Zuwanderung mit 6,5 Millionen Menschen im Jahr 2023 einen neuen Rekord. Deutschland verzeichnet mit rund 700.000 Menschen, nach den USA und Großbritannien, den stärksten Zuzug. Mit einem Anstieg von über 50 Prozent auf knapp 750.000 Menschen sticht auch die Zuwanderung in Großbritannien besonders hervor.

Auch der Zuzug von Fachkräften ist in den meisten OECD-Staaten stark angestiegen und erreicht in mehreren Ländern einen Höchststand, so auch in Deutschland. Ein Schwerpunkt des Berichts gilt der Integration von Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt. Dabei ist im Jahr 2023 die Erwerbstätigenquote von Zugezogenen auf ein historisches Hoch gestiegen und die Erwerbslosenquote auf ein historisches Tief gefallen.

Balanceakt zwischen Beschränkung und Anwerbung

Im Jahr 2023 hat nicht nur die Zuwanderung in OECD-Ländern zum zweiten Mal in Folge ein Rekordniveau erreicht, sondern auch die Zahl der temporären Migrantinnen und Migranten sowie die Anzahl der Asylsuchenden ist deutlich angestiegen.

Die OECD weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dies in den Aufnahmeländern zu verstärkten Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Gesellschaft geführt hat. So stehen Migrationsmanagement und eine restriktivere Einwanderungspolitik ganz oben auf der politischen Agenda und im Mittelpunkt des Interesses der Wählerinnen und Wähler. Gleichzeitig schüren Fachkräftemangel und demografische Herausforderungen weiterhin das Interesse an Arbeitsmigration. Dies zwinge die Länder zu einem Balanceakt zwischen Maßnahmen, die Zuwanderung zu beschränken, und Maßnahmen, um ausländische Arbeitskräfte anzuwerben.

Die Analysen der OECD weisen jedoch darauf hin, dass diese hohe Zuwanderung mit einer geeigneten Politik gut bewältigt werden könnte.

Großbritannien schließt Fachkräftelücke in Gesundheitsberufen

Die Zuwanderung von Fachkräften ist in den meisten Ländern angestiegen. Hierbei sticht insbesondere Großbritannien mit einer Zuwanderung von 282.000 Arbeitnehmerinnen und -nehmern in den Arbeitsmarkt hervor. Mehr als die Hälfte davon entfiel auf Angehörige der Gesundheitsberufe, die ein „Visum für Fachkräfte – Gesundheit und Pflege“ erhielten. Gemeinsam mit ihren zugezogenen Angehörigen sind im Jahr 2023 von den 750.000 Zugewanderten 653.000 Menschen im Rahmen des Fachkräftezuzugs nach Großbritannien zugewandert. Auch Deutschland verzeichnet mit dem Zuzug von etwa 93.000 Arbeitsmigrantinnen und -migranten einen Rekord – wenn auch viel geringerem Niveau.

Erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt

Der Bericht zeigt, dass sich der Aufwärtstrend bei der Beschäftigung von Einwandernden nach der Pandemie bis 2023 fortgesetzt hat, wobei die OECD insgesamt sowohl historisch hohe Erwerbstätigenquoten als auch niedrige Erwerbslosenquoten von 71,8 Prozent beziehungsweise 7,3 Prozent verzeichnete. 10 OECD-Länder, darunter Kanada, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten, sowie die EU27, wiesen die höchsten Erwerbstätigenquoten von Einwandernden auf, die je verzeichnet wurden.

Eine Ausnahme stellen die Länder dar, die besonders viele ukrainische Flüchtlinge aufgenommen haben. Dazu gehören, mit Deutschland (-0,5 Prozentpunkte), Polen (-0,4 Prozentpunkte) und Tschechien (-1,6 Prozentpunkte), die drei wichtigsten Zielländer für ukrainische Flüchtlinge.

Aufnahmeländer profitieren

Die Arbeitsmarktergebnisse von Zuwandernden sind besser als je zuvor, was sich in den hohen Beschäftigungsquoten und niedrigen Arbeitslosenquoten widerspiegelt. Laut der OECD ist dies auf die guten allgemeinen Arbeitsmarktbedingungen zurückzuführen, deutet aber auch auf die wachsende Rolle von Einwanderern bei der Erwirtschaftung des Wohlstands in den Aufnahmeländern hin. Darüber hinaus schließen Zugewanderte wichtige Lücken in der sozialen Infrastruktur, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen in Großbritannien.

Die OECD führt weiterhin aus, dass eine zentrale Voraussetzung für die Akzeptanz von Zuwanderung ein effektives Migrationsmanagement in Kombination mit politischen Maßnahmen in den Bereichen Wohnungsbau und Bildung ist.