Sozialeres Europa bis 2030?
Mitgliedstaaten legen sich selbst Sozialziele auf
IF – 07/2022
Die
Ministerinnen und Minister für Beschäftigung und Soziales haben ihre
nationalen Ziele für die Umsetzung des Aktionsplans zur europäischen Säule
sozialer Rechte bis 2030 dargelegt. Ob die vielversprechenden Vorhaben von
allen Mitgliedstaaten dauerhaft eingehalten werden können, bleibt fraglich.
Die Europäische Kommission äußerte sich positiv zu dem Vorhaben und
unterstützt die Mitgliedstaaten mit Nachdruck. Nur von einem gemeinsamen und
inklusiven Europa zu sprechen, reiche schon längst nicht mehr aus.
Die EU-27
müssen stärker denn je ihren nationalen Verpflichtungen nachkommen.
Sozialpolitik ist ein integrales Thema und in allen Lebensbereichen zu spüren
und zu berücksichtigen. Erschwert wird die Lage nun auch durch den Ukrainekrieg
und die vielen flüchtenden Menschen in die Union.
Bis 2030 Erreichung der sozialen Kernziele
Mit dem Aktionsplan zur europäischen Säule
sozialer Rechte wollte
die Europäische Kommission zusätzlich Druck aufbauen, damit die Mitgliedstaaten
ihre europapolitischen „Hausaufgaben“ auch zufriedenstellend erledigen. Dazu
zählen Reformen der Arbeitsmärkte, Stärkung von Aus- und Weiterbildung und mehr
Investitionen in soziale Inklusion. Der Aktionsplan umfasst auf EU-Ebene drei
soziale Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen:
- Mindestens 78 Prozent der 20- bis 64-Jährigen
sollten einer Beschäftigung nachgehen.
- Mindestens 60 Prozent aller Erwachsenen sollten
jedes Jahr an Fortbildungen teilnehmen.
- Die Zahl der von Armut oder
sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen sollte im Vergleich zu 2019
um mindestens 15 Millionen verringert werden.
Neueste Zahlen zeigen erfreuliches
Die
Mitgliedstaaten verpflichten sich auch zu nationalen Zielen im Sozialbereich. Alle Mitgliedstaaten haben inzwischen Vorschläge ihrer nationalen Ziele an
die EU vorgelegt und im letzten Rat der Sozialministerinnen und -minister
präsentiert. Die nationalen Ziele werden zur Erreichung der Kernziele
in den Bereichen Beschäftigung, Kompetenzen und Armutsbekämpfung bis 2030 beitragen.
Bei der
Beschäftigungsquote aller Mitgliedstaaten liegen die nationalen Ziele
(78,5 Prozent) bereits über dem EU-Kernziel (78 Prozent). Bei der Aus- und
Weiterbildung Erwachsener ist das Ziel von 60 Prozent mit 57,6 Prozent fast
erreicht. Die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ist ein
wesentlicher Teil, um zu einem sozialen Europa beizutragen. Ziel soll sein, die
Anzahl der von Armut bedrohten Menschen um 15 Millionen zu verringern.
Nächste Überprüfung 2023
Zusätzlich müssen der Angriffskrieg in der Ukraine durch Russland und die
sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen berücksichtigt werden. Die
Ergebnisse, welche in Erhebungen mit den Mitgliedstaaten seit dem Herbst 2021
zustande kamen, sind daher vor dem Kriegsbeginn besonders positiv.
Die Europäische Kommission wird die Umsetzung und den Fortschritt im
Zuge des Europäischen Semesters im nächsten Zyklus 2023 überwachen.