
Silberne Transformation
Mitgliedstaaten setzen auf freiwillige Erwerbsverlängerung statt starrer Altersgrenzen.
AH – 06/2025
Mitgliedstaaten setzen auf freiwillige Erwerbsverlängerung statt starrer Altersgrenzen.
Der Rat „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und
Verbraucherschutz“ (EPSCO) hat am 19. Juni Schlussfolgerungen zur Unterstützung älterer Menschen bei der Ausschöpfung ihres Potenzials auf
dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft verabschiedet. Darin sprechen sich die
Mitgliedstaaten für eine freiwillige Erwerbsverlängerung statt starrer
Altersgrenzen aus. Darüber hinaus fordern sie mehr gesellschaftliche
Anerkennung für die Leistungen älterer Menschen.
Silberne Transformation – Ein neues Narrativ?
Unter dem Leitbegriff der „silbernen Transformation“ und mit
dem Fokus auf flexiblere Übergänge in den Ruhestand deutet sich ein
Paradigmenwechsel an. Während sich die europäische Debatte zur demografischen
Alterung bislang vor allem auf die Anhebung der gesetzlichen Regelaltersgrenze
konzentrierte, werden in den Schlussfolgerungen Anreize gefordert, damit die Beschäftigten
freiwillig ihre Erwerbstätigkeit verlängern. Zentrale Ansatzpunkte sind dabei Fort-
und Weiterbildungsmaßnahmen sowie der Arbeits- und Gesundheitsschutz. Hierzu
sind weitere innovative Ansätze notwendig, die
älteren Menschen dabei helfen, ihre körperliche und seelische Gesundheit zu
bewahren und gleichzeitig ihre Kompetenzen und Motivation für ein längeres
Erwerbsleben weiterzuentwickeln. Sie unterstützen nicht nur die soziale
und wirtschaftliche Teilhabe älterer Menschen, sondern tragen zugleich zur
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Europas bei.
Wirtschaftliche Potenziale älterer Menschen nutzen
Die Schlussfolgerungen des Rates verdeutlichen, dass eine
Verlängerung der aktiven Erwerbsphase nicht einfach durch eine Erhöhung der Regelaltersgrenze
zu erreichen ist. Beschäftigte scheiden aus verschiedenen individuellen Gründen
aus dem Erwerbsleben aus. So ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch
für ältere Menschen ein wichtiges Thema. Die Ministerinnen und Minister betonen
in den Schlussfolgerungen des Rates, dass neben Investitionen wie in
Qualifizierung und in Gesundheit der Erwerbstätigen auch flexible Regelungen zum
Renteneintritt notwendig sind. Diese sollen den unterschiedlichen individuellen
Bedürfnissen gerecht werden, damit ältere Beschäftigte länger im Erwerbsleben
bleiben können.
Mit diesen vielfältigen politischen Maßnahmen kann die
Effizienz und Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen verbessert, dem
Arbeitskräftemangel entgegengewirkt und die Wettbewerbsfähigkeit der EU gestärkt
werden. Auch tragen sie dazu bei, die Angemessenheit des Sozialschutzes zu
gewährleisten sowie die Fairness und Solidarität zwischen den Generationen zu
fördern.
Mehr Wertschätzung gefordert
Weiterhin fordern die Ministerinnen und Minister mehr
gesellschaftliche Anerkennung für die wertvollen Beiträge, die ältere Menschen im
Wirtschafts-, Familien- und Gemeinschaftsleben leisten. Hierzu müsse die
Gesellschaft entsprechend sensibilisiert und Altersdiskriminierung und
negativen Stereotypen entgegengewirkt werden.
Ausblick
Im Rahmen des bevorstehenden neuen europäischen Aktionsplans
zur Europäischen Säule sozialer Rechte soll geprüft werden, wie eine Politik
des aktiven Alterns wirksam gefördert werden kann und inwiefern Wirtschafts-
und Beschäftigungswachstum durch die silberne Transformation unterstützt werden
können. Im nächsten gemeinsamen Beschäftigungsbericht des Europäischen
Semesters sollen daher Maßnahmen gezielt hervorgehoben werden, die ältere
Menschen ermutigen, länger im aktiven Erwerbsleben zu bleiben.