Stärkere Rolle der Säule sozialer Rechte im europäischen Semester gefordert
EU-Minister drängen, bei künftigen wirtschaftlichen Maßnahmen soziale Aspekte stärker zu berücksichtigen.
TH – 10/2021
Am 15. Oktober fand in Luxemburg im Rahmen des Rates für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz (EPSCO) ein Treffen der EU-Arbeits-
und Sozialministerinnen und -minister statt. Diskutiert wurde die Zukunft des Europäischen Semesters - ein
jährlicher Prozess, bei dem die Mitgliedstaaten ihre Wirtschafts-, Arbeits-,
Steuer- und Sozialpolitik innerhalb der EU koordinieren. Es wurde nachdrücklich gefordert, dass
künftige wirtschaftliche Maßnahmen und Reformen die sozialen Dimensionen
konsequent berücksichtigen sollen. Die Europäische Säule sozialer Rechte und ihr
Aktionsplan, mit den dort formulierten Leitzielen für Beschäftigung,
Qualifikationen und Armutsbekämpfung bis 2030, müsse hierzu als Anleitung
dienen.
Die Ministerinnen und Minister verabschiedeten Kernbotschaften des Beschäftigungsausschusses
(EMCO) sowie des Ausschusses für Sozialschutz (SPC). Es erfolgte auch ein Austausch
im Hinblick auf wichtige Veränderungen in der Arbeitswelt, wie zum Beispiel die
Alterung unserer Gesellschaften sowie die Rolle von Sicherheit und
Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Schlussfolgerungen zum Gender Mainstreaming
im EU-Haushalt wurden ebenfalls gebilligt.
Länderempfehlungen zukünftig nicht mehr jährlich?
Die COVID-19 Pandemie führte zu einer Reihe von Änderungen
am Prozess des Europäischen Semesters 2021, der sich auf die nationalen
(post-pandemischen) Wiederaufbau- und Resilienzpläne konzentrierte. Die
Ministerinnen und Minister für Beschäftigung und Soziales sind an einer Rückkehr zu einem
Semesterprozess, der eine starke soziale Dimension beinhalten solle, interessiert.
Deshalb wurde intensiv diskutiert, wie der Aktionsplan der Europäischen Säule
sozialer Rechte und insbesondere die drei EU-Leitziele zu Beschäftigung,
Qualifikation und Armutsbekämpfung sich am besten im künftigen Europäischen
Semester widerspiegeln könnten.
In der Grundsatzdebatte wurde hervorgehoben, dass Fairness
und sozialer Zusammenhalt zu den Kernzielen der wirtschaftlichen Erholung nach
COVID-19 gehören müssten. Es wurde die Notwendigkeit einer starken
Rolle des Rates Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz sowie seiner Vorbereitungsgremien im Semesterprozess betont. Darüber hinaus riefen die Ministerinnen und Minister nachdrücklich dazu auf, so bald wie möglich mit Länderberichten und
Empfehlungen für die Mitgliedstaaten, die auch mehrjährig sein können, zum
Semesterprozess zurückzukehren. Auch soll in Zukunft eine angemessene
Überwachung erfolgen, mit dem Ziel realistische und auch umsetzbare Leitziele
zu formulieren.
All dies soll die Einbeziehung der sozialen und
beschäftigungspolitischen Dimension in den Prozess des Semesters 2022
gewährleisten. Im Anschluss an die Debatte hat der Vorsitz des
Rates dem Vorsitzenden des Rates für Wirtschaft und Finanzen (ECOFIN) ein Schreiben mit deren
wichtigsten Botschaften übermittelt.
Die Ergebnisse des Ratstreffens finden sich in englischer
Sprache hier.