
Frauen leiden finanziell stärker unter Energiekrise
Geschlechter unterschiedlich von Energiearmut betroffen
IF – 03/2023
Energiearmut
ist in Europa zu einem sozialen Problem geworden. Viele Haushalte haben Schwierigkeiten,
die stark gestiegenen Energiekosten zu bezahlen. Eine Studie von Eurofound aus dem Jahr 2022 stellte fest, dass besonders
alleinerziehende Mütter und alleinstehende Frauen mit größerer
Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten haben, ihre Energierechnungen zu bezahlen,
als alleinstehende Männer. Im Ausschuss für die Rechte der Frau und die
Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) haben Europaabgeordnete nun über die
Studie diskutiert.
Ursache: Gender Pay Gap
Frauen
verdienen aufgrund ihrer Beschäftigungsverhältnisse oftmals weniger als Männer.
Das niedrigere Durchschnittseinkommen ist auf eine höhere Quote von
Niedriglohn-, Teilzeit- oder prekären Arbeitsverhältnissen zurückzuführen. Der Gender Pay Gap definiert den Unterschied der Einkommen
der Geschlechter in der EU. Die Differenz liegt europaweit immer noch bei 13 Prozent.
Das bedeutet, dass Frauen durchschnittlich 13 Prozent weniger pro Stunde
verdienen als ihre männlichen Kollegen. Die Schere schließt sich trotz vieler
frauenpolitischer Maßnahmen, wie der Einführung eines Europäischen Mindestlohn oder den Maßnahmen zur Gehaltstransparenz, nur sehr langsam.
Soziale Inklusion von Frauen
Die wirtschaftliche
Krise in ganz Europa, in Form von höheren Strom- und Gaspreisen, wirkt sich
negativ auf die gesamtwirtschaftliche und soziale Teilhabe, die Gesundheit und
die Grundrechte von Frauen aus. Gerade in Bezug auf den eigenen Gesundheitsbereich
verzichten Frauen oft, auf sich selbst zu achten. Auch ist die Scham
Sozialleistungen zu beantragen bei Frauen höher ausgeprägt. Hinzu kommt, dass
viele Frauen aufgrund von fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für
Familienmitglieder, wie für Kinder und pflegende Angehörige, häufig in eine
Teilzeitbeschäftigung gedrängt werden oder sogar gar keiner bezahlten
Beschäftigung nachgehen können. Insbesondere die Pandemie wirkte hier wie eine
Karriere- und Selbstversorgungsbremse. Viele Frauen mussten ihre Arbeitszeiten
reduzieren und konnten oftmals nicht wieder aufstocken.
Europäischer Klimasozialfonds
Um politisch
rasch zu reagieren hat die Europäische Kommission im Zuge des Fit for 55 Pakets einen Klima-Sozialfonds vorgeschlagen.
Das Europäische Parlament hat bereits im Sommer mit überwältigender
Mehrheit für den Klima-Sozialfonds gestimmt, einen milliardenschweren Fonds, der gemeinsam von den Abgeordneten
David Casa (EPP/MLT) und Esther de Lange (EPP/NL) ausgehandelt wurde. Mehr
als 70 Milliarden Euro soll in Energieeffizienzmaßnahmen für Haushalte
und kleinere Unternehmen investiert werden. Ziel der Politik ist eine
langfristige Reduzierung von Energiebedarf und -verbrauch in den europäischen
Haushalten zu erreichen. Der Fonds soll sowohl kurz- als auch längerfristig
konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung von Energie- und Mobilitätsarmut finanzieren.
Die Einrichtung
des Klima-Sozialfonds soll sicherstellen, dass jede Europäerin und jeder
Europäer, insbesondere diejenigen in prekären Situationen wie Frauen, Zugang zu
erschwinglicher Energie haben. Die kann dazu beitragen, dass Frauen
vorübergehend oder langfristig finanziell entlastet werden.