Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
in diesem Jahr ist nicht nur der Binnenmarkt 30 Jahre alt geworden. Die Europavertretung der deutschen Sozialversicherung in Brüssel feierte ebenfalls ihren dreißigsten Geburtstag. Wir haben die Jubiläen zum Anlass genommen, uns im Rahmen einer hochrangig besetzten Fachkonferenz mit zwei großen gesellschaftlichen Entwicklungen und ihrer Bedeutung für die Sozialversicherung auseinanderzusetzen: Die Digitalisierung und der Klimawandel.
ed* Nr. 02/2023 – Kapitel 1
Sie wissen, dass wir uns schon länger mit diesen Themen befassen. Im Rahmen unserer Veranstaltung „140 Jahre Sozialversicherung – 30 Jahre Binnenmarkt: „Bismarck on the move: Get digital. Go green.“ haben wir neue Erkenntnisse sammeln können. Diese möchten wir gerne mit Ihnen teilen.
Wir stecken inmitten tiefgreifender, gesellschaftlicher Veränderungen. Der Klimawandel ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) die größte globale Gesundheitsbedrohung des 21. Jahrhunderts. Seine Folgen spüren wir schon heute. Sie haben einen unmittelbaren und starken Einfluss auf die sozialen Sicherungssysteme: das Gesundheitswesen, die Notfallversorgung, den Arbeitsschutz, nicht zuletzt auch auf die Rente mit ihren zahlreichen Kliniken oder in der beruflichen Rehabilitation. Dem werden wir uns stellen müssen.
Auch die Digitalisierung ist in vollem Gange. Sie verändert die Art und Weise, wie wir zukünftig lernen, arbeiten, wirtschaften, kommunizieren und unseren Alltag bewältigen. Die Digitalisierung betrifft nicht nur unsere betrieblichen Abläufe. Sie wird auch wesentlich dazu beitragen, die Arbeitnehmerrechte in Europa besser durchzusetzen, das System der Koordinierung der sozialen Sicherheit bürgerfreundlicher auszugestalten und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit insgesamt zu verbessern. Auch hier ist es an der Sozialversicherung, die sich stellenden Aufgaben proaktiv aufzugreifen und den Modernisierungsschub organisatorisch und praktisch abzusichern. Dazu muss die Sozialversicherung von Anfang an eng in die politischen und technischen Entwicklungen der relevanten EU-Initiativen eingebunden werden.
Die Europavertretung ist vor 30 Jahren in Brüssel gegründet worden, um miteinander ins Gespräch zu kommen, an praxistauglichen Lösungen mitzuarbeiten und Politik umsetzungsorientiert auszugestalten. Diese Botschaft geht auch von unserer Fachkonferenz aus. Dabei geht es sowohl um frühzeitige Kommunikation, damit Umsetzungsprobleme möglichst vermieden werden und technische Entwicklungen nicht auseinanderlaufen. Mit Blick auf den Klimawandel geht es aber auch darum, die Menschen in den anstehenden Veränderungs- und Anpassungsprozessen mitzunehmen, Perspektivlosigkeit und Fatalismus etwas entgegenzusetzen und Lösungswege aufzuzeigen.
Mit dem vorliegenden ed* möchten wir unsere Leserinnen und Leser, die vielleicht nicht die Möglichkeit hatten, unserer Veranstaltung live zu folgen, an unseren Eindrücken teilhaben lassen.
Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen viel Freude.
Ihre Ilka Wölfle