Covid-19 und Well-being
Die Covid-19 Pandemie hat alle Aspekte des Wohlbefindens beeinträchtigt – auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
VS – 11/2021
In allen OECD-Länder hat sich die Covid-19-Pandemie auf das Wohlbefinden aller Menschen negativ ausgewirkt. Ebenso gilt für alle OECD-Länder, dass am härtesten die
Menschen betroffen sind, die schon zuvor mit Problemen zu kämpfen hatten. Dies
zeigt eine Studie der OECD „COVID-19
and Well-being: Life in the Pandemic“. Danach hat die Pandemie weitreichende
Folgen für die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten und miteinander in
Kontakt treten, sowie für die wirtschaftlichen, menschlichen, sozialen und
ökologischen Zusammenhänge, die unser Wohlbefinden bestimmen.
Rückgang der Lebenserwartung und Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit
Covid-19 hat verheerende Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit und
die Sterblichkeit. Zwischen März 2020 und Anfang Mai 2021 lagen die Sterbezahlen
in 33 OECD-Ländern 16 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. Dies
führte auch zu einem deutlichen Rückgang der durchschnittlichen Lebenserwartung.
Im Jahr 2020 ist diese über 29 OECD-Länder, für die bereits Werte verfügbar
sind, um 7 Monate gesunken.
Die psychische Gesundheit hat sich während der Pandemie ebenfalls verschlechtert:
Daten aus 15 OECD-Ländern deuten darauf hin, dass mehr als ein Viertel der
Menschen im Jahr 2020 Depressionen oder Angstzuständen ausgesetzt waren. Mit
zunehmender Dauer der Pandemie steigt der Anteil der Menschen die sich
erschöpft fühlen. Anfang 2021 hat ein Drittel der Menschen in 22 europäischen
OECD-Ländern Ländern angegeben, nach der Arbeit zu müde zu sein, um notwendige
Hausarbeit zu erledigen. Ein Jahr zuvor lag der Wert noch bei 22 Prozent.
Staatliche Unterstützungsmaßnahmen wirken, aber Ängste und Unsicherheit sind angestiegen
Staatliche Unterstützungen haben insbesondere in den Mitgliedstaaten der
EU wesentlich dazu beigetrafen, dass durchschnittliche Einkommensniveau der Haushalte
zu stützen und einen Anstieg der Arbeitslosigkeit weitgehend zu verhindern. Trotzdem
hat die Pandemie bei vielen Ängste um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes
ausgelöst. So befürchten im 2. Quartal 2020 14 % der abhängigen Beschäftigten in
19 europäischen OECD-Ländern, dass sie ihren Arbeitsplatz innerhalb von drei
Monaten "wahrscheinlich" verlieren würden. Auch berichtete fast jeder
Dritte über finanziellen Schwierigkeiten während der Pandemie.
Unterschiedliche Erfahrungen aus der Pandemie
Je nach persönlicher Lage, sozio-kulturellem Hintergrund, Alter und
Geschlecht unterschieden sich die Erfahrungen aus der Pandemie, Ältere Menschen
hatten ein viel höheres Risiko, aufgrund einer COVID-19-Infektion zu sterben
oder schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erleiden. Die Einschränkung
sozialer Kontakte war hier eine besonders wichtige Schutzmaßnahme. Doch gerade
bei Älteren ging dies mit einem erheblichen Risiko zu Vereinsamung einher. Dagegen
hatte die Pandemie bei ihnen kaum Auswirkungen auf die materielle Lage. Jüngere
Erwachsene haben in den Jahren 2020 und 2021 mit die stärksten Einbußen bei der
psychischen Gesundheit, der sozialen Verbundenheit und der Lebenszufriedenheit
zu verzeichnen. In den meisten OECD-Ländern sind sie zudem mit
Arbeitsplatzverlusten und Unsicherheit konfrontiert.
Auch nach Geschlecht und Haushaltstyp zeigen sich Unterschiede. Die Zahl
der Todesfälle war bei Männern höher als bei Frauen. Dagegen sind Frauen eher
von Long-COVID betroffen. Auch verzeichneten Frauen eine stärkere Verschlechterung
der psychischen Gesundheit.
Geht es um die Pandemieversorgung, standen Frauen häufig an vorderster
Front, sei es im Beruf oder bei unbezahlter häuslichen Pflegearbeit. Hier zeigt
sich, dass selbst wenn Männer ihren Anteil an unbezahlter Arbeit
(einschließlich Haushalts-, Erziehungs- und Betreuungsarbeit) erhöhten, geschah
dies meist nur vorübergehend und reichte nicht aus, um die Beiträge der Frauen
auszugleichen.
Die Pandemie gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt
Vertrauen (in Menschen und Institutionen) ist ein wichtiger
Resilienzfaktor, wobei ein höheres Vertrauen zur Eindämmung der Pandemie
beiträgt. Zu Beginn der Krise verzeichneten mehrere OECD-Länder einen
deutlichen Zugewinn an Vertrauen in Regierungshandeln und die staatlichen
Institutionen. Dieser ist inzwischen wieder verloren gegangen. Dagegen hatten
Anfang 2021 zwischen 53 % und 88 % der Erwachsenen in 12 OECD-Ländern das
Gefühl, dass ihr Land jetzt gespaltener ist als vor dem Ausbruch des
Coronavirus.