Sozial- und Lebensqualitätsindikatoren könnten neue Messgrößen des Bruttoinlandprodukts sein.

IF – 06/2019

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Wirtschaftsindikator gibt Aufschluss über die gesamte wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft im Laufe einer Periode. Schon länger wird daher angeprangert, dass das BIP die Bedürfnisse der Menschen und die gesellschaftlichen Herausforderungen nicht ganzheitlich widerspiegelt. Dafür sollen neue Indikatoren wie Veränderungsmanagement, bessere Kommunikation über wissenschaftliche Erkenntnisse und vor allem Engagement der Zivilgesellschaft zur Messung des Befindens der Bürger und des Fortschritts der Gesellschaft eingeführt werden.

Debattiert wurden diese Ansätze in Form einer öffentlichen Aussprache, welche im Juni 2019 vom Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) und der Fachgruppe für Wirtschafts- und Währungsunion sowie wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt durchgeführt wurde.

Einig war man sich darüber, dass die Steigerung der Lebensqualität und der gesellschaftliche Fortschritt zu den wichtigsten Zielen der Politikgestaltung gehören. Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen sollten künftig viel enger zusammenarbeiten, um neue Indikatoren zu entwickeln. Die Mitglieder des EWSA sprachen sich daher auch für eine verstärkte Kommunikation über wissenschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen aus.

Die bereits vorhandenen Sozial- und Lebensqualitätsindikatoren sind nicht Teil des politischen Standardentscheidungsprozesses. Trotzdem sollten neue Indikatoren entwickelt werden. Beispiel hierfür wäre die Messung von Kinderarmut in Verbindung mit dem Einkommen der Eltern oder auch die Beteiligung der Bürger an der Politikgestaltung. Dies könnten weitere zusätzlich wichtige Indikatoren für das Wohlergehen der Bürger sein.

Schwierig sei zudem gemeinsame Indikatoren für die soziale Sicherheit zu finden. Schlüsselrolle sind hier ebenso die Bürger, um Indikatoren über das BIP hinaus zu schaffen, welche auch realitätsnah sind. Unterstützung der organisierten Zivilgesellschaft in diesem Bestreben ist hier sicherlich wünschenswert.