Für ein geschlossenes Europa
Bringen Sie Ihre Ideen und Visionen von Europa in das Europäische Parlament!
IW – 05/2024
Liebe Leserinnern und Leser,
in wenigen Tagen stimmen wir über die Zukunft Europas ab. Steht damit ein Wendepunkt
in der Geschichte der EU bevor oder wird sich Europa geschlossener denn je
zeigen?
Europa am Scheideweg - Warum ist diese Europawahl so wichtig?
Diese Europawahl hat eine besondere Bedeutung. Vielleicht denken Sie jetzt,
dass höre ich jedes Mal kurz vor den Europawahlen. Ein bisschen stimmt
das auch. Denn jedes Mal sind den Wahlen verschiedene Krisen vorausgegangen,
2009 war es die Banken- und Finanzkrise, 2014 war es die Flüchtlingskrise und
2019 der Brexit. Und jedes Mal musste die EU Geschlossenheit zeigen und hoffte,
mit den Europawahlen ein Zeichen setzen zu können.
In den letzten Jahren haben sich die Krisen, Umbrüche und Herausforderungen
aber verändert, sie haben nicht nur zugenommen, sondern sind auch viel
gravierender geworden. Die Corona-Pandemie, die Auswirkungen des Brexit, eine
erneute Flüchtlingswelle, Migration und nicht zuletzt die Kriege in der Ukraine
und im Nahen Osten haben die EU in kurzer Zeit vor eine Vielzahl von Herausforderungen
gestellt. Sie haben die EU aber auch in einer anderen Weise gefordert und deutlich gemacht, dass die Sicherheit Europas – und damit von uns allen – gefährdet ist. Das ist aber nicht alles. Wir sehen zunehmend
Staaten wie Ungarn, die sich vom demokratischen Konsens entfernt haben und
immer wieder wichtige europäische Projekte in Frage stellen oder blockieren. Das sind nur einige Ereignisse, die dazu geführt haben, dass sich die aktuelle politische Lage und die vielen Herausforderungen, mit denen die EU
heute gleichzeitig konfrontiert ist, verändert haben. Die Liste ist aber natürlich viel länger. Allein diese Beispiele zeigen uns aber sehr deutlich, dass der Schutz der gemeinsamen Grundwerte der EU bis
hin zu ihrer Handlungsfähigkeit mehr denn je gefährdet ist. Populistische und
antieuropäische Kräfte sind in den Mitgliedstaaten auf dem Vormarsch. Das geht
so weit, dass der Ruf nach einem stärkeren Nationalismus à la Trump immer
lauter wird und wie nie zuvor in seinem über 70-jährigen Bestehen das
Friedensprojekt Europa mit unseren grundlegenden Werten infrage stellt. Und das alles hat Europa verändert, es ist nicht mehr so wie es früher einmal war.
Die Lage ist heute deswegen viel ernster. Umso
wichtiger ist, dass wir die Möglichkeit nutzen, unsere Ideen und Visionen von
Europa mit der Abgabe unserer Stimme am 9. Juni in das Europäische Parlament
bringen. Damit können wir auch die politische Entscheidungsfindung in der EU
mitbestimmen. Natürlich hängt die Zukunft Europas nicht nur von der Zusammensetzung
des Europäischen Parlaments und den dort zu findenden Kräfteverhältnissen ab. Wir
müssen auch damit rechnen, dass im Rat weitere Staaten einen anderen
politischen Kurs einschlagen. In diesem Jahr wird noch in einigen
Mitgliedstaaten gewählt und mit jeder neuen Regierung verschieben sich auch
hier die politischen Kräfte.
Europas Zukunft gemeinsam gestalten
Mit der Wahl am 9. Juni haben wir Europäerinnen
und Europäer aber die einzigartige Möglichkeit, unsere Version von Europa
mitzugestalten. Denn das Parlament ist das einzige EU-Organ, das direkt von den
Bürgerinnen und Bürgern gewählt wird. Zwar können wir – anders als bei der
Bundestagswahl – das Kreuz nicht bei einzelnen Abgeordneten machen, mit unserer Stimme können
wir aber die zur Wahl zugelassenen Parteien und ihre politischen Anliegen unterstützen. Je mehr Stimmen eine Partei erhält, desto mehr Personen kann sie in das Europäische Parlament entsenden. So können die Parlamentarierinnen und Parlamentarier dann in unserem Auftrag aktiv Einfluss
auf die europäischen Gesetze nehmen, die uns im täglichen Leben auf
verschiedenste Weise betreffen.
