Stär­keres Enga­ge­ment der Mitglied­staaten gefor­dert

UM – 05/2023

Im Rahmen des Pharma-Pakets, das Ende April von der Europäischen Kommission vorgestellt wurde, ist auch eine Aufforderung an die EU-Mitgliedstaaten ergangen, sich stärker als bisher im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen (AMR) zu engagieren. Diese seinen für mehr als 35.000 Todesfälle im Europäischen Wirtschaftsraum verantwortlich, heißt es von Seiten der Europäischen Kommission.

Fokus liegt auf Human­be­reich

Mit ihrem Vorschlag für eine Ratsempfehlung (COM(2023) 191 final zielt die Europäische Kommission darauf ab, den Kampf gegen die Resistenzbildung im Rahmen des Konzepts „Eine Gesundheit“ und damit in sich stimmig anzugehen. Weil bereits im Zuge anderer europäischer Strategien Maßnahmen zur Verbesserung der Situation im Veterinärbereich angestoßen worden sind, sei es nun an der Zeit, sich mit dem Schwerpunkt der menschlichen Gesundheit zu befassen. Daneben müsse aber auch die Umwelt stärker in den Fokus genommen werden, z.B. das Abwasser oder landwirtschaftliche Böden. Es gäbe mittlerweile immer mehr Hinweise, dass diese Treiber von Arzneimittelresistenzen sind.  

Eine Ratsempfehlung sei das richtige Instrument, um sicherzustellen, dass die Länder mitziehen. Die Bekämpfung von AMR könne nur gemeinsam gelingen, so Margaritis Schinas, Vizepräsident der Europäischen Kommission, bei der Vorstellung des Pharma-Pakets am 26. April.

Akti­ons­pläne sollen nach­ge­bes­sert werden

Inhaltlich schlägt die Europäische Kommission den Mitgliedstaaten vor, die Entwicklung von Resistenzen und dem Antibiotikaverbrauch besser zu überwachen und neben der Infektionsprävention und -bekämpfung auch auf einen verantwortungsvolleren Umgang mit antimikrobiellen Mitteln hinzuwirken („Antimicrobial Stewardship“). Voraussetzung dafür sei, die Wissensbasis zu verbreitern und die Menschen, seien es Patientinnen und Patienten oder die Gesundheitsberufe, zu sensibilisieren und weiterzubilden. Zwar gäbe es mittlerweile in allen Mitgliedstaaten Aktionspläne zur Bekämpfung von AMR. Diese würden sich aber inhaltlich wie von ihrem Umfang her erheblich unterscheiden.

Vorgaben für Senkung des Anti­bio­ti­ka­ver­brauchs

Um Resistenzen und Arzneimittelverbrauch zu begrenzen, ist dem Entwurf für die Ratsempfehlung eine Liste angehängt worden, die unter anderem Zielwerte zum Gesamtverbrauch von Antibiotika und Vorgaben zur Senkung enthält. So soll zum Beispiel Deutschland in der primären Gesundheitseinrichtungen einschließlich Krankenhäuser und stationäre Pflegeeinrichtungen der Verbrauch an Antibiotika bis zum Jahr 2030 um 9 Prozent sinken. EWR-weit sind es sogar 20 Prozent. Handlungsbedarf ist hier auch gegeben. Denn etwa 70 Prozent aller Fälle von Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien sind therapieassoziiert.

Global Player gesucht

Die Länder sollen sich auch mehr auf der internationalen Ebene engagieren. Hier zielt der Vorschlag der Europäischen Kommission auf verbesserte Normen und Leitlinien zur Verwendung antimikrobieller Wirkstoffe und eine Verankerung des Themas AMR in internationalen Übereinkommen der WHO oder bei den G7 und den G20. Darüber hinaus sollen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Entwicklungskapazitäten bereitgestellt und Maßnahmen gegen antimikrobielle Resistenzen gefördert werden. Die Europäische Kommission will vier Jahre nach Annahme der Ratsempfehlung durch den Ministerrat einen Umsetzungsbericht vorlegen.

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