Eine neue EU-Behörde soll Produk­tions- und Rohstoff­ka­pa­zi­täten über­wa­chen, Schwach­stellen in Liefer­ketten beheben und Europa vor gesund­heit­li­chen Krisen schützen.

UM – 02/2021

Sie ist die Göttermutter, Gattin des Zeus und auch dessen ältere Schwester – Hera ist die wichtigste der Göttinnen in der griechischen Mythologie und wacht über Ehe und Geburt. Die neue Behörde für Krisenvorsorge und -reaktion gleichen Namens, die die Europäische Kommission aufbauen will, soll ebenfalls wichtige Schutzfunktionen übernehmen und zwar bei gesundheitlichen Notlagen beziehungsweise Bedrohungen.

Mehr Schutz vor gesund­heit­liche Bedro­hungen

HERA (European Health Emergency Response Authority) soll die nationalen Gesundheitsstrategien ergänzen und die Europäische Union (EU) sowohl für eine bessere Krisenvorsorge als auch für eine schnellere Reaktion auf gesundheitliche Notlagen rüsten. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht in HERA ein europäisches „Ökosystem“, in dessen Mittelpunkt die Zusammenarbeit verlässlicher, öffentlicher Institutionen mit innovativen, privatwirtschaftenden Unternehmen steht. Wie weit HERAs Arme reichen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch offen.

HERA kann statt­lich werden

Die möglichen Szenarien, die die Europäische Kommission im Rahmen einer Folgenabschätzung vorschlägt, reichen dabei von einem „weiter so wie bisher“ bis hin zu einer operativen Behörde mit weitreichenden Durchgriffsrechten, unter deren Dach sich alle relevanten Initiativen rund um die Vorsorge vor, Reaktion auf und Abwehr von gesundheitlichen Bedrohungen sowie die Konzeption, Entwicklung, Produktion und Durchführung geeigneter Gegenmaßnahmen bündeln sollen. Im Rahmen eines Feedbacks und einer öffentlichen Konsultation – letztere beginnt Mitte März - kann zur Ausgestaltung von HERA und ihrer Perspektiven Stellung genommen werden.

Vorbild ist Amerika

Als Vorbild gilt die amerikanische BARDA (Biomedical Advanced Research and Development Authority) und ein Blick auf deren Selbstbild gibt Hinweise, wohin auch in Europa die Reise gehen könnte. Um für Krisen gewappnet zu sein und angemessen reagieren zu können, unterstützt die BARDA die Entwicklung medizinischer Gegenmassnahmen wie Impfstoffe, Medikamente und Diagnostika von der Forschung über die fortgeschrittene Entwicklung bis hin zur Zulassung durch die amerikanische Zulassungsbehörde und die Aufnahme in die nationale strategische Reserve. Die Unterstützung von BARDA umfasst Finanzierung, technische Unterstützung und Kerndienstleistungen, die von einem Netzwerk klinischer Forschungsorganisationen über Innovationszentren in fortgeschrittener Entwicklung und Fertigung bis hin zu einem Fill-Finish-Herstellungsnetzwerk reichen. Sie unterstützt ein breites Portfolio an medizinischen Gegenmassnahmen; die Produkte haben insgesamt 57 FDA-Zulassungen, -Lizenzen oder -freigaben erhalten. Kern auch hier – „erfolgreiche öffentlich-private Partnerschaften mit der Industrie, um Risiken zu teilen, die Effizienz zu steigern und Entwicklungen zu beschleunigen“.

Folgt man dem amerikanischen Beispiel, werden umfängliche, operative Aufgaben in die Hände von HERA gelegt. Damit werden sich Abgrenzungsfragen stellen, denn auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) soll gestärkt werden und neue Aufgaben bekommen soll (siehe Verordnungsvorschlag COM(2020) 726 final).

Zunächst stehen anti­mi­kro­bi­elle Resis­tenzen im Fokus

Ein Legislativvorschlag zum Aufbau von HERA ist für das Ende des laufenden Jahres angekündigt. Ungeachtet dessen soll im Vorfeld vorbereitende Aktivitäten zur Bekämpfung der gesundheitlichen Bedrohungen durch antimikrobielle Resistenzen ergriffen, geeignete Partnerschaften angebahnt und gegebenenfalls Blaupausen für die künftige Arbeit der Behörde gewonnen werden. In diesem Zusammenhang ist auf den Europäischen Aktionsplan zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen im Rahmen des Konzepts „Eine Gesundheit“ von Juni 2017 (COM(2017) 339 final) und die Ratsschlussfolgerungen aus dem Juni 2019 (10366/19) zu verweisen. 

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