
Klimaschutz in der EU
Ziel klar verfehlt
IF – 11/2022
In den letzten
Jahren wanderte das Thema Klimaschutz auf der politischen Agenda immer weiter
nach oben. Nach Ausrufung des europäischen Green Deal 2019 – eine Wachstumsstrategie, in der
die EU zu einer fairen Gesellschaft mit einer ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft – wurden hohe Ziele gesteckt. Eines davon ist, dass im Jahr 2050 weniger
Treibhausgasemmissionen freigesetzt werden, um Menschen und Umwelt zu schonen.
Im Einklang mit der Europäischen Säule sozialer Rechte
Verschiedene
Maßnahmen wurden auch an der Europäischen Säule sozialer Rechte ausgerichtet. Geplant war eine Sicherung des Mindestlebensstandards, wie ein
europäischer Mindestlohn. So sollen etwa
Risikofaktoren von Energiearmut eingedämmt werden. Eine nachhaltige
Kreislaufwirtschaft soll zudem großes Potential für neue Berufsfelder und
die Schaffung neuer Arbeitsplätze sein. Durch berufliche Weiterbildung
mittels Umschulungsprogrammen oder neue Beschäftigungsmöglichkeiten
könnten neue Chancen für die Arbeitswelt
angestoßen werden.
Außerdem soll der Schutz der am stärksten betroffenen
Bürgerinnen und Bürger vor Umwelteinflüssen ausgeweitet werden. Helfen
sollen der Europäische Klimasozialfonds und auch der Kohäsionsfonds. Innovative
digitale Techniken sollen zusätzlich zur Verwirklichung der europäischen
Nachhaltigkeitsziele hin zu einer neuen Lebens- und Arbeitswelt beitragen.
Hohe Ziele, aber wenig umgesetzt
Die EU hat aber nun ihr ambitioniertes Ziel, zwischen 2014 und 2020 mindestens 20 Prozent der veranschlagten Finanzmittel für den Klimaschutz auszugeben, nicht erreicht. Dies belegt ein Bericht des Europäischen Rechnungshofs. Die Ergebnisse des Berichts wurden am 7. November in einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI), des Haushaltsausschusses (BUDG) und des Haushaltskontrollausschusses (CONT) im Europäischen Parlament diskutiert. Die Europäische Kommission hatte zuvor angegeben, dass 216 Milliarden Euro für Klimaschutzmaßnahmen ausgegeben und somit die festgesetzte 20 Prozent-Vorgabe erfüllt wurde. Im Prüfbericht wurde aber deutlich, dass nicht alle mit eingerechneten Projekte klimarelevant waren und der Gesamtbetrag der Klimaschutzausgaben viel zu hoch angesetzt wurde.
Klimafreundliche Mitgliedstaaten?
Auch die
Abgeordneten zeigten sich, ob der veranschlagten Zahlen der Europäischen
Kommission, irritiert. Die Mitgliedstaaten hätten die verfügbaren Mittel nicht
ausgeschöpft und in der Debatte verlangten sie von der Europäischen
Kommission Aufklärung. Die Prüferinnen und Prüfer des Europäischen Rechnungshofes
analysierten auch, dass durch die erwartenden Änderungen durch die Energiekrise
und die derzeit hohe Inflation auch für die Zeit nach 2020 nicht korrekte Klimaschutzausgaben
angegeben wurden. Eine klarere Kommunikation und verbesserte Zusammenarbeit mit
der Europäischen Kommission könne helfen, um die Mittelverwendung in den
Mitgliedstaaten und die entsprechende Berichterstattung künftig zu verbessern.
Besorgnis wurde hinsichtlich der Korrektheit der Klimaberichterstattung für den
Zeitraum 2021-2027 angedeutet. Der europäische Green Deal gilt wohl bisher nur
mehrheitlich auf dem Papier.