Neue Ratspräsidentschaft
Ungarn stellt Programm für kommenden Vorsitz im Rat der EU vor.
HS – 06/2024
Ungarn
übernimmt vom 1. Juli bis 31. Dezember als letztes Land der aktuellen
Trio-Präsidentschaft den Vorsitz im Rat der Europäischen Union (EU). Dazu hat der
ungarische Europaminister Janos Boka am 18. Juni das Programm vorgestellt. Unter dem Motto „Make
Europe Great Again“ sollen unter anderem die Steigerung von Europas
Wettbewerbs- und Verteidigungsfähigkeit, die Eindämmung illegaler Migration
sowie eine „bauernorientierte“ EU-Agrarpolitik im Vordergrund stehen.
Auch demografische
Herausforderungen, die sich durch die Alterung der europäischen Gesellschaften,
nicht tragfähige Sozialsysteme und den Arbeitskräftemangel ergeben, sind eine
übergeordnete Priorität. Viele der Initiativen, die im Bereich Gesundheit und
Soziales vorangebracht oder initiiert werden sollen, stehen im Zusammenhang mit
der angestrebten Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sowie den demografischen
und arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen.
Arbeitskräftemobilisierung als zentrale Herausforderung
Die
ungarische Ratspräsidentschaft betrachtet den Arbeitskräftemangel als Hindernis
für Wirtschaftswachstum. Auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels
sei die Mobilisierung von Arbeitskräften im erwerbsfähigen Alter zentral. In
diesem Kontext betont das ungarische Programm die beschäftigungspolitischen
Ziele im Rahmen der Europäischen Säule sozialer Rechte. Ein besonderes
Augenmerk soll auf der Arbeitsmarktintegration junger Menschen – während oder
kurz nach Ausbildung oder Studium – sowie älterer Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern liegen. Letzteren soll eine längere Berufstätigkeit ermöglicht
werden, so sie dies wollen. Konkret
plant die ungarische Ratspräsidentschaft Ratsschlussfolgerungen zum ungenutzten
Arbeitskräftepotenzial in der EU.
Verbesserung von Arbeitsbedingungen
Des Weiteren
legt die ungarische Präsidentschaft Wert auf die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf, bessere Arbeitsbedingungen und qualitativ hochwertige Arbeitsplätze.
Diese Faktoren hätten einen großen Einfluss auf die psychische wie physische
Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Ihnen käme damit ebenfalls
eine wichtige Rolle zu, um den demografischen und arbeitsmarktpolitischen
Herausforderungen zu begegnen. Mit Blick auf konkrete Initiativen möchte die
ungarische Präsidentschaft die Verhandlungen zum Maßnahmenpaket für hochwertige
Praktika (Richtlinie und Ratsempfehlung) vorantreiben sowie im Rat Verhandlungen
zu einem vor Jahresende erwarteten Kommissionsvorschlag bezüglich des Rechts
auf Unerreichbarkeit und Telearbeit aufnehmen.
Weiterentwicklung der Arbeitsschutzgesetzgebung
Auch der
Arbeitsschutz wird Thema sein. Ein Fokus soll auf der Umsetzung des
Strategischen Rahmens der EU für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
(2021–2027) liegen. In diesem Kontext erwartet die ungarische Präsidentschaft
für September 2024 die Veröffentlichung eines neuen Reformpakets zur Richtlinie
über den Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegen Gefährdung durch
Exposition gegenüber Karzinogenen, Mutagenen oder reproduktionstoxischen
Stoffen bei der Arbeit. Im Zuge dessen sollen auch Vorschriften zum Arbeits-
und Gesundheitsschutz im Umgang mit Cobalt, das häufig in der
Batterieproduktion verwendet wird, festgelegt werden.
Gesundheitsförderung im Kontext des demografischen Wandels
Im Bereich
Gesundheitspolitik will die ungarische Ratspräsidentschaft die Verhandlungen
zur Arzneimittelreform mit dem Ziel einer wettbewerbsfähigen, nachhaltigen und patientenorientierten
Gesetzgebung so weit wie möglich voranbringen. Ferner sollen als Priorität Ratsschlussfolgerungen
zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verabschiedet werden. Dies versteht
die ungarische Ratspräsidentschaft im Zusammenhang mit den übergeordneten
Prioritäten der demografischen Entwicklungen und der Wettbewerbsfähigkeit Europas.
Ebenfalls in diesem Kontext beabsichtigt der ungarische Ratsvorsitz, sich in
Form von Ratsschlussfolgerungen mit den praktischen Fragen der Organspende und -tansplantation
zu befassen.
Weitere Themen im Bereich Soziales
Weitere
Vorhaben der ungarischen Ratspräsidentschaft für die nächsten sechs Monate umfassen
unter anderem die Unterstützung der aktuellen Evaluation der Europäischen
Arbeitsbehörde durch die Europäische Kommission, soziale Inklusion mit
besonderer Berücksichtigung der Integration von Menschen mit Behinderungen
sowie die Reform der Verordnung zur Koordinierung der Systeme der sozialen
Sicherheit.