Konferenz beleuchtet die Synergie zwischen KI und der Europäischen Säule sozialer Rechte.

HS – 03/2024

Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich der sozialen Sicherheit und insbesondere bei der Beurteilung von Arbeitsfähigkeit stand im Zentrum der Konferenz „Shaping Tomorrow: AI in Social Security and Work Capacity Assessment“. Die Veranstaltung fand am 6. März statt und wurde von der European Union of Medicine in Assurance and Social Security (EUMASS) in Zusammenarbeit mit dem belgischen Sozialministerium organisiert und von der belgischen Ratspräsidentschaft der Europäischen Union (EU) unterstützt.

Grundsätzlich strebten die Veranstalter des Symposiums eine Verknüpfung des Themas KI mit der Europäischen Säule sozialer Rechte (ESSR) an. So sollte die Synergie zwischen KI und den 20 Prinzipien der ESSR aufgezeigt und durch einen interdisziplinären Dialog ein Beitrag geleistet werden, die Möglichkeiten und Gefahren von KI in diesem Bereich auszuloten.

Herausforderungen und Potenziale

Die insgesamt vier Podiumsdiskussionen galten verschiedenen Schwerpunkten. Nach einem Einführungspanel mit dem belgischen Minister für Soziales und öffentliche Gesundheit Dr. Frank Vandenbroucke widmete sich die zweite Podiumsdiskussion dem Thema (Gesundheits‑) Daten und KI in der sozialen Sicherheit. Die dritte Podiumsdiskussion konzentrierte sich auf die Herausforderungen beim Einsatz von KI in der sozialen Sicherheit und bei der Beurteilung von Arbeitsfähigkeit und die vierte nahm schließlich Vorteile und künftige Potenziale von KI zur Beurteilung von Arbeitsfähigkeit in den Blick.

Daten spielen eine Schlüsselrolle

Einigkeit herrschte in der Forderung des Zugangs zu repräsentativen Daten. KI-Anwendungen seien nicht von Natur aus neutral oder objektiv. Sie müssen anhand großer, für die Fragestellung relevanter Datenbasen trainiert werden. Der Mehrwert von KI-Anwendungen liege in der sich stetig verbessernden Auswertung großer Datenmengen. Hierfür seien umfangreiche, aktuelle und vor allem repräsentative Daten notwendig. Sonst bestehe das Risiko, dass KI-Anwendungen bestehende vorurteilsbehaftete Entscheidungen der analogen Welt noch verstärken. In diesem Zusammenhang wurde auch die Bedeutung der Richtlinie für einen europäischen Raum für Gesundheitsdaten (EHDS) hervorgehoben. Um das Potenzial von KI-Anwendungen zu steigern, brauche es neben dem Zugang zu bestehenden Sozialdaten auch eine systematische, standardisierte Erfassung der Ergebnisse von beispielsweise Maßnahmen der medizinischen oder beruflichen Rehabilitation.

KI im Gesundheitssektor

Die Konferenz gelangte grundsätzlich zu dem Ergebnis, dass KI als transformatives Instrument im Gesundheitssektor zu verstehen sei, das die Genauigkeit von Arbeitsfähigkeitsbeurteilungen verbessern und bestehenden Ungleichheiten beim Zugang zu medizinischer und beruflicher Rehabilitation entgegenwirken könne. Aufgrund der Anfälligkeit KI-basierter Anwendungen für Falschentscheidungen aufgrund einer möglicherweise lückenhaften oder verzerrten Datengrundlage waren sich alle Diskutantinnen und Diskutanten einig, dass der Einsatz von KI-basierten Instrumenten aufgeschlossen zu begleiten, aber stets kritisch zu hinterfragen sei.

Gesellschaftliche Auswirkungen des KI-Gesetzes

Auf einige Aspekte kamen die Diskussionen im Laufe der Konferenz immer wieder zurück, darunter das KI-Gesetz der EU und auf das Thema Transparenz. Dazu gebe es zwar Bestimmungen im KI-Gesetz, aber gleichzeitig sei nicht immer klar, wie KI-basierte Anwendungen überhaupt zu Entscheidungen kommen. Die Forderung nach Transparenz laufe deshalb Gefahr, ins Leere zu laufen. Transparenz und Verantwortlichkeit seien unabdingbar für das Vertrauen der Öffentlichkeit und damit die Akzeptanz von KI-Anwendungen. Nach der Verabschiedung des KI-Gesetzes müssten deshalb die gesellschaftlichen Auswirkungen genau beobachtet werden. Ferner seien Sozialpartnerschaften und der soziale Dialog nicht aus dem Blick zu verlieren, um den Einsatz von und die Erwartungen an KI zu diskutieren.