Gleichberechtigte Teilhabe am Leben
Auf dem Weg zu einem inklusiveren Europa.
SK – 12/2024
Anlässlich des Europäischen Tages der Menschen
mit Behinderung haben die Europäische Kommission und das Europäische Parlament
Ende November im Rahmen einer zweitägigen Konferenz über die strategischen
Ziele und Initiativen für die nächsten fünf Jahre diskutiert. Gerade die
diesjährigen Debatten zur Stärkung des Bewusstseins für die alltäglichen
Herausforderungen von Menschen mit Behinderungen waren für die politischen
Entscheidungsträger von besonderem Interesse, da die Europäische Kommission in
den kommenden Monaten ihre neuen politischen Prioritäten mit Leben füllen wird,
auch wenn es darum geht, die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu stärken.
Ergänzt wurden die Debatten durch die Themenwoche zu Rechten von Menschen mit
Behinderung, die Anfang Dezember zum zweiten Mal im Europäischen Parlament
stattfand. Von Beschäftigung über künstliche Intelligenz bis hin zur
Zugänglichkeit von Förderprogrammen wie Erasmus+ – die diskutierten Themen waren
vielfältig. Dabei waren sich alle einig: Es muss noch mehr dafür getan werden,
um Europa inklusiver für alle seine Bürgerinnen und Bürger zu gestalten.
Beschäftigung im offenen Arbeitsmarkt
Ein Thema, das oft erwähnt wurde, ist die
Inklusion von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt. Die Europäische
Kommission hat bereits im Jahr 2022 ein Paket zur Verbesserung der
Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Behinderung auf den Weg gebracht. Viele
der angesprochenen Maßnahmen, die zum Beispiel auf die Weiterbeschäftigung und
die Anpassung von Arbeitsplätzen abzielen, wurden bereits umgesetzt. Offen ist
jedoch weiterhin eine Initiative zur Arbeitsmarktintegration.
Auch das Europäische Parlament hat sich mit
den Rechten von Menschen mit Behinderungen näher befasst. So hat der
Petitionsausschuss (PETI) des Europäischen Parlamentes eine Analyse der „Strategie
für die Rechte von Menschen mit Behinderungen 2021-2030“, in Auftrag gegeben.
Die Autoren haben darin unterstrichen, dass es nicht ausreichen würden, wenn
die Europäische Kommission alle vorgeschlagenen Initiativen aus dem Paket vorlege.
Vielmehr sollte auch ihre Umsetzung in den Mitgliedstaaten eng begleitet und überprüft
werden. Des Weiteren sprachen sich Europaabgeordnete für das Empowerment von
Menschen mit Behinderung aus. Dabei sei es wichtig sicherzustellen, dass die EU-Strategie
mit den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung in Einklang steht. Dies müsse
von der Europäischen Kommission kontinuierlich überprüft werden.
Rat signalisiert Unterstützungsbereitschaft
Neben dem Europäischen Parlament und der
Europäischen Kommission widmete auch der Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik,
Gesundheit und Verbraucherschutz (EPSCO) einen Teil seiner letzten Sitzung der
Inklusion von Menschen mit Behinderung. Im Zentrum stand die Verabschiedung von Schlussfolgerungen
des Rates zur Unterstützung der sozialen Inklusion von Menschen mit
Behinderungen durch Beschäftigung, angemessene Vorkehrungen und Rehabilitation.
Die Mitgliedstaaten sind aufgerufen, Maßnahmen zu ergreifen, die unter anderem
die soziale Inklusion unterstützen, Beschäftigung im offenen Arbeitsmarkt
fördern und Rehabilitationsdienste verbessern. Vor allem Spanien drängte drauf,
den Fokus auf Inklusion, statt Integration zu legen. Nicht die individuelle
Behinderung sollte im Fokus stehen, sondern strukturelle Änderungen im System
müssen dazu beitragen, um Ungleichbehandlung auszuräumen.
Zukunft der Strategie für Menschen mit Behinderungen
Auch die europäischen Behindertenverbände
bekräftigten Anfang Dezember, dass die Europäische Kommission mehr tun muss.
Einerseits begrüßten sie, dass alle angekündigten Initiativen und Maßnahmen aus
der EU-Strategie kurz vor der Vollendung stehen. Anderseits kritisierten sie
die fehlende Vision der EU-Strategie für die nächsten fünf Jahre und taten
ihren Sorgen kund. Da kein Kommissionsmitglied ausschließlich mit dem Ressort
der Gleichberechtigung betraut wurde, fürchten die Verbände, dass das
Engagement der EU für Menschen mit Behinderung in den nächsten Jahren in
Stocken geraten könnte.
Es bedarf dringend Klarheit über die Zukunft
der EU-Strategie. Zwar hat die zweite von der Leyen Kommission gerade erst ihre
Arbeit angetreten, jedoch sollte Hadja Lahbib, die Kommissarin für
Gleichberechtigung, Krisenvorsorge und -management, schnellstmöglich handeln. Konkrete
Maßnahmen sind bei diesem Unterfangen ebenso relevant wie die Überprüfung der
gesteckten Ziele. Nur so kann die Europäische Kommission sicherstellen, dass Inklusion
in der EU weiterhin vorangetrieben wird.