Belgien: Regisseurberuf lohnt sich kaum
In vielen Staaten der EU fallen Künstlerinnen und Künstler durch die Maschen der sozialen Sicherheitssysteme.
GD/AD – 02/2019
Der bekannte belgische Regisseur Guillaume Senez brachte die Problematik
seines Landes in einem Bericht der Zeitung „Le Soir“ auf den Punkt:
das Verarmungsrisiko sei demnach so hoch, dass es sich junge Leute „massiv“
überlegen müssten, den Beruf des Regisseurs überhaupt zu ergreifen. Senez macht dies für
den verbreiteten Fall fest, dass der oder die Regisseurin nicht über große Einkünfte verfügt.
Selbst mit vielen Preisen ausgezeichnet, weist er nach, wie
rasch angesichts einer unscharfen Rechtslage und eines nicht
zielgruppengerechten Regelungswerkes der Unterstützungsleistungen Verarmung
drohe. Nach seiner Auffassung glaubten viele Politiker, dass angesichts der Aufwändungen
für europäische Filme („non-Hollywood-Filme“), die bei Senez zwischen einer und
drei Millionen EUR liegen, ein nicht unbeträchtlicher Teil der Finanzmittel beim
Regisseur verbliebe; dies stimme so nicht. Vielmehr seien zahlreiche Regisseure
und Regisseurinnen arbeitslos. Ihre Rechtslage sei unbefriedigend.
Als Selbständige unterlägen sie zwar in Belgien der Sozialversicherung,
allein ihr Status sei unscharf und den Realitäten nicht entsprechend abgebildet.
Das herrschende Kumulationsgebot zwischen einerseits Leistungen der
Arbeitslosenversicherung und andererseits Autorenvergütungen aus Rechten für
vergangene Tätigkeiten – überstiegen diese 4.190,16 EUR pro Jahr, so käme es zu
einer Anrechnung auf die Leistungen – müsse fallen.
Die Wirklichkeit eines Filmregisseurs sei durch durchmischte
Tätigkeiten bestimmt. Auch seien Angestelltenverhältnisse meistens projektbezogen
und im Unterschied zu anderen Arbeitnehmern oft in Wochen eher zu messen als in
Jahren. Die Mischung von Einkommensarten, etwa durch Zufluss von Tantiemen für
Rechte und geistiges Eigentum sei - jedenfalls bei erfolgreichen Künstlern - die
Realität. Die Mehrzahl der belgischen Filmregisseure verdiene nach Senez
Aussagen zwischen 20.000 und 30.000 EUR brutto pro Jahr. Davon allein sei ein
wirtschaftliches Überleben einer Familie ohne soziale Ergänzungsleistungen kaum
möglich.
Zudem fordert er eine Vereinfachung der Erlangung des administrativ
wirksamen Status („Stufe III“) als amtlich anerkannter „Künstler“, in dem die
jetzt geltenden engen Vorbedingungen und Nachweispflichten entfallen sollen.
Kultur stünde immerhin in Belgien für rund 4,8 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes, so Senez.