20 Jahre Licht im Dunkeln
Happy Birthday ISG.
VS – 10/2021
Die Untergruppe
Indikatoren (ISG) wurde im Jahr 2001 eingerichtet, um den Sozialschutzausschuss (SPC) mit technischer und analytischer Expertise zu unterstützen. Dies umfasst
die Entwicklung von Sozialindikatoren und die Konzeption von Monitoring Prozessen. Zuerst für die offene Koordinierung im Bereich Sozialschutz
und soziale Eingliederung, später unter anderem für das europäische Semester, die
EU2020-Strategie oder die Europäische Säule sozialer Rechte (ESSR).
Den einen Indikator, der alles misst, gibt es nicht
Politische
Prozesse verlangen nach schnell interpretierbaren Ergebnissen und klaren
Botschaften. Sozialschutzsysteme sind komplexe Gebilde und decken eine Vielzahl
von unterschiedlichen, auch konkurrierenden Zielen ab. Sie lassen sich nicht mit
wenigen oder gar einem Indikator abbilden. Dies zeigt sich auch in den auf
europäischer Ebene gemeinsam vereinbarten Zielen. Sollen diese aussagekräftig
und fair abgebildet werden, bedarf es eines Sets an Indikatoren.
Um beiden
Anforderungen an eine Indikatoren gestützte Analyse gerecht zu werden, hat der
ISG zwischen Schlüsselindikatoren und zugehörige ergänzende Indikatoren
unterschieden. Die Schlüsselindikatoren vermitteln einen ersten schnellen Überblick,
während die ergänzenden Indikatoren eine weitergehende vertiefende Analyse ermöglichen.
Auf
dieser Basis sind die ersten europäischen Sozialindikatoren in den Bereichen
Armut und soziale Teilhabe vom Europäischen Rat in Laeken im Dezember 2001
angenommen wurden. In 2001/2002 wurden diese durch erste gemeinsame Indikatoren
im Bereich Rente ergänzt. In 2004 folgten die ersten Indikatoren zu Gesundheitsversorgung
und Langzeitpflege.
Im Dunkeln zu verharren, ist riskant - Was nicht gemessen wird, wird auch nicht wahrgenommen
Die
von der ISG entwickelten Indikatoren und Monitoring Prozesse sind in den
vergangenen 20 Jahren kontinuierlich weiterentwickelt worden. Wesentlich war
von Beginn an die enge Zusammenarbeit mit Eurostat und den Arbeitsgruppen der
amtlichen Statistik. Hiervon haben Stellenwert und Qualität der europäischen
Sozialstatistik deutlich profitiert. Auch hat diese Zusammenarbeit wesentlich
dazu beigetragen, Lücken im Indikatorenset zu schließen.
Allerdings
werden auch weiterhin nicht alle Zielbereiche abgebildet. Die Gründe hierfür
sind vielfältig. Manche Ziele sind methodisch schwer fassbar. Für andere
besteht bisher auf europäischer Ebene keine vergleichbare Datengrundlage. Diese
Lücken sind jedoch problematisch. Ziele, die nicht anhand von Indikatoren
abgebildet werden, finden in der Berichterstattung weniger Beachtung. Schlimmstenfalls
werden sie nicht mehr berücksichtigt. Aus ehemals gleichwertigen Zielen werden durch
einen technischen Akt Ziele erster und zweiter Ordnung. Dieser Gefahr ist sich
der Rat „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz“ durchaus
bewusst. So hat er auf der Sitzung
am 14. und 15. Juni 2021 mit Bezug auf das überarbeitete Social Scoreboard betont, es müsse darauf hingearbeitet werden, alle Grundsätze der ESSR im Social Scoreboard durch Leitindikatoren
abzubilden.