
Dänische Ratspräsidentschaft
Dänemark setzt auf ein sicheres, grünes und wettbewerbsfähiges Europa.
HS – 06/2025
Am 1. Juli übernimmt Dänemark für sechs Monate den Vorsitz im Rat der
Europäischen Union (EU). Damit ist Dänemark das zweite Land im aktuellen
Dreiervorsitz zwischen Polen und Zypern, deren gemeinsames Achtzehnmonatsprogramm vorsieht, an den Themen Sicherheit,
Wettbewerbsfähigkeit und Demokratie zu arbeiten. Vor diesem Hintergrund setzt
Dänemark laut seines Programms zwei besondere Schwerpunkte: Europa soll einerseits sicher werden, sowohl
in verteidigungstechnischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Andererseits
soll Europa wettbewerbsfähig und grün werden.
Wettbewerbsfähiges Europa
Um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken, möchte Dänemark
die Belastungen für Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger sowie Behörden
verringern, weshalb den Vereinfachungsvorschlägen der Europäischen Kommission
hohe Priorität eingeräumt wird. Gleichzeitig will sich die dänische
Ratspräsidentschaft für wettbewerbsfähige Arbeitsmärkte einsetzen: Arbeitsmobilität,
angemessene Arbeitsbedingungen, Weiter- und Umschulung sowie ein gesundes und
sicheres Arbeitsumfeld sollen den Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften sichern
und die Produktivität in der gesamten EU steigern. Die Möglichkeiten zur
Anwerbung internationaler Arbeitskräfte in Berufen mit Fachkräftemangel sollen verbessert
werden, etwa durch einen EU-Talentpool.
Faire Arbeitsmobilität
Laut dem dänischen Programm ist die Arbeitnehmerfreizügigkeit ein
Eckpfeiler der Zusammenarbeit in der EU. Digitalisierung könne dabei die
Koordinierung der sozialen Sicherheit innerhalb der EU vereinfachen, die
Durchsetzung und Kontrolle bestehender Regeln verbessern und die freie und
faire Arbeitsmobilität unterstützen. In diesem Kontext sollen das Pilotprojekt
zum Europäischen Sozialversicherungspass (ESSPASS) nachbereitet und Lösungen im
Zusammenhang mit freier und fairer Mobilität erörtert werden. Dies gilt auch
mit Blick auf entsandte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. So möchte die
dänische Ratspräsidentschaft die Verhandlungen über eine freiwillige digitale Entsendungserklärung
(eDeclaration) vorantreiben. Ziel ist es, die administrativen Belastungen für
europäische Unternehmen spürbar zu reduzieren und gleichzeitig die Rechte der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchzusetzen.
Gesunde und sichere Arbeitsplätze
Zu viele Europäerinnen und Europäer erkranken aufgrund der Exposition
gegenüber gefährlichen Stoffen am Arbeitsplatz. Deshalb möchte die dänische
Ratspräsidentschaft Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen vorantreiben,
darunter die sechste Überarbeitung der Richtlinie über Karzinogene, Mutagene und
reproduktionstoxische Stoffe. Darüber hinaus möchte Dänemark angemessene
Rahmenbedingungen für Praktika in der gesamten EU sicherstellen und schlechte Löhne
und Arbeitsbedingungen verhindern. Vor allem an der Empfehlung zu einem
verstärkten Qualitätsrahmen für Praktika soll gearbeitet werden.
Gleichbehandlung und Anti-Diskriminierung
Mit Blick auf die Aktualisierung der Europäischen Strategie für die Rechte
von Menschen mit Behinderungen strebt die dänische Ratspräsidentschaft die
Annahme von Ratsschlussfolgerungen an. So sollen Prioritäten für eine
aktualisierte Strategie festgelegt werden, mit dem Schwerpunkt darauf, wie die
Mitgliedstaaten selbstbestimmtes Leben bestmöglich gewährleisten können. Darüber
hinaus soll die horizontale Gleichbehandlungsrichtlinie in den Blick genommen
werden, deren Rücknahme die Europäische Kommission wegen der Uneinigkeit im Rat
in Aussicht gestellt hat. Dänemark möchte auf eine Einigung hinwirken oder – sollte
der Vorschlag zurückgezogen werden – politische Diskussionen darüber
initiieren, wie die EU ihre Bemühungen in diesem Bereich am besten stärken
kann.
