Sozialpolitik zahlt sich aus
Informeller Rat diskutiert über soziale Investition
VS – 07/2023
Auf der informellen Sitzung des Rats für „Beschäftigung,
Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz“ (EPSCO) am 14. Juli in Madrid ist eine gemeinsame spanisch-belgische Initiative zu sozialen Investitionen
diskutiert worden. Nach Auffassung von EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, Nicolas Schmit, haben die Erfahrungen der Covid-19-Pandemie gezeigt, wie wichtig die
Sozialpolitik für Europa ist. Sozialpolitische Maßnahmen hätten wesentlich zur
Resilienz der Europäischen Union beigetragen. Bei diesen Maßnahmen handele es
sich um Investitionen in die Zukunft Europas und nicht einfach nur um Staatsausgaben.
Europäische Union als wichtiger Akteur
Spanien und Belgien betonten während der informellen Ratstagung die Bedeutung der Europäische
Union in der Sozialpolitik. Dies erfolge durch gemeinsame sozialpolitische
Initiativen. Aber auch die Haushalts-, Wirtschafts- und Fiskalpolitik nimmt einen wesentlichen Einfluss auf die Sozialpolitik. Für die beiden Mitgliedstaaten ist
es wichtig, die gemeinsamen Prinzipien der europäischen Säule sozialer Rechte (ESSR)
auch in der wirtschafts- und finanzpolitischen Steuerung Europas zu verankern.
Reform der wirtschaftspolitischen Steuerung
Der Rat arbeitet deswegen derzeit an einer Überprüfung seines Rahmens
für die wirtschafts- und finanzpolitische Steuerung. Dieser soll für die EU an die
aktuellen geopolitischen, wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen
Herausforderungen angepasst werden. Die Überprüfung soll zum Ende der
spanischen Ratspräsidentschaft verabschiedet werden. Ein klarer Bezug zur ESSR
und eine Priorisierung sozialer Investitionen ist beiden Ländern dabei wichtig.
Europäisches Defizitverfahren
Die spanisch-belgische Initiative schlägt vor, dass Aufwendungen
für soziale Investitionen nicht mehr im Rahmen des europäischen Defizitverfahrens
berücksichtigt werden. Damit dies umsetzbar ist, müssen Europäische Kommission
und die zuständigen Ausschüsse der Mitgliedstaaten an Definition und
Operationalisierung von sozialen Investitionen arbeiten: sie müssen eindeutig
definierbar und ihr Erfolg messbar sein.
Evaluation durch die Finanzminister
Soziale Investitionen im europäischen Rahmen für die
wirtschafts- und finanzpolitische Steuerung zu verankern, bedeutet jedoch auch,
den Finanzministerinnen- und ministern das Recht zur Evaluierung einzuräumen. Technisch bedeutet
dies, dass sie sich auf einen Zeitraum einigen, in dem die
zuvor formulierten Ziele aus der Sozial- und Finanzpolitik erreicht werden müssen. Dabei muss Konsens bestehen,
dass nur Politikansätze mit quantifizierbaren Zielen als soziale Investitionen
berücksichtigt werden.
Letztendlich stellt sich die Frage, ob sich die
Sozialpolitik einem solchen Steuerungsregime unterwerfen will. Mit dem
informellen Rat von Madrid ist die Diskussion um soziale Investitionen
eröffnet.