Programm der portugiesischen Ratspräsidentschaft
Europäische Säule sozialer Rechte eines der drei Kernthemen.
JS – 01/2021
Portugal
hat vom 01. Januar bis 30. Juni 2021 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union.
Die portugiesische Ratspräsidentschaft steht unter dem Motto: „Time to deliver:
a fair, green and digital recovery“.
Das Programm stellt die Erholung von der COVID-19-Pandemie und ihrer sozioökonomischen
Folgen in den Mittelpunkt. Die Ratspräsidentschaft erklärt, sie möchte
entschlossene und weitreichende Maßnahmen auf den Weg bringen.
Aufschwung, soziale Rechte und strategische Autonomie
Die Ratspräsidentschaft möchte sich insbesondere drei
Prioritäten widmen:
- Erholung Europas, unterstützt durch Klima- und
digitalen Wandel
- Umsetzung der europäischen Säule sozialer Rechte
als Schlüsselelement für die Gewährleistung eines fairen integrativen Klima-
und digitalen Wandels
- Stärkung der strategischen Autonomie Europas bei
gleichzeitiger Offenheit gegenüber der Welt
Diese drei Prioritäten sollen im Rahmen von fünf
Handlungsfeldern verfolgt werden: Ein widerstandsfähiges, ein grünes, ein
digitales, ein soziales und ein globales Europa.
Für ein widerstandsfähiges Europa möchte Portugal die
Ausführung des neuen mehrjährigen Finanzrahmens (2021-2027) und des Instruments
„NextGenerationEU“ mit seiner Aufbau- und Resilienzfazilität vorantreiben. Portugal
möchte im Juni eine hochrangige Konferenz zur Erholung abhalten. Dort soll die
wirtschaftliche und finanzielle Lage vor dem Hintergrund der nationalen Aufbau-
und Resilienzpläne thematisiert werden.
Die EU soll außerdem eine Vorreiterrolle im Klimaschutz und im
digitalen Wandel einnehmen. Die portugiesische Ratspräsidentschaft möchte die allgemeine
Entwicklung digitaler Kompetenzen vorantreiben, insbesondere im Hinblick auf die
mittlerweile genutzten Prozesse der Telearbeit. Für digitale Unabhängigkeit
Europas soll strategisch eine europäische Datenplattform aufgebaut werden:
Seekabel sollen Europa mit Afrika und Südamerika verbinden.
Soziales Europa
Die portugiesische Ratspräsidentschaft möchte das europäische
Sozialmodell aufwerten und stärken. Nur so könne den sozioökonomischen Folgen
der Pandemie entgegengewirkt werden. Durch die Umsetzung der europäischen Säule
sozialer Rechte soll diese eine konkrete Bedeutung im Leben der EU-Bürgerinnen
und -Bürger erhalten.
Im Zuge dessen veranstaltet die portugiesische
Ratspräsidentschaft im Mai einen Sozialgipfel in Porto. Fokus soll auf Beschäftigung,
Qualifikationen und Sozialschutz liegen. Der Gipfel soll Themen voranbringen,
die sich insbesondere aus dem Aktionsplan der EU-Kommission zur Umsetzung der
europäischen Säule sozialer Rechte ergeben. Der Aktionsplan soll in den kommenden
Wochen veröffentlicht werden.
Gesundheit
Portugal möchte einen europäischen Aktionsrahmen für
Gesundheit entwickeln. Ziel ist eine europäische Gesundheitsunion. Mit
Umsetzung des Gesundheitsprogrammes „EU4Health“ will die Ratspräsidentschaft
den Folgen der Pandemie und dem daraus entstandenen Druck auf die
Gesundheitssysteme begegnen.
Hinsichtlich digitaler Themen wie Telemedizin und
Interoperabilität von Gesundheitsakten wird der „Portugal eHealth Summit“ im
Juni veranstaltet. Weitere Schwerpunkte liegen für die Ratspräsidentschaft auf
der Verfügbarkeit von und dem Zugang zu Arzneimitteln und dem europäischen
Krebsplan: im April soll eine Konferenz über den Zugang zu Medikamenten und im
Mai der „European Cancer Research Summit“ stattfinden.
Es bleibt abzuwarten, welche Vorhaben innerhalb der nächsten
sechs Monate umgesetzt werden können. Anzunehmen ist, dass sich einige
zumindest in die nachfolgende Ratspräsidentschaft Sloweniens ziehen. Slowenien übernimmt
ab Juli 2021 die Ratspräsidentschaft als drittes Land der aktuellen
Trio-Ratspräsidentschaft Deutschland - Portugal - Slowenien.