Gesundheit
Im Gesundheitsbereich möchte die dänische Ratspräsidentschaft daran
arbeiten, die Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament zum Arzneimittelpaket
abzuschließen. Zudem wird sich Dänemark mit dem Kommissionsvorschlag zu
kritischen Arzneimitteln befassen, der die Versorgungssicherheit für
essenzielle Arzneimittel in der EU verbessern soll. Ein weiterer Fokus liegt auf
der geplanten EU-Strategie zur Unterstützung medizinischer Gegenmaßnahmen, um
die Resilienz der Gesundheitssysteme gegenüber menschengemachten Krisen und
Naturkatastrophen zu fördern. Dänemark will zudem den EU-Biotech-Act in den
Mittelpunkt rücken und sich für wissenschaftsbasierte Innovationen in der
Bioökonomie durch mehr Flexibilität, weniger Bürokratie und regulatorische
Vereinfachungen einsetzen. Da antimikrobielle Resistenzen eine große Bedrohung
für die Bürgerinnen und Bürger darstellen, müsse ein One-Health-Ansatz verfolgt
werden, der Tiergesundheit und menschliche Gesundheit miteinander verbindet.
Schließlich priorisiert die dänische Ratspräsidentschaft im Einklang mit der
Europäischen Pflegestrategie die Zukunft des Alterns und der Langzeitpflege, um
Qualität, Zugänglichkeit und verbesserte Arbeitsbedingungen sicherzustellen.
Chemikalienpolitik
Was die Chemikalienpolitik betrifft, will die dänische Ratspräsidentschaft
Verhandlungen zur Reform der REACH-Verordnung aufnehmen, die sich mit der Registrierung,
Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe befasst. Ziel ist eine vereinfachte,
modernisierte Regelung zur Förderung nachhaltiger Chemikaliennutzung und zum
Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor gefährlichen Stoffen und
unnötigen PFAS – den sogenannten Ewigkeitschemikalien.
Digitalisierung und künstliche Intelligenz
Zudem möchte die dänische Ratspräsidentschaft daran arbeiten, die digitale
Wettbewerbsfähigkeit und die technologische Souveränität der EU zu stärken.
Dies erfordere den Aufbau von Kompetenzen in Schlüsselbereichen der digitalen
Technologien, wozu es wiederum besserer Rahmenbedingungen, Innovationen und
Investitionen in Bereichen wie künstliche Intelligenz (KI), Cloud-Technologien
und Daten bedürfe. Vor diesem Hintergrund strebt Dänemark Ratsschlussfolgerungen
zur Stärkung der digitalen Wettbewerbsfähigkeit an, die auf der KI-Strategie
und der Europäischen Datenstrategie der Europäischen Kommission aufbauen. Der Europäische
Aktionsplan für die Cybersicherheit von Krankenhäusern und
Gesundheitsdienstleistern soll ebenfalls vorangetrieben werden.
Binnenmarkt
Die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und deshalb auch des Binnenmarkts
zieht sich durch das gesamte dänische Programm. So möchte die
Ratspräsidentschaft dazu beitragen, den Binnenmarkt zu stärken, Innovationen zu
fördern und die Spar- und Investitionsunion weiterzuentwickeln, um das Angebot
an Risikokapital zu erhöhen und private Investitionen zu mobilisieren. Außerdem
sollen die Verhandlungen über den Richtlinienvorschlag zur Harmonisierung
bestimmter Aspekte des Insolvenzrechts weiter verfolgt werden, um die
Bemühungen zur tieferen Integration der EU-Kapitalmärkte zu unterstützen.