„Krisengipfel“ erörtert künftige Versorgung mit wirksamen Antibiotika

UM – 05/2022

Die Gesundheitsministerinnen und –minister der G7-Staaten haben in ihrem Treffen am 19. und 20. Mai in Berlin die Notwendigkeit hervorgehoben, gemeinsam stärker gegen Antibiotikaresistenzen vorzugehen. Weitere Themen waren die kriegsbedingt schwierige medizinische Versorgungssituation in der Ukraine, die Überwindung der Covid-19-Pandemie sowie klimaneutrale Gesundheitssysteme; nachzulesen im Kommuniqué vom 20. Mai.

WHO kommt entscheidende Rolle zu

Eine entscheidende Führungs-, Initiativ- und Koordinierungsfunktion in der globalen Gesundheit käme, nach Ansicht der Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu. Um diese Aufgaben wahrnehmen zu können, müsse sie besser und verlässlicher finanziert werden. Deshalb soll der WHO-Haushaltsanteil, der über Pflichtbeiträge der Mitglieder bestritten wird, bis zum Jahr 2030/2031 steigen.

Ein Pakt für die Pandemie-Bereitschaft

Als zentrales politisches Instrument wurde von der G7 der „Pakt für die Pandemie-Bereitschaft“ hervorgehoben. In dessen Rahmen verpflichten sich die sieben führenden Industriestaaten der Welt, die Entwicklung integrierter, interoperabler und interdisziplinärer Surveillance und sektorenübergreifender Surveillancekapazitäten zu stärken. Im Rahmen des „One-Health-Ansatzes“ will man mit Blick auf Mensch, Tier, Umwelt und Klima den Risiken künftiger Gesundheitsgefahren vorbereitet entgegentreten können.

In den Blick genommen werden nicht nur Covid-19, sondern auch andere Krankheitserreger mit Pandemie- beziehungsweise Epidemiepotenzial und das Thema Antibiotikaresistenzen. Angesichts eines sorglosen und wirtschaftlichkeitsgetriebenen Einsatzes in der Veterinär-, aber auch in der Humanmedizin, hätten diese ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Es handele sich um eine „stille Pandemie“.

Hohe soziale und wirtschaftliche Folgekosten

Antibiotikaresistenzen fordern jährlich mehr als eine Million Menschenleben weltweit, so die G7. Die Europäische Kommission bestätigt: Antimikrobielle Resistenzen sind in der Europäischen Union für 33.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich und kosten die Gesundheitssysteme jährlich rund 1,1 Milliarden Euro. Unwirksame oder nicht verfügbare Antibiotikabehandlungen führen zudem oftmals zu einer Blutvergiftung (Sepsis). Die G7 setzt deshalb auf die Förderung der Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika. Daneben soll der sachgerechte Einsatz von Antibiotika verbessert werden. Hierzu sollen bis Ende 2023 nationale Ziele festgelegt werden. Die Früherkennung, Diagnose und Therapie von Sepsis soll besonders gestärkt werden.

Sachgemäßen Antibiotikaeinsatz fördern

Die Deutsche Sozialversicherung Europavertretung (DSV) unterstützt diesen Kurs. Gegenüber der Europäischen Kommission hat die DSV im Rahmen einer Sondierung für umfassendere Maßnahmen zur Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen eindringlich darauf hingewiesen, den Veterinärbereich besonders in den Blick zu nehmen. Hier ist der Einsatz von Antibiotika weiterhin kritisch hoch. In der Humanmedizin müsse der Infektionsprävention ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. Durch Screenings auf resistente Keime, Hygienemaßnahmen in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, Personal- und Patientenschulungen u. a. könnten Infektionen vermieden und ein unsachgemäßer Einsatz von Antibiotika vergleichsweise aufwandsarm verhindert werden (Feedback der DSV siehe hier).