Antworten auf die demografischen Herausforderungen.

VS – 07/2025

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat am 9. Juli ihren jährlichen Beschäftigungsausblick zu den jüngsten Entwicklungen und Aussichten auf dem Arbeitsmarkt in den OECD-Mitgliedstaaten veröffentlicht. Im Fokus der Ausgabe stehen die Herausforderungen des demografischen Wandels für den zukünftigen Lebensstandard und den sozialen Zusammenhalt.

Laut dem Bericht droht in den meisten OECD-Ländern aufgrund des demografischen Wandels eine spürbare Verlangsamung des Wachstums des Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts – sofern nicht zügig Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Gleichzeitig zeigt der Bericht aber auch, wie dieser Rückgang aufgefangen werden kann. Im Fokus steht dabei die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung gesunder älterer Menschen sowie von Frauen und Migrantinnen und Migranten. Voraussetzung dafür sind gezielte Investitionen in die Kompetenzen und Arbeitsfähigkeit der Menschen über alle Lebensphasen hinweg.

Die Alterung der Bevölkerung prägt die Zukunft der Arbeitsmärkte

Sinkende Geburtenraten und eine steigende Lebenserwartung führen zu einer Alterung der Bevölkerung in den OECD-Ländern. Ohne weitere politische Maßnahmen oder Verhaltensänderungen werde die demografische Alterung jedoch das Wirtschaftswachstum und die Fähigkeit der OECD-Länder, ihren Lebensstandard weiter zu verbessern, erheblich beeinträchtigen. Ohne eine deutliche Steigerung des Produktivitätswachstums würde sich nach Berechnungen der OECD das Wachstum des Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts im OECD-Raum um etwa 40 Prozent verlangsamen. Damit würde der zukünftige Verteilungsspielraum zwischen aktiven Bevölkerungen und älteren Menschen weiter eingeschränkt.

Wirtschaftswachstum ist wichtig für die Sozialversicherung

Ein steigendes Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt ist entscheidend, damit die Sozialversicherung nachhaltig finanziert werden kann – gerade angesichts des demografischen Wandels. Es bedeutet mehr Wirtschaftskraft pro Person. Dadurch steigen die Beitragszahlungen, ohne dass die Beitragssätze erhöht werden müssen. Höheres Wachstum erleichtert es, Leistungsniveaus (zum Beispiel Renten oder Gesundheitsversorgung) zu sichern oder auszubauen, ohne dass die Beitragslast einseitig auf Jüngere verlagert wird.

Lebenslange Investitionen in Kompetenzen und Arbeitsfähigkeit

Die Autorinnen und Autoren betonen, dass die Menschen auf der ganzen Welt länger und gesünder leben als je zuvor. Dies sei eine große Errungenschaft, die auch die Chance biete, ältere Menschen bei guter Gesundheit länger im Erwerbsleben zu halten. Diesem Rückgang des Wachstums des Pro-Kopf-Bruttoinlands könne durch eine höhere Erwerbsbeteiligung älterer Menschen entgegengewirkt werden. Hierzu seien jedoch lebenslange Investitionen in die Kompetenzen der Beschäftigten nötig. Zentrale Ansatzpunkte sind dabei Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie der Arbeits- und Gesundheitsschutz. Hierzu seien weitere innovative Ansätze notwendig, die Frauen, Migrantinnen und Migranten sowie älteren Menschen dabei helfen, ihre körperliche und seelische Gesundheit zu bewahren und gleichzeitig ihre Kompetenzen und Motivation für ein längeres Erwerbsleben weiterzuentwickeln.

Diskriminierung bekämpfen

Weiterhin bestehen negative Stereotypen über das Älterwerden. Dies hat zur Folge, dass ältere Beschäftigte allzu oft weniger Zugang zu Fortbildungsmöglichkeiten oder flexiblen Arbeitsmodellen haben, obwohl sie wichtige Erfahrungen und Fähigkeiten mitbringen. Hier sehen die Autorinnen und Autoren die Politik und die Sozialpartner in der Verantwortung. Öffentliche Kampagnen, inklusive Einstellungspraktiken und Antidiskriminierungsmaßnahmen, seien hier wichtig. Auch die Sozialversicherung ist hier gefragt. Durch Rehabilitationsmaßnahmen sowie den Arbeits- und Gesundheitsschutz trägt sie bereits heute wesentlich zur Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei. Darüber hinaus ermöglicht die Rentenversicherung einen flexiblen Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand und fördert damit das Weiterarbeiten über die reguläre Altersgrenze hinaus.