Europäische Kommission legt „Apply AI Strategy“ vor.

Die Europäische Kommission hat am 8. Oktober die „Apply AI Strategy" vorgestellt. Damit legt sie einen strategischen Rahmen zur breiten Einführung von künstlicher Intelligenz (KI) in Wirtschaft und Verwaltung vor. Die Strategie soll die europäische Wettbewerbsfähigkeit stärken, die Produktivität steigern und den Einsatz von KI im Einklang mit dem AI Act verantwortungsvoll gestalten.

Ziel und Inhalte der Strategie

Im Mittelpunkt der Strategie steht das Anliegen, die gesellschaftlichen Potenziale von KI zu erschließen – von früheren und genaueren Diagnosen im Gesundheitswesen bis hin zu effizienteren und besser zugänglichen öffentlichen Dienstleistungen. Um das zu erreichen, möchte die Europäische Kommission, dass Unternehmen und öffentliche Einrichtungen nach dem Prinzip „AI first“ handeln, also KI systematisch in ihre Prozesse integrieren und dabei auf europäische Lösungen und Standards aufbauen. Die Strategie beinhaltet sektorale Maßnahmen in elf strategisch relevanten Sektoren, ergänzt um horizontale Maßnahmen zu Kompetenzen, Regulierung und Governance. Zur Umsetzung sind insgesamt rund eine Milliarde Euro aus Programmen der Europäischen Union (EU) – darunter Digital Europe und EU4Health – vorgesehen.

Gesundheitswesen

Zu den Sektoren, die die Europäische Kommission für strategisch relevant für die Einführung von KI bewertet, zählt unter anderem das Gesundheitswesen. KI soll in der medizinischen Diagnostik, Forschung und Versorgung für mehr Effizienz und bessere Behandlungsergebnisse sorgen. Die Strategie nennt zugleich Barrieren wie fehlende hochwertige Daten, heterogene Infrastrukturen und unzureichende KI-Kompetenzen. Zu den geplanten Initiativen zählt unter anderem der Aufbau europäischer KI-gestützter Screening-Zentren für Prävention und Diagnostik, insbesondere bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Außerdem ist die Einrichtung eines europäischen Netzwerks für KI-Kompetenz im Gesundheitswesen vorgesehen, das Leitlinien und bewährte Verfahren zur Einführung von KI-Anwendungen entwickeln soll. Auch will die Europäische Kommission Maßnahmen zur schnelleren Zulassung von Medizinprodukten vorlegen.

Öffentlicher Sektor

Als weiteren strategisch relevanten Bereich nennt die Strategie den öffentlichen Sektor – KI soll Verwaltungen effizienter, transparenter und bürgernäher machen. Entscheidend für den Erfolg sind laut der Strategie Investitionen in Infrastruktur und Kompetenzen sowie Transparenz und Vertrauen. Um den öffentlichen Sektor als Vorreiter beim Einsatz vertrauenswürdiger KI zu etablieren, soll unter anderem ein gemeinsames Repositorium mit praxisorientierten, quelloffenen und wiederverwendbaren Tools zur Förderung von Interoperabilität (AI Toolbox for Public Administration) aufgebaut werden. Ergänzend soll ein „Public Sector AI & Interoperability Readiness Pathway“ (PAIR Pathway) eingeführt werden, der Behörden durch Beispiele dabei unterstützt, KI-Dienste zu entwickeln, die auf ihre jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Des Weiteren soll der Europäische Interoperabilitätsrahmen um Leitlinien ergänzt werden, die „AI-first“-Strategien in Verwaltungen unterstützen.

Governance

Mit Blick auf die Governance-Strukturen will die Europäische Kommission die bestehende AI Alliance in ein Koordinationsforum für Stakeholder und politische Entscheidungsträgerinnen und -träger (Apply AI Alliance) umwandeln. Des Weiteren soll eine Beobachtungsstelle (AI Observatory) eingerichtet werden, die belastbare Indikatoren zur Bewertung der Auswirkungen von KI in den relevanten Sektoren bereitstellt, aktuelle Entwicklungen beobachtet und den sektoralen Austausch unterstützt. Auf Grundlage des Monitorings durch das Observatory will die Europäische Kommission ein öffentliches und ein privates Investitionsziel für KI im Rahmen der Digitalen Dekade festlegen. Abgesehen davon bleibt das AI Board das zentrale Diskussionsforum zwischen der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten. Über eine spezielle Untergruppe für Innovation soll das AI Board die nationalen KI-Strategien beobachten und den Austausch bewährter Verfahren zwischen den Mitgliedstaaten fördern, auch im öffentlichen Sektor.