
Digitale Dekade
Europäische Kommission veröffentlicht Bericht zum Stand der Digitalen Dekade.
HS – 06/2025
Das Politikprogramm für die Digitale Dekade aus dem Jahr 2021 bildet den
Rahmen für den digitalen Wandel in der Europäischen Union (EU). Innerhalb des
Programms wurden Ziele für 2030 festgelegt, die vier Bereiche betreffen:
Kompetenzen, digitaler Wandel in Unternehmen, sichere und nachhaltige digitale
Infrastruktur sowie Digitalisierung öffentlicher Dienste. Die Europäische
Kommission überwacht die Fortschritte bei der Verwirklichung dieser Ziele durch
einen jährlichen Bericht. Ende Juni ist der Bericht für das Jahr 2025 erschienen, zusammen mit einem
Anhang zu querschnittlichen Empfehlungen sowie einzelnen Länderberichten.
Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit
Grundsätzlich setzt der Bericht den digitalen Wandel in den Kontext der
aktuellen Prioritäten der EU. So sei die digitale Transformation zentral für
die Förderung von Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus
diene die zunehmende Digitalisierung der Stärkung Europas technologischer
Souveränität, strategischer Autonomie und Stabilität. In diesem Zusammenhang sei
auch künstliche Intelligenz (KI) zu sehen, die einen großen Einfluss auf die
Wettbewerbsfähigkeit und den Alltag der Menschen habe. Deshalb sei ein
zentrales Ziel, Europa zu einem KI-Kontinent zu machen und der EU zu einer
führenden Rolle zu verhelfen. Dies bedürfe einer breiten Palette an Ressourcen,
Fähigkeiten und Infrastrukturen. Ein besonderer Schwerpunkt liege auf einer
hocheffizienten digitalen Infrastruktur, um den derzeitigen Innovationsschub im
Bereich KI zu unterstützen. Diese grundlegenden Technologien seien außerdem von
entscheidender Bedeutung mit Blick auf die Verteidigung und Cybersicherheit.
Ungleichmäßige Fortschritte beim Erreichen der Ziele
Im Vergleich zum letzten Jahr zeigt sich in der EU ein
ungleichmäßiges Bild bei der
Erreichung der Ziele der Digitalen
Dekade. Insgesamt steht die EU vor großen Herausforderungen, um die digitale Transformation wirksam für
ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu nutzen. In bestimmten Bereichen – wie dem Ausbau von Edge-Knoten,
der Digitalisierung öffentlicher
Dienste und der grundlegenden 5G-Funkabdeckung – wurde vergleichsweise viel erreicht, so der Bericht. Demgegenüber
stehe ein deutlich unzureichender
Fortschritt in anderen zentralen
Bereichen, insbesondere beim
Glasfaserausbau, der Nutzung von KI, Cloud-Diensten und Big Data durch
Unternehmen sowie bei der
Entwicklung von digitalen Grund- und Fachkompetenzen. Laut dem Bericht ist die
EU nach wie vor auf externe Anbieter von KI- und Cloud-Diensten angewiesen, die häufig in
öffentlichen Diensten eingesetzt werden. Außerdem seien die regulatorische Zersplitterung und
administrative Komplexität, insbesondere für Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
ein Hindernis.
Umsetzung der Nationalen Fahrpläne zur Digitalen Dekade
Alle EU-Mitgliedstaaten haben Fahrpläne vorgelegt, die ihre Maßnahmen für die digitale Transformation skizzieren und
alle zwei Jahre angepasst werden müssen. Gemeinsam haben sich die Mitgliedstaaten zum jetzigen Zeitpunkt zu insgesamt 1.910
Maßnahmen mit einer Gesamtinvestition von 288,6 Milliarden Euro verpflichtet. Der Fahrplan Deutschlands verknüpft die Digitale Dekade mit der
deutschen Digitalstrategie, in der die Bundesregierung auf nationaler
Ebene Ziele für ihre wichtigsten Digitalvorhaben formuliert hat. Bis 2025 sollten demnach unter anderem die
Hälfte aller Haushalte und Unternehmen Glasfaseranschlüsse haben, mindestens 80 Prozent der
gesetzlich Krankenversicherten die
elektronische Patientenakte nutzen und
das E-Rezept als Standard etabliert sein. Außerdem sollte für die Nutzung von Daten ein moderner
Rechtsrahmen geschaffen sein. Dies sei eine
Voraussetzung für sichere und nutzerfreundliche digitale Identitäten, was wiederum digitale
Verwaltungsleistungen ermögliche.
Bewertung der deutschen Fortschritte
Im Länderbericht zum Stand der Digitalen Dekade in Deutschland attestiert
die Europäische Kommission Deutschland eine Führungsrolle in Bereichen, die mit der Entwicklung
fortschrittlicher Technologien wie Halbleitern und Edge-Knoten verbunden sind. Ferner hebt der Länderbericht hervor,
dass die digitale und grüne Transformation in Deutschland gleichzeitig
priorisiert werde. So liege die deutsche Bevölkerung beim Recycling von
Elektronikgeräten wie Computern, Handys und Tablets über dem EU-Durchschnitt. Als weniger gut bewertet die Europäische
Kommission, dass die Bereitstellung digitaler öffentlicher
Dienstleistungen, die digitalen
Kompetenzen der Bevölkerung und die flächendeckende Abdeckung mit
leistungsfähigen Netzwerken nach wie
vor unzureichend seien. Es
bestehe deshalb erheblicher Verbesserungsbedarf, insbesondere bei der
Nutzung der elektronischen Identifikation und der weiteren Digitalisierung
öffentlicher Dienstleistungen. Außerdem
müssten mehr IKT-Fachkräfte ausgebildet und die grundlegenden digitalen
Kenntnisse der Gesamtbevölkerung verbessert werden. Dies könnte zudem
die Nutzung digitaler Technologien durch Unternehmen weiter fördern.
Querschnittliche Empfehlungen
Im Anhang zum Bericht werden schließlich spezifische Maßnahmen empfohlen,
die unionsweit zur Erreichung der Ziele und Vorgaben der Digitalen Dekade
umgesetzt werden sollten. Dazu zählen weitere Investitionen aus
öffentlichen und privaten Quellen sowie verbesserte Zugänge zu
Risikokapital für EU-Unternehmen, um Innovationen zu fördern und strategische
Technologien auszubauen. Außerdem
sollten strukturelle Reformen zur Stärkung des Binnenmarkts vorgenommen werden,
um technologische und wirtschaftliche Souveränität sicherzustellen. Schließlich
sollte der Verwaltungsaufwand für Unternehmen in der EU vereinfacht und
verringert werden, um ein innovatives und wettbewerbsfähiges Umfeld zu fördern.