
Bericht zu angemessenen Renten
Rentensysteme bewähren sich in Krisen.
VS – 06/2024
Der Rat "Beschäftigung, Sozialpolitik,
Gesundheit und Verbraucherfragen“ (EPSCO) hat am 20. Juni den gemeinsam von der
Europäischen Kommission und dem Sozialschutzausschuss erarbeiteten Bericht zur Angemessenheit der Renten angenommen. Der Bericht
wird alle drei Jahre erstellt und ergänzt auf europäischer Ebene den Ageing Report, indem die fiskalischen Risiken, die mit
der Alterung der Gesellschaft zusammenhängen, analysiert werden. Ein
wichtiges Ergebnis des Angemessenheitsberichts ist, dass sich die europäischen
Rentensysteme während der COVID-19-Pandemie und des Krieges Russlands gegen die
Ukraine als resilient erwiesen haben und die Folgen der Inflation auf den
Lebensstandard der Älteren stark abfedern konnten. Weiterhin hat der Rat die
vom Sozialschutzausschuss (SPC) erarbeiteten Schlussfolgerungen zur Angemessenheit der Renten gebilligt.
Stabile Rentensysteme
Die europäischen Rentensysteme und
Anti-Krisen-Maßnahmen haben die Auswirkungen der COVID-19-Krise und des Krieges
Russlands gegen die Ukraine auf die laufenden Renten deutlich abgefedert. Die
Auswirkungen der COVID-19-Krise auf künftige Renten konnten insbesondere
aufgrund erfolgreicher beschäftigungspolitischer Maßnahmen wie beispielsweise dem
Kurzarbeitergeld begrenzt werden. Während des starken Inflationsanstiegs war
die Rentenindexierung ein wichtiger politischer Hebel, um ältere Menschen vor
Einkommensverlusten zu schützen. Für kapitalgedeckte Rentensysteme wird
hingegen festgestellt, dass sie im Berichtszeitraum starken Schwankungen
unterworfen waren.
Gender Pension Gap verringert sich
Der geschlechtsspezifische Unterschied der
Renten von Männern und Frauen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. In der EU ist er seit 2014 von 35 Prozent auf 22
Prozent gesunken und in Deutschland von 45 Prozent auf 28 Prozent. Allerdings sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Armutsrisiko von
Älteren, der Rentenhöhe und der Rentenabdeckung konstant geblieben. Auch sind
Frauen, die 75 Jahre oder älter sind, besonders stark von Armut oder sozialer
Ausgrenzung betroffen.
Rentenbezugsdauer leicht gesunken
Der Anstieg der Lebenserwartung hat sich in
der Europäischen Union (EU) in den letzten zehn Jahren verlangsamt. Dieser
längerfristige Trend wurde durch die Übersterblichkeit während der
COVID19-Pandemie noch verstärkt. So ist zwischen den Jahren 2020 und 2022 die
Zahl der älteren Menschen zurückgegangen und die fernere Lebenserwartung im
Alter von 65 Jahren gesunken.
Im Durchschnitt kann ein Europäer damit
rechnen, 21 Jahre seines Lebens im Ruhestand zu verbringen. Dies ist ein
leichter Rückgang um 0,3 Jahre gegenüber dem Jahr 2019 vor der
COVID-19-Pandemie. In Deutschland lag die durchschnittliche Rentenbezugsdauer
im Jahr 2022 bei 19,8 Jahren. Gegenüber dem Jahr 2019 ist dies ein Rückgang von
0,7 Jahren.
Sicherung der zukünftigen Angemessenheit
Die im Bericht vorgenommenen Modellrechnungen projizieren
einen Rückgang der Lohnersatzraten über die nächsten vier Jahrzehnte. Dies
entspricht den Ergebnissen vorangegangener Berichte. Im Bericht wird daher die
Verlängerung der Lebensarbeitszeit befürwortet, um die Angemessenheit der Rente
auch zukünftig sicherstellen zu können. In diesem Zusammenhang wird betont,
dass die Bekämpfung der ungleichen Lebenserwartung eine zentrale Herausforderung
der Rentenpolitik ist. Eine weitere große sozialpolitische Herausforderung stellt
darüber hinaus die zukünftige Absicherung des Pflegebedarfs dar.