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ed* Nr. 02/2024

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

in der heutigen Zeit spielt künstliche Intelligenz (KI) eine zunehmend zentrale Rolle in unserem Alltag, sowohl privat als auch beruflich. Sie eröffnet in nahezu allen Sektoren neue Möglichkeiten, so auch im Bereich der sozialen Sicherheit. KI-Systeme haben das Potenzial, die Bereitstellung von Dienstleistungen und Leistungen zielgenauer, schneller und effizienter zu gestalten. Doch mit diesen Chancen gehen auch erhebliche Risiken einher. Wie viel Vertrauen können wir in eine KI setzen, deren Entscheidungsprozesse wir nicht immer nachvollziehen können? Die Abwägung von Chancen und Risiken ist daher von entscheidender Bedeutung.

ed* Nr. 02/2024 – Kapitel 1

Besonders im Bereich der Sozialversicherung, wo der Zugang zu grundlegenden Diensten und Leistungen verwaltet wird, ist diese Thematik von großer Relevanz. Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, befinden sich oft in einer prekären Lage gegenüber den verwaltenden Stellen. So argumentiert auch das KI-Gesetz, mit dem die Europäische Union (EU) den weltweit ersten Rahmen zur Regulierung von KI geschaffen hat, und betont die Notwendigkeit, diese Technologien mit Bedacht einzusetzen. Angesichts der potenziellen Auswirkungen auf die Lebensgrundlage von Menschen stuft die EU KI-Systeme, die in der Leistungsentscheidung eingesetzt werden, als hochriskant ein.


Dies bedeutet, dass die von Sozialversicherungsträgern verwendeten KI-Systeme den geltenden Rechtsansprüchen genügen müssen. Gleichzeitig ist die Sozialversicherung auch mittelbar betroffen: KI-Anwendungen in den Bereichen Beschäftigung und Gesundheit können unter anderem den Arbeitsschutz durch innovative Assistenzfunktionen verbessern oder durch frühzeitige Krankheitsdiagnose die Gesundheitsversorgung verbessern und die Belastung der Krankenkassen verringern. Doch unsachgemäße Anwendungen können auch zu physischen und psychischen Belastungen, zum Beispiel auch am Arbeitsplatz, führen. Diese Aspekte gilt es ebenfalls im Auge zu behalten, denn KI in der Sozialversicherung ist gekommen, um zu bleiben.


Ein offener Austausch über Erwartungen und den Einsatz von KI ist unerlässlich. Wir müssen gesellschaftliche und politische Prioritäten setzen und uns über Ziele und Kriterien beim Einsatz öffentlicher Mittel klar werden. Mit dem Einsatz von KI müssen wir sicherstellen, dass wir vertrauenswürdige Ergebnisse erzielen und ein klares Verständnis über Werte und deren Priorisierung bei der Erbringung öffentlicher Dienstleistungen entwickeln – und diese Prioritäten transparent machen.


In dieser Ausgabe beleuchten wir, wie die EU versucht, den Einsatz von KI zu regulieren, ohne die neuen Möglichkeiten, die sie bietet, übermäßig einzuschränken. Zudem betrachten wir erste Anwendungsfälle mit einem besonderen Fokus auf die Betroffenheit der Sozialversicherung und heben die Bedeutung von Datenqualität und Transparenz hervor.


Wir wünschen Ihnen eine spannende und interessante Lektüre!


Ihre

Ilka Wölfle

Direktorin