Die Befugnisse des Europäischen Parlaments sind
mittlerweile auch weitaus weitreichender als häufig angenommen – durch verschiedene Reformen
hat es in den in den vergangenen Jahren zunehmend an Macht gewonnen und ist im
Gesetzgebungsverfahren ein fast gleichberechtigtes Gegengewicht zu den im Rat
vertretenen Mitgliedstaaten geworden. Seine Mitwirkungsrechte erstrecken sich
mittlerweile über die Mehrzahl der Politikfelder, unter anderem in der Haushaltspolitik,
Erweiterungsfragen, Landwirtschaftspolitik, Energiepolitik, Zuwanderungsfragen
und der Gesundheits- und Sozialpolitik. Das Europäische Parlament kontrolliert aber auch andere Organe der EU, etwa die Kommission und wählt ihren Präsidenten oder ihre Präsidentin. Eine Besonderheit ist, dass es im
Europäischen Parlament keine festen Koalitionen gibt. Auch gibt es nicht unbedingt
einen Fraktionszwang, so wie wir es aus dem Deutschen Bundestag kennen. Der Druck, sich bei Abstimmungen der Auffassung der eigenen Fraktion zu beugen, ist damit wesentlich geringer, die einzelnen Abgeordneten haben insofern mehr Freiheit. Stark veränderte
Kräfteverhältnisse können sich damit auch auf die künftige parlamentarische
Arbeit auswirken und das Finden politischer Lösungen erschweren. Die
Zusammensetzung des Parlaments spielt deswegen eine entscheidende Rolle für die
Zukunft Europas und zeigt, welche Bedeutung in dieser Wahl liegt.
Weil uns Europa am Herzen liegt
Uns war es deswegen eine Herzensangelegenheit,
einen aktiven Beitrag zu leisten für ein demokratisches, friedliches,
vielfältiges und tolerantes Europa, in dem die Errungenschaften und die
gemeinsamen europäischen Grundwerte bewahrt und geachtet werden.
In unserer
täglichen Arbeit dürfen wir die Idee von Europa leben und die Vorteile der EU
genießen: Wir sind in unterschiedlichen europäischen Mitgliedstaaten geboren,
haben zum Teil im EU-Ausland studiert und leben und arbeiten jetzt dauerhaft
oder vorübergehend in Brüssel. Diese Möglichkeiten sind Errungenschaften der
EU, die für uns mittlerweile selbstverständlich sind. Wir sind Europäerinnen
und Europäer und wollten uns dafür einsetzen, zu verhindern, dass die
Fortschritte, die über Jahrzehnte aufgebaut wurden, im Zuge einer zunehmenden
europakritischen Rhetorik infrage gestellt werden. Deswegen haben wir im Rahmen
einer sehr persönlich gestalteten Social Media Kampagne
(#SocialSecurityMatters) und aus unserer täglichen Arbeit heraus gebastelt, gebacken
und in verschiedenen Formaten und bei unterschiedlichen Gelegenheiten über die
Errungenschaften, die Vorteile und die gemeinsamen Grundwerte der EU gesprochen und dabei
auch immer wieder die Bedeutung der europäischen Sozial- und Gesundheitspolitik
für uns alle in den Vordergrund gestellt. Zum Einsatz gekommen ist dabei auch häufig unser selbstgemachter UseYourVote-Rahmen, der auch das ein oder
andere Mal mit uns auf Reisen war. Wir haben uns vernetzt und neue Verbündete
gefunden, eng mit unseren Trägern und Partnerorganisationen zusammengearbeitet
und dabei vieles dazu gelernt. Auch unsere drei Spitzenfrauen der
Sozialversicherung aus dem DSV-Vorstand haben uns mit wichtigen Botschaften der
„3 Fragen an“-Reihe unterstützt, bei der wir sie zur Bedeutung von Europa für
ihre Versicherten, ihren Wünschen für die Zukunft und ihrer Motivation, zur
Wahl zu gehen, befragt haben. Ein echtes Highlight unserer Europawahl-Kampagne,
das Sie in dem aktuellen Newsletter finden oder auch auf LinkedIn.
Ein großes Dankeschön und unser Wunsch an Sie
An dieser Stelle möchten wir uns ganz
herzlich für die zahlreiche Unterstützung, das Teilen, Liken und Kommentieren unserer
Botschaften bedanken.
Nun liegt es an jedem einzelnen von uns, den Ausgang der Europawahl mitzugestalten.
Lassen Sie uns gemeinsam unsere demokratischen Werte verteidigen und geschlossen
für ein tolerantes, vielfältiges und soziales Europa zusammenstehen. Nutzen Sie Ihre Stimme
und gehen Sie am 9. Juni wählen!
Ihre Ilka Wölfle