Die andauernde Pandemie fordert Europa zum Handeln auf.

TH – 09/2021

Die "stille Pandemie" ...

Die andauernde Pandemie sorgt selbst bei vielen, die es vorher nicht betroffen hat, für eine erhöhte psychische Belastung. Während negative Folgen für die psychische Gesundheit alle Altersgruppen betreffen, wurde insbesondere für junge Menschen ein hohes Risiko für die Entwicklung einer schlechten psychischen Verfassung festgestellt, so ein Briefing des wissenschaftlichen Dienstes des Europäischen Parlaments (EPRS). Dies gehe einher mit einem erheblichen Maß an Ängsten und Sorgen. Die wachsende Belastung der psychischen Gesundheit wird von einigen daher bereits als „zweite“ oder „stille“ Pandemie bezeichnet.

... trifft häufig junge Menschen

Die bereits während der Pandemie weit verbreiteten psychischen Probleme, mit der die Gesellschaft konfrontiert wurde, werden durch Isolation, Angst um die eigene oder die Sicherheit anderer, wirtschaftliche Unsicherheit und die Tatsache, dass sich alle auf eine neue, vielleicht dauerhafte, Realität einstellen mussten, noch verstärkt. Bestimmte Gruppen sind besonders schwer getroffen. Dies sind Gesundheits- und Pflegepersonal, Menschen mit bereits bestehenden psychischen Gesundheitsproblemen, Frauen, und wie bereits erwähnt, junge Menschen. Es scheint auch so, dass die Pandemie bereits bestehende Ungleichheiten in der psychischen Gesundheit verstärkt, sowohl innerhalb der Bevölkerung als auch zwischen sozialen Gruppen. Auswirkungen auch auf den Arbeitsmarkt sind daher zu befürchten, so der EPRS.

Auch habe die Zahl der von zu Hause aus arbeitenden Menschen während der Pandemie stark zugenommen. Man hat sich daher ausführlich mit den Auswirkungen von Telearbeit und digitaler Arbeit auf Arbeitnehmer und die Gesellschaft im Allgemeinen befasst, so wird im Briefing weiter ausgeführt.

Entwicklungen auf europäischer Ebene

Bereits im Juli 2020 hatte das EP in einer Entschließung die psychische Gesundheit als grundlegendes Menschenrecht anerkannt, und nachdrücklich einen EU-Aktionsplan 2021-2027 zur psychischen Gesundheit gefordert. Die Kommission wurde auch aufgefordert, diese in den Mittelpunkt der EU-Politik zu stellen.


In einer Antwort auf eine schriftliche Anfrage stellte Kommissarin Kyriakides im März 2021 noch fest, dass „die Förderung einer guten psychischen Gesundheit Teil der Arbeit der Kommission in den kommenden Jahren sein wird. Die Kommission beabsichtigt aber nicht, eine Strategie zu entwickeln, die zu verbindlichen Rechtsvorschriften führen wird.“


Mittlerweile hat die Kommission, auch auf Druck von Interessengruppen, sich jedoch verpflichtet, zumindest eine nichtlegislative Initiative zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz auf EU-Ebene vorzubereiten. Diese soll die neu aufgetretenen Probleme im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit von Arbeitnehmern bewerten. Bis Ende 2022 will man eine Handlungsempfehlung hierzu vorlegen.


Zum Briefing in englischer Sprache geht es hier.