Kommission veröffentlicht länderspezifische Gesundheitsprofile der Mitgliedstaaten
Deutschland, mit dem ältesten sozialen Krankenversicherungssystem der Welt, weist hohe Gesundheitsausgaben, aber auch einen guten Gesundheitszustand der Bevölkerung auf.
SK/MS – 12/2017
Die am 23. November 2017 veröffentlichten Länderberichte, sind Teil der von der Kommission durchgeführten zweijährigen Initiative „Gesundheitszustand in der EU“ und sollen den Mitgliedstaaten eine Orientierung bei der nationalen Politikgestaltung bieten. Analysiert wird u.a. die Tragbarkeit und Wirksamkeit der Gesundheitssysteme und deren Zugänglichkeit durch Patientinnen und Patienten und Versicherten.
Hohe Ausgaben in Deutschland, umfassender Leistungskatalog
Aus dem Bericht geht hervor, dass die Ausgaben in Deutschland für die Gesundheitsversorgung der Bürger im Jahr 2015 gegenüber den anderen Mitgliestaaten am zweithöchsten waren. Luxemburg gibt den höchsten Anteil gemessen am BIP für Gesundheit aus, Rumänien am wenigsten. Insgesamt bietet das deutsche Gesundheitssystem laut dem Bericht einen großzügigen Leistungskatalog, ein hohes Niveau an Gesundheitsleistungen und einen guten Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle Einkommensgruppen.
Lebenserwartung nur im EU-Durchschnitt
Im Jahr 2015 betrug die Lebenserwartung in Deutschland bei der Geburt 80,7 Jahre und lag damit noch leicht über dem EU-Durchschnitt. Spitzenreiter mit zwei Lebensjahren mehr sind Italien und Spanien. Die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche nach wie vor die meisten Todesfälle verursachen, ist erheblich gesunken, wohingegen die Anzahl der Sterbefälle durch Demenz zunimmt. Der Tabak- und Alkoholkonsum ist im Allgemeinen zurückgegangen, allerdings bleibt das Rauschtrinken problematisch und weist hierzulande das fünfthöchste Niveau in der EU auf. Adipositas ist in Deutschland ein zunehmendes Problem.
Bessere Allokation von Ressourcen
Der Bericht weist auf eine schlechte Verteilung von Ressourcen hin. Dazu gehört eine Überversorgung in Ballungsräumen und eine Unterversorgung in ländlichen Gebieten. Demnach werden stationäre Leistungen oftmals in einer Vielzahl kleiner Krankenhäuser bereitgestellt, denen die benötigte Qualität fehlt. Dies lasse sich auf eine übermäßige Bettenanzahl in den Krankenhäusern zurückführen. Ebenso wurde Kritik laut, hinsichtlich unnötiger Operationen und zu häufiger Verschreibungen von Medikamenten. Positiv wurde ausdrücklich die gute Beteiligung an Disease-Management-Programmen erwähnt.
Starke Selbstverwaltung kennzeichnet das deutsche Gesundheitssystem
Selbstverwaltungsorgane spielen bei der Gestaltung des Gesundheitssystems in Deutschland zwar eine große Rolle. Gleichzeitig erschweren sie mitunter strukturelle Reformen, die zur Beseitigung von Mängeln hinsichtlich Qualität und Effizienz erforderlich sind, so die Kommission. Kritik wurde auch am zweigeteilten System mit GKV und PKV hinsichtlich der Gerechtigkeit in Bezug auf längere Wartezeiten für GKV-Patienten und dem Widerspruch zum Solidaritätsprinzip geäußert.