
Den Krebs in die Zange nehmen
Den Krebs in die Zange nehmen / 14. Juni 2021
Rückblick auf eine Online-Veranstaltung der Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung und des GKV-Spitzenverbandes
IK – 06/2021
Die Bekämpfung von Krebs ist eine der wichtigsten, aber auch
herausforderndsten Aufgaben, die aktuell im Bereich Gesundheit auf EU-Ebene
angegangen wird. Mit ihrem im Februar 2021 vorgelegten Plan gegen den Krebs hat
die EU-Kommission einen ambitionierten Fahrplan aufgezeigt. Doch bei aller
positiver Entwicklung: Der Kampf gegen Krebs ist eine Mammutaufgabe, bei der
alle Parteien deutlich mehr und vor allem gemeinsam gefordert sind.
Dies ist
das Fazit der Online-Veranstaltung „Den Krebs in die Zange nehmen“, die die Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung zusammen mit dem GKV-Spitzenverband am 14. Juni 2021
veranstaltet hat. Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des
GKV-Spitzenverbandes, Dr. Peter Liese, Mitglied des Europäischen Parlaments,
und Dr. Stefan Schreck, Generaldirektion Gesundheit der Europäischen
Kommission, diskutierten in einer spannenden und konstruktiven Debatte mit über
130 zugeschalteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern insbesondere die
Themenschwerpunkte Prävention, Früherkennung und Arzneimittelversorgung bei der
Krebsbekämpfung.
Die Bedeutung der Krebsbekämpfung hob zu Beginn der
Diskussion Dr. Doris Pfeiffer hervor. In Deutschland erkrankten jedes Jahr
500.000 Menschen an Krebs. Aus diesem Grunde habe das Thema auf der politischen
Agenda sowohl in Deutschland als auch in Europa zurecht einen hohen
Stellenwert. Den Europäischen Krebsplan begrüßt die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes,
da dort eine Vielzahl an weiterführenden Maßnahmen zur Verbesserung von
Prävention, Früherkennung, Diagnose und Behandlung sowie Lebensqualität verankert
seien, die die Bemühungen der GKV unterstützen.
Dr. Stefan Schreck verweist darauf, dass der europäische Aktionsplan zur Krebsbekämpfung ganzheitlich angelegt sei und alle Politikbereiche mit seinem „Health in All Policies“ Ansatz adressiere. Wenn das Zusammenspiel hier gut funktioniere und in eine strukturierte Form übergeleitet werde, so Schreck, dann würde dies perspektivisch nicht nur die Krebsbekämpfung voranbringen. Ebenfalls positiv zu bewerten seien die zugesagten Investitionen: Die EU stelle rund vier Milliarden Euro für die Implementierung des Krebsplans unter anderem aus ihrem EU4Health-Programm zur Verfügung, berichtet er.
Handlungsbedarf sieht hingegen Dr. Peter Liese noch bei präventiven Maßnahmen, etwa verstärkte Kenntlichmachung und Information, Eindämmung von Werbung oder Steuerregulierungen für Tabak, Alkohol oder ungesunde Lebensmittel. Durch eine umfangreiche Prävention könnten, so eine aktuelle Studie, fast 40 Prozent der Krebserkrankungen vermieden werden, weiß Liese.
Ebenfalls noch nicht ausreichend ist die Durchsetzung von Früherkennungsprogrammen. Hier sei mehr möglich, was Quantität, Qualität und Zugang angehe. Dabei nutzen viele Mitgliedstaaten die von der EU zur Verfügung gestellten finanziellen Spielräume zu gerade einmal drei Prozent aus, stellt Manuela Ripa, Mitglied des Europäischen Parlaments, in ihrer Videobotschaft fest. Das Ziel sei aber im Krebsplan klar formuliert, erklärt Liese: Bis 2025 will die EU ihre Mitgliedstaaten dabei unterstützen, für 90 Prozent der für eine Brustkrebs-, Gebärmutterhalskrebs- und Darmkrebsfrüherkennung infrage kommenden EU-Bürgerinnen und -Bürger Vorsorgeuntersuchungen anzubieten.
Bei der Behandlung von Krebserkrankungen fordert Pfeiffer auf der europäischen Ebene einen verstärkten Austausch von Best-Practice-Beispielen, den Ausbau von Forschung, Entwicklung und Datennutzung insbesondere für die Bekämpfung seltener Krebsformen. Die Krankenversicherungen wiederum hätten ihre Aufgabe in der Ansprache ihrer Versicherten, erklärt sie.
Schließlich werden auch Wege zu einer finanzierbaren und gerechten Arzneimittelversorgung im Hinblick auf Krebsmedikamente diskutiert. Hinsichtlich einer zuverlässigen Wirksamkeit der Arzneimittel brauchen die Mitgliedstaaten einheitliche Standards, weshalb die Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) so wichtig für die Patienten seien, so Liese. Pfeiffer mahnt die Transparenz über Forschungs- sowie Entwicklungskosten an und fordert alternative Preisfindungsmodelle.
Die Europäische Kommission sei nun in der Pflicht, resümiert die Direktorin der Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung, Ilka Wölfle, die Diskussion. Sie erwartet sich von der Brüsseler Behörde klare Rahmensetzungen und Vorschläge, die einen Rückenwind erzeugen, den die Sozialversicherungsträger ebenso wie alle Akteure auf europäischer Ebene für eine erfolgreiche Arbeit benötigen.
Einen Veranstaltungsrückblick finden Sie auch in unserer Timeline auf Twitter unter @dsv_europa.