HERA startet ihr erstes operatives Jahr mit einer langen To Do Liste, einer schmalen Besetzung und überschaubaren Geldmitteln.

UM – 02/2022

Am 10. Februar hat die europäische Behörde für die Krisenvorsorge- und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) ihren Arbeitsplan für das aktuelle Jahr vorgestellt. Das Programm enthält neben den Aufgaben zur Bewältigung der Corona-Krise auch Maßnahmen, um sich auf künftige Gesundheitsgefahren vorzubereiten. Der schlanken Behörde mit vier Referaten, die im September des letzten Jahres ihre Arbeit aufgenommen hat, stehen dafür im laufenden Jahr 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Leitung hat seit dem 1. Dezember der Belgier Pierre Delsaux (Organigramm).

COVID-19

Noch steckt Europa inmitten der Corona-Krise. HERA's Arbeitsschwerpunkte liegen hier neben der Impfstoffsicherung durch weitere Vorab-Kaufvereinbarungen und der gemeinsamen Beschaffung von COVID-19-Therapeutiika für die Mitgliedstaaten – Gespräche laufen hier mit Pfizer und MSD - in dem weiteren Aufbau von Kapazitäten für die Sequenzierung und Erkennung von Virusvarianten. HERA ist auch damit befasst, Impfstofflieferungen über die europäischen Grenzen hinweg sicherzustellen.

Künftige Gesundheitsbedrohungen

Zur Sicherstellung der Verfügbarkeit krisenwichtiger Produkte will HERA ein System schaffen, das Auskunft über die Verfügbarkeit von Gegenmaßnahmen und notwendigen Rohmaterialien gibt als auch über vorhandene Produktionskapazitäten. Für Forschung und Entwicklung von medizinischen Gegenmaßnahmen und neuen Technologien gegen neue Bedrohungen stehen 306 Millionen Euro im Förderprogramm Horizont Europa bereit. Für Notfälle wird ein Netz an jederzeit aktivierbaren Produktionskapazitäten (EU-FAB-Fazilität) aufgebaut. Drei konkrete künftige Bedrohungen werden in Abstimmung mit dem HERA-Vorstand und dem Beirat und damit in enger Abstimmung mit den Mitgliedstaaten noch im ersten Halbjahr festgelegt: Auf der vorläufigen Liste stehen neben SARS-CoV2 auch die Pandemische Influenza sowie Antimikrobielle Resistenzen.

Krisenvorräte

Zur Vorbereitung auf weitere Bedrohungslagen sollen die Lagerbestände an wichtigen Gegenmaßnahmen wie Impfstoffe, Medikamenten, Medizinprodukten, Antibiotika etc. in einer finanziellen Größenordnung von 580,5 Millionen Euro ausgebaut werden. Das Geld kommt aus dem Katastrophen-Programm rescEU. Die Ausschreibungen dazu sollen in diesem und im nächsten Jahr erfolgen. Im zweiten Quartal soll mit Geldern aus dem Gesundheitsprogramm EU4Health die Entwicklung einer systematischen Erfassung der in der EU am meisten benötigten antimikrobiellen Mittel und Wirkstoffe entwickelt werden, die auch eine Bewertung der Lücken und Schwachstellen in der EU ermöglicht. In einem zeitlichen Rahmen von sechs Monaten sollen die bestehenden und geplanten Vorräte krisennotwendiger Gegenmaßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene erfasst werden. Die Beschaffung (auch von Impfstoffen und Therapeutika) und die Verwaltung der Vorräte soll über ein mit einer IT-Plattform verbundenes System erfolgen.

Frühwarnung

Diese Plattform wird auch mit einem Echtzeit-Frühwarnsystem verlinkt. Schließlich liegt eine der zentralen Aufgaben der Behörde in der Analyse und Bewertung künftiger Bedrohungslagen, der Entwicklung von geeigneten Reaktionsplänen und der Priorisierung von Maßnahmen im Falle der akuten Gefahr. Diese Informationen bedingen einen engen Austausch mit den Mitgliedstaaten ohne Zeitverluste. Die Informationsstände müssen immer aktuell, der Zugriff auf sie jederzeit gegeben sein.