Allianz für kritische Arzneimittel
Die Industrie ist aufgefordert, Antworten auf Lieferprobleme bei Arzneimitteln zu geben.
UM – 05/2024
Gleich zu Beginn sendete Ursula von der Leyen per Video ihre
Botschaft in den gut gefüllten Konferenzsaal des Hotel Brussels - anlässlich
der Auftaktveranstaltung für die Allianz für kritische Arzneimittel (Critical
Medicines Alliance – CMA) am 25. April. Die Bildung der Allianz sei die
industrielle Antwort auf die Probleme mit Arzneimittelknappheiten, so die
amtierende Kommissionspräsidentin. Folgerichtig kam der überwiegende Teil der
Gäste aus Pharmaindustrie und Handel.
„Die CMA ist keine Konferenz“
Patienten- oder Payerorganisationen mögen sich gefragt
haben, warum sie eingeladen worden sind. Die Zweifel dürften im Verlauf der
Veranstaltung gewachsen sein. Spätestens als Laurent Muschel, Direktor der
Behörde für Krisenresilienz und -bekämpfung HERA bekannt gab, dass die Aufgaben
der zwei einzurichtenden Arbeitsgruppen eher technischer Natur seien und man
dieses bei der Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berücksichtigen
werde, mag sich der ein oder andere Gast ausgeladen gefühlt haben. Noch aber ist
nicht offiziell, wer die Möglichkeit bekommt, an einem der Arbeitsgruppentische
Platz zu nehmen.
Konkrete Handlungsoptionen erarbeiten
Die CMA ist auf fünf Jahre angelegt und wird in zwei
Arbeitsgruppen arbeiten. Deren Vorsitzenden sind zugleich auch Mitglieder der
Steuerungsgruppe, in der sich im Weiteren Vertreterinnen und Vertreter der
Mitgliedstaaten, der Trio-Präsidentschaft, der Industrie finden. Gegen Ende des
Jahres, spätestens aber Anfang 2025 soll ein Strategiepapier mit konkreten
Handlungsempfehlungen vorgelegt werden.
Im Fokus: Die Lieferketten von elf Wirkstoffen
Die erste Arbeitsgruppe wird sich mit Fragen rund um die
Kapazitätsbildung befassen, während die zweite die Vulnerabilität der
Lieferketten von kritischen Arzneimitteln untersucht. Dazu sind aus der im
Dezember des letzten Jahres veröffentlichten Liste kritischer Arzneimittel die
Produkte ausgesucht worden, bei denen es bereits zu Lieferengpässen gekommen
ist und die bei Nicht-Verfügbarkeit den größten Schaden anrichten. Hierzu
zählen unter anderem die Antibiotika Amoxicilin, das Benzodiazepin Clonazepam
sowie eine Hepatitis B Vakzine.
Besetzung der Arbeitsgruppen entscheidet über Erfolg
Die Arbeitsgruppen werden ab Mai dieses Jahres monatlich zusammenkommen.
Sie bieten die Möglichkeit, fachlichen Input zu geben und den
Diskussionsverlauf inhaltlich mitzubestimmen. Dies ist eine Chance. Je nach
Zusammensetzung der Arbeitsgruppen besteht aber die Gefahr, dass Interessen
bedient werden, die nicht zwingend zur Problemlösung notwendig, möglicherweise
aber teuer sind. Die Freimütigkeit, mit der auf den Podien seitens der
Industrie beklagt worden ist, das größte Problem seien die Preise, lässt zudem befürchten,
dass die Problemlösungen möglicherweise da gesucht werden, wo zumindest die EU
keine Antworten geben kann. Damit aber wäre die Chance vertan, gemeinsam Ideen
zu entwickeln, wie Produktion, Lieferung, Lagerung und Verteilung von
Arzneimitteln besser abgestimmt und koordiniert werden können, um Engpässe
bestmöglich zu vermeiden.