
Stabile Renten in der COVID-19 Pandemie
Alterung der Gesellschaft bleibt die große Herausforderung.
VS – 12/2021
Die OECD hat den alle zwei
Jahre erscheinenden Bericht zu Renten auf einen Blick (Pensions
at a Glance) vorgestellt. Danach waren die Einkommen der Rentner und
Rentnerinnen in den meisten Mitgliedsstaaten trotz der schweren ökonomischen
Auswirkungen der Pandemie gut geschützt. Die Folgen der Alterung der
Gesellschaft werden jedoch alle Alterssicherungssysteme vor große
Herausforderungen stellen. Hier plädiert die OECD auf nationaler Ebene
automatische Anpassungsmechanismen zu vereinbaren. Dies steigere die
Transparenz der Politik, schaffe Vertrauen in die Alterssicherungssysteme und
stärke die Sicht auf langfristige Herausforderungen.
Die OECD-Länder setzen auf eine Stärkung der ersten Säule
Viele OECD-Länder haben
ihre Rentensysteme erheblich reformiert und setzen dabei auf eine Stärkung der
ersten Säule. Hierzu zählen u.a. auch die EU-Staaten Polen, Slowenien und
Ungarn, die die Rentenleistungen deutlich erhöht haben. Estland hat dagegen in
der Pandemie die obligatorische private Altersvorsorge abgeschafft und die
vorzeitige Auszahlung der Beiträge ermöglicht. Eine Priorisierung der ersten
Säule ist jedoch nicht gleichbedeutend mit einer Ausweitung des Umlagesystem.
So wird Griechenland die umlagefinanzierten Zusatzrenten durch ein
kapitalgedecktes System mit Beitragsprimat ersetzen.
Daneben zeichnet sich laut
OECD ein klarer Trend ab, die Renten von Personen aufzustocken, die in ihrem
Erwerbsleben ein niedriges Einkommen bezogen haben. Hierzu gehören auch die
EU-Länder Deutschland und Lettland.
Automatische Anpassungsmechanismen
Automatische
Anpassungsmechanismen sollen die Regierungen unterstützen ihre mittel- bis
langfristigen rentenpolitischen Ziele zu erreichen und die Auswirkungen der
Alterung der Gesellschaft auf die Alterssicherung zu bewältigen. Dabei steht
für die OECD außer Frage, dass die letztendliche Entscheidung immer der Politik
obliegt. Diese ist dafür legitimiert. Nur erhöhen automatische
Anpassungsmechanismen die Wahrnehmung mittel- bis langfristiger Ziele, während
diskretionäre Maßnahmen eher von kurzfristigen Zielsetzungen geleitet sind, Allerdings
hat die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt, dass es hierzu eines möglichst
breiten Konsenses bedarf, um einen langfristigen Bestand der
Anpassungsmechanismen zu gewährleisten. Automatische Anpassungsmechanismen, die
nach jedem Regierungswechsel abgeschafft werden, wirken am Ende wie diskretionäre
Maßnahmen.
Regelaltersgrenze an die Entwicklung der ferneren Lebenserwartung koppeln
Um
die Alterssicherungssysteme fit für die Herausforderung der alternden
Gesellschaft zu machen, bewirbt die OECD als spezifischen automatischen Anpassungsmechanismus
die Koppelung der Regelaltersgrenze an die fernere Lebenserwartung. Die OECD
schlägt hier ein Verhältnis von 2:1 vor: Zwei Drittel des Anstiegs der
Lebenserwartung sollen in Erwerbstätigkeit verbracht werden und ein Drittel Teil
der Rentenphase sein.
Solch
ein Mechanismus kann zur langfristigen finanziellen Tragfähigkeit der
Alterssicherungssysteme beitragen. Allerdings ist dieser Vorschlag nicht verteilungsneutral. Niedrige Bildung und damit
einhergehend ein niedriger sozialer Status oder belastende Arbeitsbedingen haben
eine signifikante Auswirkung auf die Lebenserwartung. Wobei dieser Zusammenhang
bei Männern stärker als bei Frauen ausgeprägt ist. Ein Anstieg der
Regelaltersgrenze belastet diese Gruppen somit überproportional. Daher wäre es wünschenswert,
dass in der nächsten Veröffentlichung von Renten auf einen Blick im Jahr 2023,
die Analyse diesbezüglich vertieft wird.