
Inklusion vorantreiben
EU-Parlament fordert stärkeren Einsatz für Menschen mit Behinderungen.
JA – 06/2025
Die Umsetzung der EU-Strategie
für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist ins Stocken geraten. Zwar
hat die Europäische Kommission in den ersten Jahren bereits einige Maßnahmen
umgesetzt, doch in den kommenden fünf Jahren müssen dringend neue Vorhaben auf
den Weg gebracht werden, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen weiter zu
verbessern. Auch das Europäische Parlament sieht hier Nachholbedarf und hat den
Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL) mit einem Initiativbericht
(INI) beauftragt.
Dringende Maßnahmen für Inklusion gefordert
Trotz einiger Fortschritte stoßen Menschen mit Behinderungen
weiterhin auf zahlreiche Herausforderungen in ihrem Alltag. Das zeigt auch der
Entwurf des INI der Berichterstatterin Rosa Estaràs Ferragut (EVP, Spanien). Darin
formuliert sie konkrete Forderungen an die Europäische Kommission, um die
Lebensqualität und die Rechte von Menschen mit Behinderungen spürbar zu
verbessern.
Neben strengeren Vorschriften zur Barrierefreiheit in allen
Bereichen des öffentlichen Lebens fordert der Bericht gezielte Maßnahmen, um
die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderungen zu erhöhen. Dabei müsse auch
ein gleichberechtigter Zugang zu allen Bildungsstufen gewährleistet werden.
Darüber hinaus betont der Bericht die Notwendigkeit eines
besseren Zugangs zum Sozialsystem. Sozialleistungen und Unterstützungsangebote
sollten künftig stärker an den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen
ausgerichtet werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die entschlossene
Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund von Behinderungen in allen
Lebensbereichen. Die bestehenden Antidiskriminierungsgesetze sollen daher
konsequenter durchgesetzt werden.
Etappen bis zur Fertigstellung des INI
Die Mitglieder des EMPL-Ausschusses EMPL haben ihre Änderungsanträge für den INI bereits eingereicht.
Ende Juni wurde darüber in der EMPL-Sitzung debattiert. Die Ausschüsse für
Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI),
bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE), die Rechte der Frau und die
Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) sowie Petitionen (PETI) haben bis nach
der Sommerpause Zeit, um ihre Stellungnahmen zum INI einzureichen. Der EMPL
wird voraussichtlich am 16. Oktober über den INI abstimmen. Anschließend soll
der INI in der zweiten Novemberhälfte im Plenum verabschiedet werden.
Schnelles Handeln ist erforderlich
Die Europäische
Kommission reagiert zwar nicht formell auf jeden INI, befasst sich aber häufig
mit den Berichten, die mit ihren politischen Prioritäten übereinstimmen oder
bei denen ein erheblicher politischer Druck besteht. Da die aktuellen
Initiativen aus der EU-Strategie für die Rechte von Menschen mit Behinderungen größtenteils
bereits ausgelaufen sind, ist es von entscheidender Bedeutung, dass das
Europäische Parlament seinen Zeitplan für die Fertigstellung des INIs einhält.
Denn nur so können die Forderungen der Europaabgeordneten in die Evaluation und
Neuausrichtung der bestehenden Strategie einfließen.