Europäische Kommission legt Aktionsplan zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

CC – 12/2025

Im Rahmen des am 16. Dezember vorgelegten EU-Gesundheitspakets hat die Europäische Kommission ihren Plan zur kardiovaskulären Gesundheit: Plan für Sichere Herzen ("Safe Hearts Plan") veröffentlicht. Er ist der erste umfassende Ansatz der EU zur Bewältigung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sieht gezielte Maßnahmen zur Verbesserung von Prävention, Früherkennung und Behandlung dieser Erkrankungen vor. Die Europäische Kommission beabsichtigt, durch ambitionierte Maßnahmen auf EU-Ebene in Verbindung mit fortgesetzter finanzieller Unterstützung die Mitgliedstaaten beim Abbau bestehender Ungleichheiten zu unterstützen. Zugleich sollen Durchbrüche in Forschung und Innovation beschleunigt sowie der Austausch und die Zusammenarbeit über grenzüberschreitende Forschungsprogramme und Exzellenzzentren gestärkt werden.

Ambitionierte Zielsetzung

Der Safe Hearts Plan setzt sich zum Ziel, bis 2035 die vorzeitige Mortalität durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 25 Prozent zu senken. Zugleich soll durch regelmäßige ärztliche Screenings eine hohe Abdeckung zentraler Risikofaktoren erreicht werden, insbesondere bei 75 bis 90 Prozent der Bevölkerung beim Blutdruck sowie 65 bis 80 Prozent bei der jährlichen Messung von Cholesterin- und Blutzuckerwerten (jeweils altersabhängig).


Der Safe Hearts Plan basiert auf drei zentralen Säulen entlang des gesamten Versorgungspfads von Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention, Früherkennung und Screening sowie Behandlung und Versorgung einschließlich Rehabilitation.

Prävention

Prävention bildet einen zentralen Schwerpunkt des Safe Hearts Plans. Die EU will die Mitgliedstaaten beim Aufbau und der Umsetzung nationaler Strategien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterstützen und diese in der Leitinitiative „EU cares for your heart“ bündeln. Vorgesehen sind zudem verstärkte Maßnahmen gegen Tabakkonsum, einschließlich einer für 2026 angekündigten Überarbeitung der EU-Tabakgesetzgebung mit dem Ziel, den Konsum bis 2040 deutlich zu senken. Ergänzend sollen körperliche Aktivität gefördert, Kinder und Jugendliche besser vor schädlicher Werbung geschützt und Impfungen als präventiver Baustein stärker adressiert werden.


Hinter den Erwartungen zurück bleibt der Plan jedoch in der Ernährungspolitik. Auf eine ursprünglich diskutierte EU-weite Besteuerung hochverarbeiteter, fett-, zucker- und salzreicher Lebensmittel verzichtet die Kommission und beschränkt sich auf die Ankündigung weiterer Prüfungen. Klare und verbindlichere Instrumente zur Reduktion ernährungsbedingter Risiken hätten den präventiven Anspruch des Plans stärker untermauert.

Früherkennung und Screening

Im Bereich der Früherkennung setzt die Initiative auf mehr Koordinierung und Zugänglichkeit. Vorgesehen ist ein EU-Protokoll für Gesundheitschecks bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mit dem den Mitgliedstaaten ein gemeinsamer Ansatz für nationale Vorsorgeuntersuchungen empfohlen wird. Ergänzend sollen mobile Screening-Programme gezielt unterstützt werden, um Präventionsangebote und Gesundheitsleistungen niedrigschwellig und wohnortnah zu den Menschen zu bringen.

Behandlung und Versorgung einschließlich Rehabilitation

In der Behandlung und Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen setzt der Plan auf stärker integrierte und personalisierte Ansätze. Vorgesehen ist eine Empfehlung zur Verbesserung der Versorgung, unter anderem durch den gezielten Einsatz digitaler Instrumente, um Behandlungsverläufe besser zu vernetzen und individualisierte Therapien zu unterstützen. Ergänzend soll ein europäisches Netzwerk von Zentren für kardiovaskuläre Gesundheit aufgebaut werden, das Expertise bündelt und die Umsetzung von Diagnostik, Therapie, Rehabilitation und Langzeitversorgung erleichtert. Flankierend ist die Einrichtung eines Dashboards zu gesundheitlichen Ungleichheiten vorgesehen, um Unterschiede in der Versorgung systematisch zu erfassen; zusätzlich sollen 40 Millionen Euro investiert werden, um geschlechtsspezifische Aspekte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser zu erforschen.

Erste Einordnung: ambitioniert, aber noch wenig verbindlich

Mit dem Safe Hearts Plan greift die Europäische Kommission ein zentrales Public-Health-Thema auf. Positiv ist der klare Health-in-All-Policies-Ansatz, der zentrale Determinanten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, von Tabak- und Alkoholkonsum über Ernährung, Bewegungsmangel und Luftverschmutzung bis hin zu sozialen Ungleichheiten, ausdrücklich adressiert. Dies wird aus Sicht der DSV ausdrücklich begrüßt. Auch die Zielvorgaben sind ambitioniert. Entscheidend wird jedoch sein, ob diesen Zielen verbindliche Instrumente und eine wirksame Umsetzung folgen, da viele Maßnahmen bislang programmatisch bleiben.


Zugleich erinnern die Maßnahmen zu Früherkennung, Screening und Behandlung, ebenso wie der Titel selbst, zu Teilen an den von der GKV kritisierten Kabinettsentwurf des deutsche „Gesunde-Herz-Gesetz“, das stark auf Screening und medikamentöse Interventionen setzt. Aus Sicht der DSV ist es wichtig, dass dieser Schwerpunkt nicht zulasten verhaltensbezogener und verhältnispräventiver Maßnahmen gehen darf. Es müssen vor allem die vulnerablen Gruppen erreicht und bevölkerungsweite Präventionsansätze verfolgt werden.