"Zwischenbilanz"
Europas Plan gegen den Krebs schreitet voran. Jetzt hat die Europäische Kommission vier weitere Maßnahmen angestoßen.
UM – 02/2022
„Beating Cancer“
Der Europäische
Plan zur Bekämpfung des Krebses ist am 4. Februar ein Jahr alt geworden. Er enthält zehn Leitinitiativen und viele
ergänzende Maßnahmen und will eine Trendwende in der Krebsbekämpfung
herbeiführen. Würde nicht gehandelt, so die Befürchtung, steige die Zahl der
Krebstoten bis 2035 um 24 Prozent. Die Europäische Union (EU) hat im ersten
Jahr im Rahmen des EU4Health-Programms bereits vier Initiativen gestartet und 12
maßnahmenbezogene Finanzhilfen gewährt. Für 2022 sind knapp 147 Millionen Euro für
die Krebsbekämpfung eingestellt, der Hauptteil des Geldes ist für die
Prävention gedacht (siehe
hier).
Im ersten Jahr ist viel passiert
Unter Führung
der Kommission ist eine Lenkungsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der
Mitgliedstaaten eingerichtet worden. Grundlage ist ein Beschluss für eine
Expertengruppe aus dem Jahr 2018 (siehe
hier). Die Lenkungsgruppe soll die Umsetzung von evidenzbasierten Beispielen
guter Praxis durch die Länder erleichtern und die Kommission bei der Nutzung
von Forschungsergebnissen beraten. Zusätzlich sind thematische Sub-Gruppen,
unter anderem zu Prävention, Früherkennung, Diagnose und Behandlung sowie Ungleichheiten
befristet eingerichtet worden. Hier bringt sich auch die Sozialversicherung ein.
Den Auftakt machte SAMIRA
Am 5. Februar 2021
ist SAMIRA, der Aktionsplan für die Anwendung ionisierender Strahlen in der
Medizin, als erste Maßnahme zur Umsetzung des Krebsplanes vorgestellt worden (siehe hier).
Ende Juni 2021 ist
mit dem Krebswissenszentrum wiederum die erste Leitinitiative der Kommission umgesetzt
worden. Die Online-Plattform dient der Sammlung und Aufbereitung von Informationen,
um die Entwicklungen bei Krebs beobachten und Gegenmaßnahmen bewerten zu
können. Sie bietet zudem Raum zur Koordinierung von Krebsinitiativen (siehe
hier).
Ende September 2021
ist auch die Kampagne HealthyLifeStyle4All gestartet worden, die die Förderung
von Sport, körperlicher Betätigung und gesunder Ernährung zum Ziel hat (siehe
hier).
Am 13. Dezember
des letzten Jahres erfolgte der Startschuss für das EU-Netz onkologischer
Spitzenzentren. Das Netzwerk, das bis 2025 eingerichtet sein soll, will den Zugang
zu qualitätsgesicherten Diagnosen und Behandlungen verbessern. Die Qualität von
Ausbildung, Forschung und klinischen Studien soll in der gesamten EU steigen (siehe
hier).
Neue Maßnahmen
Zum Februar 2022
ist mit dem Register der Ungleichheiten eine weitere Leitinitiative des Plans realisiert
worden (siehe
hier). Das Register will Entwicklungstendenzen und Unterschiede zwischen
den Mitgliedstaaten und Regionen sichtbar machen. Darüber hinaus ist mit der
Aufforderung zur Stellungnahme zur Krebsfrüherkennung ein Prozess eingeleitet
worden, einen Vorschlag für die Überarbeitung der Ratsempfehlungen zur
Krebsvorsorge aus dem Jahr 2003 zu entwickeln. In Umsetzung der Leitinitiative
3 soll im Rahmen einer Kampagne über Humane Papillomviren (HPV)
aufgeklärt und die Impfquote erhöht werden. Den Mitgliedstaaten werden hierfür
im Rahmen von EU4Health Mittel bereitgestellt. Als vierte Maßnahme wird das EU-Netzwerk
junger Krebsüberlebender etabliert (Pressemitteilung zu den neuen Maßnahmen (siehe
hier).
Legislativ wurde einiges eingeleitet
Zum Teil schon
vor dem Start des Krebsplanes wurden legislative Maßnahmen sondiert. Im Juni
2021 wurde eine Folgeabschätzung zur Überarbeitung der Etikettierungsvorschriften
für alkoholische Getränke eingeleitet. Ebenfalls im letzten Juni wurde zur
Besteuerung von Tabakerzeugnissen und neuartigen Tabakerzeugnissen konsultiert. Aktuell läuft die Konsultation zur Überarbeitung der Vorschriften zur Verbraucherinformation bei Lebensmitteln, zur
Festlegung von Nährwertprofilen und zur Information der Verbraucher bei alkoholischen
Getränken. Angestoßen wurde Ende 2020 bereits die Sondierung zu den Steuervorschriften
für im Ausland gekauften Alkohol und Tabak mit dem Ziel, Steuerausfälle zu reduzieren
und die öffentliche Gesundheit besser zu schützen.
Ausblick
In 2022 soll unter anderem das Projekt „Krebs im Kindes-,
Jugend- und jungen Erwachsenenalter“ starten; dazu die Leitinitiative über
bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin. Ein Liste aller Maßnahmen findet sich hier. Mit den Vorschlägen für einen Europäischen
Gesundheitsdatenraum sowie zur Arzneimittelgesetzgebung werden zudem große
Gesetze mit Schnittstellen zum Krebsplan auf den Weg gebracht.