Eurostat gibt Zahlen zu Arbeitsunfällen in Europa bekannt.

FL/SW – 10/2018

Das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) legte vor Kurzem im Rahmen der Datenerhebung zur europäischen Statistik über Arbeitsunfälle (ESAW) Ergebnisse in Bezug auf nicht- tödliche Arbeitsunfälle und Arbeitsunfälle mit Todesfolge im Beobachtungszeitraum 2014-2015 vor.  

 

Ein Arbeitsunfall wird dabei definiert als ein Ereignis im Verlauf der Arbeit, das zu physischen oder psychischen Schäden führt. Als tödliche Arbeitsunfälle gelten solche, die innerhalb eines Jahres nach dem Unfall zum Tod des Opfers führen.  

Anzahl der Arbeitsunfälle

Nicht-tödliche Arbeitsunfälle sind definiert als solche, die mindestens vier Tage Abwesenheit von der Arbeit umfassen. Oft sind sie mit erheblichem Schaden für die betroffenen Arbeitnehmer und ihre Familien verbunden und können dazu führen, dass Menschen mit einer dauerhaften Behinderung leben müssen.  

 

Im Jahr 2015 ereigneten sich nach Angaben von Eurostat über 3,2 Millionen nicht-tödliche und 3.876 tödliche Arbeitsunfälle in der EU. Die Gesamtzahl der nicht-tödlichen Arbeitsunfälle sank zwischen 2014 und 2015 leicht um 0,3%. Im Gegensatz dazu gab es aber ca. hundert tödliche Arbeitsunfälle mehr als im Vorjahr.  

 

Männer erlitten häufiger einen Unfall bei der Arbeit als Frauen. So betrafen mehr als zwei Drittel der nicht-tödlichen Arbeitsunfällen im Jahr 2015 Männer. Bei tödlichen Arbeitsunfällen war der Unterschied sogar noch größer, hier betrafen 19 von 20 tödlichen Unfällen Männer. 

 

Ein Grund dafür könnte laut Eurostat die unterschiedlich gefahrgeneigte Art der Arbeit sein, denen Frauen und Männer nachgehen. So gebe es beispielsweise im Bergbau, im verarbeitenden Gewerbe oder im Bausektor, die eher von Männern dominiert würden, wesentlich mehr Unfälle. Zudem arbeiten Frauen häufiger auf Teilzeit-Basis, so dass sich durch die kürzere Zeit am Arbeitsplatz die Unfallwahrscheinlichkeit verringere. 

Inzidenzraten

Eine andere Form der Darstellung der Statistik der Arbeitsunfälle ist die sogenannte Inzidenzrate, d.h. die Anzahl der Arbeitsunfälle in Relation zur Anzahl der Beschäftigten. Durchschnittlich wurden 1,83 tödliche Arbeitsunfälle pro 100.000 Erwerbstätige in der EU verzeichnet. Dabei variiert die Zahl der tödlichen Unfälle innerhalb Europas stark. So lag die Inzidenzrate in Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Schweden und den Niederlanden 2015 bei weniger als eins. In Portugal, Bulgarien und Litauen waren es mehr als 3,50 tödliche Unfälle pro 100.000 Beschäftigte. Die höchste Inzidenzrate unter den EU-Mitgliedstaaten wurde mit 5,56 pro 100.000 Beschäftigte in Rumänien verzeichnet.  

 

Auch die Zahl der nicht-tödlichen Arbeitsunfälle wurde anhand der Inzidenzrate ausgewertet. Innerhalb der EU-Mitgliedstaaten ergaben sich im Durchschnitt 1.513 dieser Unfälle pro 100.000 Beschäftigte im Jahr 2015. Hier wiesen Rumänien und Bulgarien die geringste Inzidenzrate auf, während Frankreich mit über 3.160 die höchste Anzahl aufwies. Ein Grund hierfür könne die fehlende Meldung solcher Arbeitsunfälle sein, insbesondere, wenn für die Opfer finanziell kein Anreiz für eine Meldung bestehe.  

Standardisierte Inzidenzraten

Beim Vergleich von Daten zwischen Ländern können die vorher genannten „einfachen Inzidenzraten“ schwierig zu interpretieren sein, da sich die Art der Tätigkeiten je nach Struktur der Wirtschaft unterscheiden, was wiederum Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls hat. 

 

So unterscheide sich die Anzahl von Arbeitsunfällen stark von Branche zu Branche. Mehr als zwei Drittel aller tödlichen Arbeitsunfälle würden sich in den Gewerbezweigen Bau, Produktion, Transport und Lagerung sowie Land-, Forstwirtschaft und Fischerei ereignen. Im Gegensatz dazu seien tödliche Arbeitsunfälle im Dienstleistungssektor vergleichsweise selten, während nicht-tödliche Unfälle z.B. häufig im Groß- und Einzelhandel oder im Gesundheits- und Sozialwesen auftreten. 

 

Um dies zu erklären, würden „standardisierte Inzidenzraten“ berechnet, bei denen davon ausgegangen werde, dass die relative Größe einer wirtschaftlichen Aktivität innerhalb einzelner Volkswirtschaften der innerhalb der gesamten EU-28 entspricht. Diese „standardisierten Inzidenzraten“ würden insofern einen eher neutralen Vergleich der Gesundheits- und Sicherheitslage in den verschiedenen Ländern ermöglichen. 

 

Auf dieser Grundlage ergaben sich im Jahr 2015 EU-28 weit durchschnittlich 2,38 tödliche Unfälle und 1.642 nicht-tödliche Unfälle pro 100 000 Beschäftigte. Die höchste standardisierte Inzidenz tödlicher Arbeitsunfälle wurde in Rumänien mit 7,49 Todesfälle pro 100 000 Beschäftigte verzeichnet. Portugal, Luxemburg, Bulgarien, Litauen, Österreich und Lettland folgten mit standardisierten Raten im Bereich von 4,1-4,7 tödlichen Arbeitsunfällen pro 100 000 Beschäftigten. Am anderen Ende der Skala verzeichnete die Niederlande die niedrigste standardisierte Inzidenzrate unter den Mitgliedstaaten mit 0,76 tödlichen Arbeitsunfällen pro 100 000 Beschäftigten. 

Arbeitsunfallstatistik in Deutschland

Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) veröffentlicht zweimal im Jahr Statistiken zu Arbeitsunfällen der gewerblichen Wirtschaft und der öffentlichen Hand. Im ersten Halbjahr 2018 ereigneten sich demnach 441.295 Arbeitsunfälle, die eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen oder den Tod zur Folge hatten. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl um 1,9% gestiegen. Dabei führten 206 Unfälle, d.h. 7,6% weniger als im Vorjahr zum Tode.  

 

Die DGUV verfolgt mit der „Vision Zero“ das Ziel einer Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen. Höchste Priorität hat dabei die Vermeidung tödlicher und schwerer Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten. Das Ziel von Null Unfällen soll durch einen umfassenden Ansatz erreicht werden, bei dem Ziele formuliert und vereinbart werden, der sich an Gefährdungen orientiert und bei dem alle Umstände der Entstehung von Unfällen bei der Arbeit und im Straßenverkehr, von Berufskrankheiten und von arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren betrachtet werden. 

 

Weitere Informationen zur Analyse von Eurostat sowie die ausführliche Statistik der DGUV finden Sie hier.