Programm der schwedischen Ratspräsidentschaft
Vorsitzführung im 1. Halbjahr 2023
IF/CC – 01/2023
Schweden übernimmt den Vorsitz im Rat der Europäischen
Union in politisch unruhigen Zeiten. Der russische Angriffskrieg hat nicht nur
europaweit, sondern auch globale Auswirkungen, insbesondere auf Lieferketten in
der Nahrungsmittel- und Energieversorgung. Aktuelle Krisen wie die
Bestechungsvorwürfe im Europäischen Parlament, die Probleme mit Ungarn,
Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie, die hohe Inflation und die Energiekrise
haben weitreichende sozial-, beschäftigungs- und gesundheitspolitische Folgen für
die Bürgerinnen und Bürger der EU. Die schwedische Ratspräsidentschaft hat nun
ihre Prioritäten für das erste Halbjahr 2023 vorgestellt. Dazu zählen Sicherheit,
Resilienz, Wohlstand, demokratische Werte und Rechtsstaatlichkeit.
Politische Rückendeckung bei den Institutionen
Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson hat die
erste Plenarsitzung 2023 des Europäischen Parlaments in Straßburg genutzt, um
die Prioritäten der schwedischen Ratspräsidentschaft zu erörtern. Die
Europäische Kommission unterstützt das Programm, wohingegen sich das
Europäische Parlament mehr Ambitionen in der Bekämpfung der Energiekrise und im
Wettbewerb gegen China und Russland wünscht.
Soziale Initiativen
Aus- und Weiterbildung, lebenslanges Lernen und die Teilhabe am
Arbeitsleben sind Voraussetzungen für Selbstständigkeit, vermindertes Armutsrisiko
und soziale Ausgrenzung sowie für den Erhalt der Finanzierung der sozialen
Sicherungssysteme. Zusätzlich steht die Schaffung eines gesunden
Arbeitsumfeldes im Zentrum des Programms. Die Initiativen zur Überarbeitung der
Asbestrichtlinie und die Überarbeitung der Richtlinie zum Schutz von Gesundheit
und Sicherheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch
chemische Arbeitsstoffe bei der Arbeit und eine erste Fortschrittsbesprechung
zum Strategischen Rahmen der EU für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
2021-2027 stehen im Fokus der Schweden. Der Trilogverhandlungen über die Richtlinie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Plattformarbeit werden voraussichtlich in den nächsten Monaten beginnen.
Ebenso ist eine Fortführung an der Überarbeitung der
Verordnungen zur Koordinierung der sozialen Sicherheit VO 883/2004 geplant und
die Erstellung einer Strategie für Gesundheits- und Sozialfürsorge für ältere
Menschen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Mit Spannung wird auch
die Präsentation des Endberichts der High Level Group „Social Welfare“
erwartet, welche bereits für November 2022 geplant war. Der schwedische Vorsitz
plant auch eine Fortführung der Implementierung der Strategie für die Rechte
von Menschen mit Behinderungen 2021-2030.
Initiativen im Gesundheitsbereich
Der schwedische Vorsitz möchte zudem weitere Lehren aus der
COVID-19 Pandemie ziehen. So soll unter anderem die Zusammenarbeit im Bereich
der öffentlichen Gesundheit durch ein globales Pandemie-Abkommen und die
Erneuerung der globalen Gesundheitsstrategie der EU gestärkt werden. Weitergeführt
sollen bereits angestoßene Rechtsakte wie der Europäische Gesundheitsdatenraum
(EHDS) und die Verordnung über Qualitäts- und Sicherheitsstandards für zur
Verwendung beim Menschen bestimmte Substanzen menschlichen Ursprungs. Bei
beiden Dossiers ist mit Kompromissvorschlägen zu rechnen. Auch die Umsetzung
des Plans zur Krebsbekämpfung steht auf der Agenda, beispielsweise mit einem Vorschlag
zur Überarbeitung des Rechtsrahmens von Tabak. Am 1. Februar ist zudem eine
Konferenz zu Krebs geplant. Die Schweden werden außerdem einen Fokus auf das
Thema Einsamkeit und daraus entstehende gesundheitspolitische Risiken legen. Im
Juni möchte die Europäische Kommission eine Mental-Health Strategie vorstellen.
Auf dem Programm der Schweden steht zudem die Überarbeitung
des Arzneimittelrechts. Die Revision der grundlegenden Arzneimittelgesetzgebung
sowie die Änderungen der spezifischen Vorschriften für Arzneimittel für seltene
Krankheiten und Kinderarzneimittel sollen den Zugang, die Verfügbarkeit und
Bezahlbarkeit von Arzneimitteln verbessern. In diesem Kontext soll auch ein
neuer Vorschlag über die Änderung der Gebührengesetzgebung der Europäische
Arzneimittelagentur (EMA) gemacht sowie die Änderung der Rechtsvorschriften für
ergänzende Schutzzertifikate (SPC) vorgenommen werden. Fortschritte sollen auch
bei der Bekämpfung von Antimikrobiellen Resistenzen und mit dem Umgang mit
Engpässen gemacht werden. In diesem Kontext wird auch die Umsetzung der Medizinprodukterichlinie weiter begleitet.