Gesellschaftliche Auswirkungen der Covid-19-Pandemie - demografische Entwicklung und digitaler Wandel
Neue Ergebnisse aus dem wissenschaftlichen Dienst im Europäischen Parlament (EPRS)
LB – 06/2022
Der EPRS hat eine neue Studie veröffentlicht, die die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie
auf die demografische Entwicklung, die digitale Transformation und mögliche
Interaktionen beider Prozesse in der EU beschreibt.
Die neuesten
Daten zeigen zunächst, dass bisher bestehende demografische Tendenzen weiter
vorherrschen. Dazu gehören das zunehmende Lebensalter, schrumpfende
Geburtenraten und sinkende Anteile der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.
Übersterblichkeit gestiegen
Deutlich werden
aber auch spezifische Auswirkungen der Pandemie, die im Jahr 2021 noch stärker
waren als im Vorjahr: So stieg beispielsweise die "Übersterblichkeit"
insbesondere während der besonders hohen Infektionswellen im April und im
November an; die Lebenserwartung in vielen Mitgliedstaaten sank.
Digitaler Wandel
Die Pandemie hat
außerdem den digitalen Wandel beschleunigt. Neben zunehmender Automatisierung
und Digitalisierung von Prozessen und Dienstleistungen haben sich dadurch
beispielsweise der Anteil an Telearbeit und die Anzahl Plattform-Beschäftigter
erhöht.
Digitale
Technologien haben das Potenzial, Lebensstandard, Lebenserwartung und
Lebensqualität zu verbessern bzw. grundsätzlich zu verändern. Damit steigt
potentiell aber auch die technologische Abhängigkeit. Außerdem setzt die
Nutzung digitaler Technologien ein bestimmtes Maß digitaler Kompetenzen voraus.
Hier bestehen laut Studie zwischen verschiedenen demografischen Gruppen
allerdings teilweise deutliche Unterschiede. So sind die sogenannten „Digital
Natives“ (Geburtenjahrgänge ab 1997) den Umgang mit Smartphones und Tablets
gewöhnt, die meisten haben Internetzugang zu Hause. Sie haben im Vergleich zu
älteren Personen nicht nur bessere technische Kompetenzen, sondern verbringen
auch mehr Zeit im Internet bzw. am Bildschirm.
Diese Tendenz
wurde durch die Covid-19-Pandemie, in der es zu Schulschließungen und
Fernunterricht sowie Kontaktbeschränkungen kam, bei den aktuellen Jahrgängen
von Schülerinnen und Schülern noch verstärkt. Gleichzeitig droht denjenigen,
die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum Internet, technischer Ausrüstung
oder digitalen Werkzeugen haben, Ausgrenzung bei gesellschaftlicher Teilhabe.
Risiken der Digitalisierung
Innerhalb der
EU vollzieht sich der digitale Wandel in unterschiedlichem Tempo. Durch die
verstärkte Nutzung digitaler Technologien entstehen neue Risiken, wie etwa die
Cyberkriminalität und der digitale Betrug, die sich auf verschiedene Gruppen –
sowohl in demographischer, aber auch in sozialer oder regionaler Hinsicht –,
unterschiedlich auswirken können.
Die EU ist sich
der verschiedenen Probleme bewusst. Die neuen Arbeitsbedingungen, ethische und
datenschutzrechtliche Fragen hat sie im Blick und hierzu bereits verschiedene Gesetze auf den Weg gebracht. Zudem unterstützt
sie entsprechende Initiativen, Projekte und gezielte Hilfen, z. B. zur Überwindung
der sogenannten „digitalen Kluft“. Die Autorinnen und Autoren der EPRS-Studie
empfehlen, insbesondere die Priorisierung des Ausbaus digitaler Fähigkeiten
weiter zu verfolgen.