SANT-Studie informiert über die Chancen zur Bekämpfung von Adipositas.

CH – 11/2024

Im Oktober hat das Europäische Parlament auf Ersuchen des Unterausschusses für Gesundheit, kurz SANT, eine Studie über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen bei der Prävention und Behandlung von Adipositas veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine chronische, komplexe und multifaktorielle Erkrankung, die auch in der Europäischen Union (EU) zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Fakten

Im Jahr 2019 waren bereits 53 Prozent der erwachsenen Bevölkerung der EU von Adipositas oder Übergewicht betroffen. Da die Krankheit oft in Verbindung mit weiteren Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedenen Krebsarten auftritt, wird erwartet, dass Adipositas die Lebenserwartung der europäischen Bevölkerung in den nächsten 30 Jahren um fast drei Jahre verkürzt. Zudem wird geschätzt, dass sich die Ausgaben für adipositasbedingte Erkrankungen in den OECD-Mitgliedstaaten bis 2050 auf bis zu acht Prozent ihres jährlichen Gesundheitsbudgets belaufen werden.

Begünstigende Faktoren

Die Entstehung von Adipositas wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zu den bedeutendsten Faktoren zählen genetische, psychologische und umweltbedingte Aspekte sowie der individuelle Lebensstil. Einkommen, Bildung, Beschäftigung und Wohnort wirken sich in gleichem Maße auf die Entwicklung von Adipositas aus. Eine geringe körperliche Betätigung und eine übermäßige Kalorienaufnahme zählen zu den Hauptrisikofaktoren für Adipositas. Kinder, die in einer adipösen Umgebung leben, neigen besonders dazu, anfällig für diese Krankheit zu werden.

Lebensmittelkennzeichnung und Besteuerung als Maßnahmen 

Eine Möglichkeit, die Entstehung und Ausbreitung von Adipositas zu bekämpfen, ist nach Ansicht der Autorinnen und Autoren die Einführung von aussagekräftigen Lebensmittelkennzeichnungen. Eindeutige Nährwertinformationen könnten den Verbraucherinnen und Verbrauchern dabei helfen, sich beim Einkauf für gesunde Lebensmittel zu entscheiden. Eine stärkere Besteuerung von ungesunden Lebensmitteln wie zuckergesüßten Getränken könnte ebenfalls dazu beitragen, sich besser zu ernähren. Insbesondere, wenn gesunde Lebensmittel gleichzeitig niedriger besteuert würden.

Einsatz von Medikamenten

Neue gewichtsreduzierende Medikamente haben vielversprechende Resultate bei der Verbesserung der Gesundheit von Personen mit Adipositas gezeigt. Diese Arzneimittel sind jedoch keine Wundermittel, heißt es in der Studie. Zudem gehen sie oft mit sehr hohen Kosten einher. Sie müssen in der Regel über lange Zeiträume eingenommen werden, auch um die Gewichtsabnahme aufrechtzuerhalten.

Komplexe Krankheit – vielschichtige EU-Handlungsspielräume 

Die Autorinnen und Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die bestmögliche Gesundheitsversorgung für Menschen, die an Adipositas leiden, nur dann gewährleistet werden kann, wenn die Komplexität der Krankheit erkannt wird. Es bedürfe einer integrierten, patientenzentrierten Versorgung mit multidisziplinären Ansätzen. Die Handlungsmöglichkeiten der EU sind dabei laut den Autoren vielfältig. Zum einen könnte die finanzielle Unterstützung für Prävention und Krankheitsmanagement durch Förderprogramme wie „Horizon Europe“ und „EU4Health“ verstärkt werden. Zum anderen könnten aber auch die Mitgliedstaaten in ihrer strukturellen Präventionspolitik unterstützt werden. Hierfür habe die EU die rechtlichen Instrumente, zum Beispiel für die Besteuerung, die Werbung bis hin zu Verboten, in der Hand.


Die Abgeordneten des SANT betonten in der Diskussion zur Studie, dass die Vielzahl an Determinanten einen umfassenden Ansatz erfordert. Insbesondere im Bereich der Ernährung besteht noch erhebliches Handlungspotenzial, um vor allem Adipositas bei Kindern zu bekämpfen.