Finnische Studie zeigt Überraschendes
Die Lebenserwartung der Eltern beeinflusst Entscheidungen der Kinder zur Rente.
TH – 08/2021
Untersuchungen haben ergeben, dass
finnische Bürgerinnen und Bürger bei ihren Rentenentscheidungen zunehmend auf ihre
Lebenserwartung achten. Im Zusammenhang mit der
Rentenreform 2017 hatte Finnland eine vorgezogene Teilaltersrente eingeführt,
die ab 61 Jahren in Anspruch genommen werden kann. Eine frühere Studie des
Finnischen Zentrums für Renten hatte ergeben, dass der häufigste Grund für die
Beantragung dieser Rentenart die Unsicherheit über die Zukunft und die Lebenserwartung
ist. Die neuesten Ergebnisse stützen diese Beobachtung.
Eine aktuelle Studie zeigt nun Überraschendes: Die Inanspruchnahme einer Teilaltersrente hängt mit der Lebenserwartung
der Eltern zusammen. Je kürzer die prognostizierte Lebenserwartung, desto
wahrscheinlicher ist es, dass die Menschen eine Teilrente beantragen. Die Finnen scheinen ihre eigene
Lebenserwartung auf der Grundlage der Lebenserwartung ihrer Eltern
einzuschätzen. Personen, deren gleichgeschlechtlicher Elternteil in einem
jüngeren Alter verstorben ist, beantragen mit größerer Wahrscheinlichkeit als
andere eine Teilaltersrente. Männer haben eine
kürzere Lebenserwartung als Frauen und beantragen auch ca. 50 Prozent häufiger diese Leistung.
Auswirkungen auf die Rentenfinanzierung möglich
Die Ergebnisse dieser
Untersuchung können wichtige Auswirkungen auf das Rentensystem haben, da sich
die individuellen Entscheidungen über die Teilrente zwangsläufig in den
künftigen Rentenzahlungen niederschlagen werden.
Berechnungen zur
Rentenfinanzierung basieren gemeinhin auf der durchschnittlichen
Lebenserwartung. Es wird bislang davon ausgegangen, dass die Menschen ihre
Entscheidungen über die Inanspruchnahme der Rente eben nicht auf der Grundlage
ihrer voraussichtlichen Lebenserwartung treffen. Daher erhalten Menschen, die
kürzer leben, während ihrer Lebenszeit weniger Rentenzahlungen, und Menschen,
die länger leben, erhalten mehr. Dies
hält das System im Gleichgewicht. Wenn jedoch Personen mit kürzerer
Lebenserwartung ihre Rente systematisch so früh wie möglich in Anspruch nehmen,
werden die Rentenzahlungen zwangsläufig höher sein als in den Berechnungen angenommen. Das individuelle Verhalten ist nachvollziehbar und rational. Ideal ist es zumindest aus rentenpolitischer Sicht nicht.
Zu einer Zusammenfassung der Studie (in englischer Sprache) geht es hier.