Getty Images Signature - aydinynrGesundheit und soziale Gerechtigkeit
SANTE-Bericht zeigt: Gesundheit ist eine zentrale Voraussetzung für soziale Teilhabe und wirtschaftliche Stabilität.
UM – 10/2025
Armut und Krankheit stehen in enger
Wechselwirkung: Wer in Armut lebt, ist häufiger gesundheitlich belastet.
Schlechte Gesundheit mindert die Chancen auf Erwerbstätigkeit und verfestigt
Armut. Besonders betroffen sind einkommensschwache Haushalte, migrierte
Personen, ältere Menschen sowie Bewohnerinnen und Bewohner ländlicher Regionen,
die vielfach schlechteren Zugang zu Gesundheitsleistungen haben. Der im
September veröffentlichte Bericht „The role of healthcare in reducing
inequalities and poverty in the EU“ der
EU-Generaldirektion für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (DG SANTE) macht
deutlich, dass Gesundheit ein Grundpfeiler für soziale Teilhabe und
wirtschaftliche Stabilität ist.
Herausforderungen und Ungleichheiten
Die Unterschiede in der Versorgung innerhalb
und zwischen den EU-Mitgliedstaaten sind erheblich. In wirtschaftlich
schwächeren Regionen fehlt es oft an Infrastruktur und medizinischem Personal.
Finanzielle Hürden wie Zuzahlungen können dazu führen, dass Menschen notwendige
Behandlungen vermeiden. Digitale oder geografische Barrieren verschärfen die
Ungleichheit. Diese mindert nicht nur die individuelle Lebensqualität, sondern schwächt
auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Gesundheitsausgaben sind Investitionen
Der Bericht betont, dass Ausgaben für
Gesundheitsversorgung als Investition in die Zukunft verstanden werden müssen.
Vor allem Prävention, Früherkennungsprogramme und Gesundheitsbildung können
langfristig sowohl die Lebensqualität verbessern als auch Kosten im System
reduzieren. Solidarisch finanzierte Gesundheitssysteme tragen am stärksten dazu
bei, Chancengleichheit zu fördern und die Produktivität der Gesellschaft zu
steigern. Sie sind damit nicht nur ein Instrument der Armutsbekämpfung, sondern
auch ein Motor wirtschaftlicher Stabilität.
Politische Handlungsempfehlungen
Die Autoren sprechen sich dafür aus, die
öffentliche Gesundheitsversorgung zu stärken und gezielt Barrieren für
benachteiligte Gruppen abzubauen. Mobile Kliniken, niedrigschwellige Angebote
und sprachliche Vermittlungsdienste können dazu beitragen, den Zugang zu
verbessern. Zudem sollte Gesundheitspolitik stärker mit Sozial- und
Arbeitsmarktpolitik verzahnt werden, da Armutsbekämpfung nur im Zusammenspiel
mehrerer Politikfelder gelingen kann.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf einer
besseren Datenerhebung über Gesundheitsungleichheiten auf EU-Ebene, um
evidenzbasierte Entscheidungen zu ermöglichen. Gefordert wird außerdem eine
engere Kooperation zwischen den Mitgliedstaaten, da Probleme wie
Medikamentenpreise oder Fachkräftemangel nur gemeinsam lösbar sind. Hierbei käme
der Europäischen Kommission eine koordinierende Rolle zu, um Transparenz zu
schaffen und solidarische Lösungen voranzutreiben.
Gesundheit – ein gemeinsames Gut
Der Bericht endet mit einem Appell, Gesundheit
als gemeinsames europäisches Gut zu begreifen. Eine gerechte, solidarische und
präventive Gesundheitspolitik könne nicht nur Armut bekämpfen, sondern auch das
Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die europäische Integration stärken.
Investitionen in die Gesundheitsversorgung seien damit keine Belastung, sondern
eine Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche
Widerstandsfähigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.