
Rat verabschiedet gemeinsamen Standpunkt für verbesserten Schutz gegen Blei und Diisocyanate
Trilog für neue Expositionsgrenzwerte kann starten
SW/UV – 06/2023
In der Sitzung des Rates für Beschäftigung, Sozialpolitik,
Gesundheit und Verbraucherschutz (EPSCO) vom 12. Juni haben die Ministerinnen
und Minister für Arbeit und Soziales ihren gemeinsamen
Standpunkt festgelegt. Der Rat schließt sich dem Vorschlag der Europäischen
Kommission für einen verbesserten Schutz vor der Exposition durch Blei und
Diisocyanate durch die Einführung strengerer Grenzwerte für Blei sowie erstmaliger
Grenzwerte für Diisocyanate weitgehend an.
Um die Einhaltung des überarbeiteten biologischen
Grenzwertes für Blei zu gewährleisten, sieht der Rat hier eine Übergangsphase
bis Ende 2028 vor. Die Mitgliedstaaten sollen so genügend Zeit erhalten, um
Risikomanagementmaßnahmen umzusetzen und Produktionsverfahren anzupassen.
Besondere Sorgfalt in bestimmten Fallgruppen
Die Position des Rates umfasst darüber hinaus besondere
Bestimmungen für Beschäftigte, die aufgrund einer früheren Exposition bereits
hohe Bleikonzentrationen im Blut verzeichnen. Auch für Frauen im gebärfähigen
Alter sollen besondere Bestimmungen gelten, die jedoch keinen Anlass für eine
Diskriminierung am Arbeitsplatz geben dürfen. Vorgesehen ist in diesem
Zusammenhang eine medizinische Untersuchung für Frauen im gebärfähigen Alter,
deren Blutbleispiegel einen bestimmten Wert erreicht bzw. über dem Referenzwert
der Allgemeinbevölkerung liegt, die keiner berufsbedingten Exposition gegenüber
Blei ausgesetzt ist.
Ferner hat der Rat die Erarbeitung von Leitlinien für die Gesundheitsüberwachung
in seine allgemeine Ausrichtung aufgenommen. Die Leitlinien sollen unter
anderem Empfehlungen zur Umsetzung der Bestimmung zum Blutbleigehalt enthalten
und auf die Umsetzung der für den Blutbleigehalt geltenden Vorschriften
ausgerichtet sein.
Besserer Arbeitsschutz notwendig
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen, die sich für
die Umsetzung des grünen Wandels einsetzen, vor potenziellen Gesundheitsrisiken
geschützt werden,“ so Paulina Brandberg,
schwedische Ministerin für Gleichstellung und Beschäftigung und derzeitige
Vorsitzende des EPSCO. Vor dem Hintergrund des Grünen Deals und der zu erwartenden
Gebäuderenovierungswelle erscheint es besonders wichtig, Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer vor der Exposition gegenüber Blei und Diisocyanaten besser zu
schützen. Denn Blei findet sich noch häufig genug als Bleiweiss in
Altanstrichen, in Verbindung mit Stein bei Scharnieren oder Metallklammern, auf
den Dächern als Dachabschluss oder Einfassung von Dachöffnungen.
Diisocyanate werden unter anderem in zur Herstellung von Lacken, Klebern,
Bauschaum, Isoliermaterial oder Beschichtungen verwendet.
Gesundheitliche Schäden vermeiden
Blei kann vor allem
zu Schädigungen der Blutbildung, der
Blutgefäße, des Magen-Darm-Systems, der Nieren, der Nerven und des Gehirns führen. Daneben ist Blei ein reproduktionstoxischer
Stoff, der sich auf die Sexualfunktion, die Fruchtbarkeit und die Entwicklung
eines Fötus bei schwangeren Frauen auswirken kann. Diisocyanate – eine Stickstoff-, Kohlenstoff- und
Sauerstoffgruppe – können ursächlich für Lungen- und Atemwegserkrankungen wie
beispielsweise Asthma sein. Gründe für ein entschiedenes Handeln und einen
effektiven Arbeitsschutz gibt es folglich genug.
Trilog kann starten
Die Europäische Kommission veröffentlichte im Februar
2023 ihren Änderungsvorschlag zur Überarbeitung der Grenzwerte für Blei und seine anorganischen Stoffe sowie zur
erstmaligen Einführung von Grenzwerten für Diisocyanate. Mit dem Vorschlag
sollen die Richtlinie
über den Schutz der Arbeitnehmer gegen Gefährdung durch Exposition gegenüber
Karzinogenen, Mutagenen oder reporduktionstoxischen Stoffen bei der Arbeit und die Richtlinie
zum Schutz vor Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdung
durch chemische Arbeitsstoffe bei der Arbeit geändert werden.
Mit der allgemeinen Ausrichtung erhält Spanien, das am 1.
Juli den Vorsitz im Rat übernimmt, ein Mandat für die Aufnahme von Trilogverhandlungen
mit dem Europäischen Parlament. Die DSV begrüßte in ihrem Feedback die Initiative, wies aber darauf hin, dass trotz neuer Grenzwerte technische
und organisatorische Schutzmaßnahmen weiterhin wichtig bleiben.