Wünsche der Bürgerinnen und Bürger bei der Zukunftskonferenz
Mehr Einsatz von Europa
IF – 12/2022
Am 2.
Dezember luden die EU-Institutionen all jene Bürgerinnen und Bürgern ein, die
an den europäischen und nationalen Bürgerforen für die Konferenz zur Zukunft
Europas teilgenommen haben. Am 9. Mai, dem Europatag, fand eine Abschlussveranstaltung zur Konferenz zur Zukunft
Europas statt. In verschiedenen Bürgerforen wurde über
die Rolle Europas in der Welt, Klima und Umwelt, Rechtsstaatlichkeit und Werte
sowie eine stärkere Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit diskutiert.
Änderungswünsche in vielen Lebensbereichen
Die
Konferenz zur Zukunft Europas hat die Debatte rund um eine Neuordnung der EU
ins Rampenlicht gerückt. Was passiert mit den Vorschlägen,
die die Bürgerinnen und Bürger in den letzten Monaten erarbeitet haben? Wann
und wie werden sie umgesetzt? Die Bürgerinnen und Bürger haben insgesamt 300 Ideen und 49 Vorschläge mit
allgemeinen Zielen erarbeitet. Die Bürgerinnen und Bürger griffen dabei Fragen
aus dem gesamten Themenspektrum der Konferenzvorschläge auf, darunter
Klimawandel und Umwelt, Gesundheit, Bildung und Kultur, der digitale Wandel, Herausforderungen
aufgrund von geflüchteten Menschen, Probleme mit der Einhaltung der
Rechtsstaatlichkeit, der EU-Haushalt, die Lage der europäischen Wirtschaft und
die Rolle junger Menschen und Menschen mit Behinderung in all diesen Bereichen.
Im
Ergebnis haben sich die Bürgerinnen und Bürger von Europa in allen Bereichen
mehr Einsatz gewünscht. Die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten
prüfen jetzt, was genau sie in den kommenden Monaten aufgreifen. Einige der
Vorschläge könnten im Rahmen des geltenden EU-Rechts umgesetzt werden. Andere
hingegen würden eine Änderung der EU-Verträge erforderlich machen.
Änderung der Verträge in weiter Ferne
Einen EU-Konvent
zur Revision der EU-Verträge einzuberufen, wurde vom Europäischen Parlament und
den Bürgerinnen und Bürgern wiederholt gefordert. Auch einige Mitgliedstaaten
sehen mittlerweile vereinzelt die Notwendigkeit von Reformen, denn die
Meinungsbildung wird im Rat immer schwieriger. Dies hat sich zunehmend bei der
Entscheidungsfindung mit Blick auf die Folgen des Angriffskriegs Russland auf
die Ukraine gezeigt. Vor allem das langsame Tempo bei der Einigung auf
Sanktionen gegen Russland wurde beklagt, denn hier ist immer noch eine
Einstimmigkeit notwendig.
Dennoch hat sich der Europäische Rat bislang noch nicht
zur Einberufung eines europäischen Konvents geäußert. Dieser würde dann zwar
keine Vertragsänderung garantieren, könnte aber in einem ersten Schritt ausarbeiten.
Vor allem einige skandinavische und osteuropäische Ländern stehen einer grundlegen
Reform, die eine Änderung der rechtlichen Grundlagen mit sich bringt, noch
kritisch gegenüber. Die aus dieser einjährigen, beispiellosen Konferenz
gezogenen Lehren in Bezug auf die Bürgerpartizipation, standen ebenfalls im
Mittelpunkt des Austauschs, einschließlich der Absicht der Europäischen Kommission,
vor wichtigen Legislativvorschlägen Bürgerkonsultationen durchzuführen.
Institutionen planen Weiterverfolgung
Der
schwedische Ratsvorsitz hat bereits angekündigt sich im ersten Halbjahr 2023
intensiv mit den Ergebnissen aus der Konferenz zur Zukunft Europas zu befassen,
um einige Ideen auch politisch aktiv umzusetzen. Dafür benötigt es aber die
Kooperation zwischen Europäischem Parlament und der Europäischen Kommission – es bleibt abzuwarten was schlussendlich geändert und
aktualisiert werden wird.