
EU sensibilisiert für Antibiotikaresistenzen
Europa soll bei der Bekämpfung antimikrobieller Resistenz eine Vorreiterrolle einnehmen.
MS/FL – 11/2018
Anlässlich des Europäischen Tages der Sensibilisierung für Antibiotikaresistenz veröffentlicht die Kommission die
Ergebnisse einer neuen Eurobarometer-Studie zum Wissensstand der Öffentlichkeit
über Antibiotika und den allgemeinen Tendenzen bei ihrer Verwendung. Der Studie zufolge gaben 32% der Befragten an, in den
vergangenen zwölf Monaten Antibiotika eingenommen zu haben. Bei der Umfrage von
2009 waren es noch 40%. In vielen Fällen wurde Antibiotika jedoch
unnötigerweise eingesetzt: So wurden 20% der Antibiotika zur Behandlung
einer Grippe oder Erkältung eingenommen. 7% der Befragten nahmen die
Antibiotika ohne ärztliche Verschreibung ein. 66% wussten, dass
Antibiotika bei Erkältungen keine Abhilfe schaffen. 43% waren sich
bewusst, dass Antibiotika nicht gegen Viren wirken. Mehr als zwei Drittel der
Befragten würden gern besser über Antibiotika informiert.
Als Reaktion darauf erklärte Kommissar
Vytenis Andriukaitis:
„Die Ergebnisse dieses
Eurobarometers zeigen, dass größere Anstrengungen vonnöten sind, um die
europäischen Bürger stärker für Antibiotika zu sensibilisieren und sie besser
zu informieren“.
Neue EU-Regelungen zu Tierarzneimittel und Arzneifuttermittel
Das Europäische
Parlament stimmte am 25. Oktober 2018 mit einer großen Mehrheit für die im Tierarzneimittel-Paket enthaltene Verordnung zum restriktiveren Einsatz von Antibiotika. Die geplanten europäischen Rechtsvorschriften
über Tierarzneimittel und Arzneifuttermittel sehen eine große Bandbreite an
konkreten Maßnahmen zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenz und zur Förderung
eines umsichtigen und verantwortungsvollen Umgangs mit antimikrobiellen Mitteln
vor.
Ab 2022 wird es in der EU verboten sein, antimikrobielle Mittel für die
Förderung des Wachstums von Tieren zu verwenden und antimikrobielle Mittel
präventiv über Arzneifuttermittel oder präventiv an Gruppen von Tieren zu
verabreichen. Des Weiteren müssen Drittstaaten bei Einfuhren in die EU das
Verbot antimikrobieller Mittel als Wachstumsförderer sowie die Beschränkungen
für antimikrobielle Mittel, die dem menschlichen Gebrauch vorbehalten sind, beachten.
Durch die neuen EU-Verordnungen sollen die europäischen Verbraucher
besser vor dem Risiko geschützt werden, dass sich antimikrobielle Resistenzen
infolge der Einfuhr von Tieren oder von Erzeugnissen tierischen Ursprungs
ausbreiten.
Der
gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion Peter Liese (CDU) erklärte hierzu:
„Der andere
große Teil des Problems besteht in der unkritischen Anwendung von Antibiotika
in der Humanmedizin und der Hygiene in den Krankenhäusern. Europa hat hier eine
Verantwortung. So brauchen wir zum Beispiel dringend neue Anreize für die
Entwicklung neuer Antibiotika und es ist sehr bedauerlich, dass die Europäische
Kommission dazu immer noch keinen Vorschlag vorgelegt hat.“
Hintergrund
Angesichts der Tatsache, dass antimikrobielle
Resistenz eine große Gefahr auf europäischer und auf globaler Ebene darstellt,
ist eine internationale Zusammenarbeit hierbei von größter Bedeutung. Laut der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) sterben in der Europäischen Union jährlich ca. 25.000 Menschen aufgrund
von antibiotikaresistenten Keimen. Berechnungen in Europa, Nordamerika und
Australien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) zeigen, dass bis zum Jahr 2050 gut 2,4 Millionen Menschen durch
multiresistente Keime oder Bakterien sterben können. Die WHO warnt bereits
davor, dass Antibiotika in naher Zukunft keine Wirkung mehr zeigen, falls der
Einsatz nicht stärker kontrolliert werde.
Auch das Umweltbundesamt zeigt sich
besorgt. Die Behörde hält es für ein großes Problem, dass sowohl
Antibiotikawirkstoffe als auch resistente Keime in die Umwelt gelangen würden,
insbesondere durch die Verbreitung über die Dünger. Über Lebensmittel oder
Badegewässer könnten die Gefahren dann in den menschlichen Organismus gelangen.
Weitere
Informationen (in englischer Sprache) zu Antibiotikaresistenzen unter diesem Link.